Pfoten weg vom Pilz!

Schwabach - Als das Café Nobis dicht gemacht hat, da dachte ich noch: Schade, aber wenn keiner mehr tanzt. Gerade ist die Landsknechtsbrücke pulverisiert worden: Aber die war eh hässlich. Demnächst schaltet das Scala den Projektor für immer ab: Naja, wir haben ja noch das Luna.

Aber jetzt wird es zu viel. Definitiv und absolut: Stadtgärtner Thomas Mulzer will in die Pilze gehen. Genauer: in den Pilz. In den einzigartigen Fliegenpilz aus Holz. Er erwägt, ihn abzusägen, weil er diesen Teil des Stadtparks in einen „Städtepartnerschaftspark“ umgestalten will. Rechtzeitig zum Les-Sables-Jubiläum 2015. Dafür ist ihm jedes Mittel recht. Dafür opfert er sogar ein Schwabacher Wahrzeichen.

Wir sagen: Halte ein, unbarmherziger Thomas, erhebe Deine Kettensäge nicht gegen den wehrlosen Pilz! Dezimiere nicht die Gattung der Wulstlinge!

Bedeutet Dir der Pilz denn gar nichts? Warst Du nie jung?

Dieser Pilz ist ein begehbares Museum. Er erwuchs, als man junge Damen noch betören musste, statt ihnen debile Smileys aufs I-Phone zu twittern. Ein Schauplatz manchen Sommernachtstraums, tief verwurzelt im kollektiven Gedächtnis der Stadt. Dieser Pilz ist alles andere als giftig. Er ist süß und anziehend, eine verlockende Verheißung. Wie viele Liebesschwüre wurden dort ins Ohr gehaucht? Wie viele Küsse geschmatzt? Wie viele Herzen ins Holz geritzt? Und dann schickt der Stadtgärtner sein brutales Abholzkommando und lässt den Pilz in seinem Totholzgarten verwesen.

Schlimm genug, dass bereits das wunderbare Feuerwehrauto auf dem Ostanger schon vor langen Jahren den Weg allen Pressbaren hat gehen müssen. Aber der Pilz bleibt!

Mensch Mulzer, können Sie nicht einfach weiter Wildschweine auf Kreisverkehrsinseln züchten? Müssen Sie die schönsten Erinnerungen in Sägemehl auflösen? Was kommt denn als nächstes? Wollen Sie den Pavillon verschrotten? Und die Alte Linde zerhäckseln?

Lieber Herr Mulzer, wir appellieren an Sie! Wir bitten Sie! Wir flehen Sie an! Wir werfen uns vor Ihnen auf die Knie in einem Komposthaufen Ihrer Wahl!

Verschonen Sie den Pilz!

Und außerdem: Was könnte sinnbildlicher sein für einen Partnerschaftspark? Unter dem lauschigen Pilzhut mit einer hübschen Sablaiserin eine türkische Pizza schlemmen, mit griechischem Wein anstoßen und ziemlich beste Freunde werden: So geht Völkerverständigung!

Deshalb nochmal, damit das ganz klar ist: Pfoten weg vom Pilz!