Post-Streik: Nur der Expressbrief kommt schnell an

4.7.2015, 08:05 Uhr
Post-Streik: Nur der Expressbrief kommt schnell an

© Foto: Arno Heider

Das Amtsgericht Schwabach ist mit diesem Problem nicht allein. Die Geschäftspost vieler Kunden bleibt liegen, Briefe mit Rechnungen werden nicht zugestellt, Widerspruchsfristen können ablaufen.

Eine Leserin des Schwabacher Tagblattes fragte diese Woche an, ob in der Region nur Schwanstetten bestreikt werde. Seit fast vier Wochen würden nämlich in Schwand keine Briefe und Päckchen mehr zugestellt, berichtete sie.

Die Gemeindeverwaltung in Kammerstein hat ebenfalls seit über drei Wochen keine Post mehr bekommen und forderte die Bürger durch Mitteilung in unserer Zeitung auf, in dringenden Angelegenheiten per E-Mail, Fax oder Telefon Kontakt mit der Verwaltung aufzunehmen.

Strafe statt Geburtstagsgruß

Eine weitere Leserin, die zehn Tage keinen Briefträger mehr gesehen hatte, ärgerte sich, dass sie zehn Tage keine Post mehr bekam, ihr aber am 27. Juni eine Verwarnung der Kommunalen Verkehrsüberwachung – abgestempelt vier Tage vorher – zugestellt wurde. „Meine Geburtstagsglückwünsche zum 28. Juni liegen wahrscheinlich noch im Nirwana“, schrieb sie an die Redaktion. Da müsse sie ja aber auch nichts dafür zahlen.

„ver.di erzählt uns nicht, wann und wo gestreikt wird“, sagt der Pressesprecher der Deutschen Post/DHL, Erwin Nier, auf Anfrage des Tagblattes. „Wir sind dadurch nicht Herr des Geschehens, aber wir versuchen, mit verbeamteten Kollegen und Aushilfen so viel Briefe und Päckchen zuzustellen wie nur irgendwie geht.“ Bundesweit im Durchschnitt 80 Prozent der Sendungen würden in „angemessener Zeit“ zugestellt, bleibt Nier bei einer von ver.di kritisierten Zahl; zwei bis drei Tage sind damit gemeint. „Wir bemühen uns schon, so viel wie möglich rauszubekommen, aber mehr als zehn Stunden darf halt nicht gearbeitet werden“, sagt der Pressesprecher.

„Wer sicherstellen will, dass fristgebundene Post zugestellt wird, dem bleibt nur die Möglichkeit, den Expressdienst in Anspruch zu nehmen, sagt Erwin Nier. Der Expressbrief bis 500 Gramm koste dann zwar 10,90 Euro, aber er habe „eine garantierte Laufzeit von heute auf morgen.“

Hohe Streikbeteiligung

Wenn, wie im Fall Schwanstetten oder Kammerstein der Zusteller seit über drei Wochen ausbleibt, dann liege es an der hohen Streikbeteiligung der Beschäftigten in diesen Zustellbezirken, sagt der Pressesprecher der Deutschen Post.

Wohl könne man Beamte in Gebieten einsetzen, die bestreikt werden, sagt Nier. Das sei am Donnerstag erneut höchstrichterlich bestätigt worden. „Man kann jetzt aber auch keine Beamten und Aushilfen losschicken, die absolut keine Ortskenntnisse haben“, wirbt Erwin Nier um Verständnis.

Keine Kommentare