Putz löst sich aus Rathausfassade: Passantin verletzt

13.7.2017, 05:58 Uhr
Das Rathaus ist auf der Marktplatzseite eingezäunt. Ganz links neben dem Bogen ist das Wappen zu erkennen, das Elke May fotografierte, als der Stein sie traf.

© Andrea Ungvari Das Rathaus ist auf der Marktplatzseite eingezäunt. Ganz links neben dem Bogen ist das Wappen zu erkennen, das Elke May fotografierte, als der Stein sie traf.

Um kurz vor 18 Uhr stand Elke May vor dem Rathaus und fotografierte das Schwabacher Stadtwappen. Ihre neunjährige Tochter hatte in der Schule den Auftrag bekommen, ebendieses Wappen in der Stadt ausfindig zu machen. Elke May hatte außerdem ihre zweite, neun Monate alte Tochter im Kinderwagen dabei.

Plötzlich löste sich zwischen den Holzbalken des Fachwerkbaus der Putz. May hatte den Kinderwagen gerade ein Stück nach vorne geschoben – zum Glück, so blieb ihre Tochter unverletzt. May allerdings trafen Brocken am Kopf, an der rechten Schulter und am rechten Fuß. "Ich dachte zuerst, es wäre ein Blumentopf aus Ton gewesen", beschreibt die 39-Jährige den Vorfall. Der Schrecken ist ihr auch zwei Tage später noch deutlich anzumerken.

Es war knapp

"Ich war geschockt, habe gezittert und natürlich gleich nach meiner Tochter geschaut." Keines der Kinder hat etwas abbekommen. Es war allerdings knapp: Der Schiebegriff des Kinderwagens ist so verbogen, dass man den Wagen nicht mehr lenken kann.

Elke May wurde mitsamt Kindern von Passanten ins Rathaus gebracht, schnell trafen Sanitäter und die Polizei ein. Die Schwabacherin kam kurzzeitig ins Krankenhaus, dort wurde eine leichte Gehirnerschütterung festgestellt, eine Platzwunde trug sie nicht davon.

Noch am Montag wurde die komplette Marktplatzseite des Rathauses sicherheitshalber eingezäunt. Am Dienstag sahen sich laut Marion Pufahl vom Schwabacher Presseamt Mitarbeiter des städtischen Gebäudemanagements das Ganze genauer an und fanden prompt einige weitere Stellen, an denen der Putz brüchig war. Diese wurden teilweise schon entfernt, zwei schwarze Löcher klaffen nun in den Räumen zwischen den Holzbalken, den sogenannten Ausfachungen.

"Wir warten ab"

Elke Mays Ehemann hatte bereits Kontakt zum Schwabacher Rechtsamt. Schließlich ist die Stadt als Eigentümerin für die Sicherheit des Gebäudes verantwortlich. Man werde, so May, der Stadt ein Attest zukommen lassen, möglicherweise auch eine Rechnung wegen des kaputten Kinderwagens.

Auf mögliche weitere, rechtliche Schritte angesprochen, sagt May: "Wir warten jetzt erst einmal ab." Marion Pufahl bestätigt den Kontakt und betont: "Die Stadt ist versichert, die Schäden werden abgegolten."

Aber wie geht es mit dem Rathaus weiter? Schließlich wäre es äußerst ärgerlich, wenn das Bürgerfest in einer Woche vor einem eingezäunten Rathaus stattfinden müsste. Heute soll laut Pufahl eine Firma die Fassade untersuchen und entscheiden, ob man mit einem Netz die Sicherheit der Passanten gewährleisten kann. Dann konnte man wenigstens vorübergehend den Bogengang wieder betreten.

Regelmäßige Prüfung

Ursprünglich war – das macht die Sache besonders unglücklich – bereits ein Termin für Ende Juli vereinbart, an dem die Rathauswand untersucht werden sollte. Bei einem Gebäude, das aus verschiedenen Materialien besteht – in diesem Fall Holz, Putz und Stein –, ist es nicht ungewöhnlich, dass derartige Schäden auftreten. Deshalb prüfe man regelmäßig die Fassade, besonders nach dem Winter, so Pufahl.

Ob der für Ende Juli vereinbarte Termin notfalls vorgezogen werden kann, konnte Pufahl gestern noch nicht sagen. So bleibt zunächst offen, ob die Schäden noch vor dem Bürgerfest behoben werden können.

Putz löst sich aus Rathausfassade: Passantin verletzt

Für Elke May steht jedenfalls fest, dass sie – trotz Gehirnerschütterung und noch immer starken Kopfschmerzen – großes Glück gehabt hat. Oder anders ausgedrückt: "Wir hatten einen Schutzengel"

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