Recyclinghof: Beschwerde über „unzumutbare Wartezeiten“

22.8.2014, 08:06 Uhr
Recyclinghof: Beschwerde über „unzumutbare Wartezeiten“

© Foto: Wilhelm

Lothar Bittner ist verärgert. So verärgert, dass er sich nicht nur an das Schwabacher Tagblatt mit der Bitte wendet, doch einmal einen genauen Blick auf den Recyclinghof (Entsorgungs-Zentrum-Schwabach) zu werfen. Seinen Unmut machte er auch in einem Brief an OB Matthias Thürauf sowie an CSU, SPD, Grüne und Freie Wähler Luft.

Lange Schlange

Der Grund: „Unzumutbar lange Wartezeiten vor der Einfahrt des Recyclinghofes“ in der Hirschenholzstraße, wie er schreibt. Bittner schildert eine Szene vom Dienstag vergangener Woche. Als er gegen 10.30 Uhr zum Recyclinghof fährt, fällt ihm erneut ein Missstand auf, den er „in den vergangenen Monaten wiederholt“ beobachtet habe: Vor dem Eingang stauen sich die Fahrzeuge bis zurück in die Hirschenholzstraße.

Eine Situation, bei der Verkehrsunfälle nicht ausgeschlossen seien.

Nach etwa 15 Minuten Wartezeit will Lothar Bittner die Müllabgabe beschleunigen. Deshalb steigt er aus und möchte „die Kleinteile zu Fuß“ zu den Containern bringen. Daraufhin aber stoppt ihn ein Mitarbeiter mit dem Hinweis auf die Unfallgefahr. Weiteren Bürgern sei es ebenso ergangen. Daraufhin entwickelt sich ein Gespräch, dessen Verlauf Bittner veranlasst, sich telefonisch beim Umweltamt der Stadt zu beschweren. Dort aber erhält er die selbe Antwort. Lothar Bittner empfindet dies als „lapidar“. Er hat den Eindruck, es gebe „keinerlei Bereitschaft, die Beschwerde ernst zu nehmen“.

Dies ärgert ihn umso mehr, als dass „ein Teil der Zutrittsprobleme hausgemacht“ seien. Denn seit Monaten stehe ein Container in der Einfahrt, der die Ein- und Ausfahrt zusätzlich erschwere.

Bittner nennt zudem ein positives Beispiel: Im Recyclinghof der Stadt Nürnberg in der Regensburger Straße sind Ein- und Ausfahrt getrennt. „Das Ganze läuft spürbar geordneter“, schreibt Lothar Bittner und fragt: „Wieso geht das nicht in Schwabach?“

Fazit seines Briefs: Mit einem „Ist halt so“ seien jedenfalls „noch nie Probleme gelöst worden“.

Einzelmeinung?

Seit seiner Eröffnung vor vier Jahren hat sich noch kein Bürger beim Tagblatt über den Recyclinghof beschwert. Ist Lothar Bittners Kritik nun eine Einzelmeinung? Oder doch der Hinweise auf ein dringenden Verbesserungsbedarf?

Eine Nachfrage bei der Pressestelle der Stadt führt zu einer großen Gesprächsrunde. Mit dabei sind Knut Engelbrecht, der zuständige Stadtrechtsrat, Umweltamtsleiter Markus Baumeister, Gisela Kaltenbach von der Stadtdienste GmbH, die den Recyclinghof im Auftrag der Stadt betreibt, und Julia Wilmer, die Pressesprecherin der Stadtwerke. Schon
diese Besetzung ist eine erste Botschaft: Bürgerbeschwerden werden sehr wohl ernst genommen.

Inhaltlich aber können die Verantwortlichen Bittners Verägerung allenfalls bedingt nachvollziehen.

„Positive Rückmeldung“

„In den alten Recyclinghof im Eichwasen wäre ich mit einem neuen Auto nicht reingefahren“, erinnert Markus Baumeister an die unzumutbare Enge. Da sei die Kritik zahlreich und berechtigt gewesen. „Aber seit dem Umzug bekommen wir, von Kleinigkeiten abgesehen, ausschließlich eine positive Rückmeldung der Bürger über den Recyclinghof.“ Es komme vor, dass erst erklärt werden müsse, dass Sperrmüll zwar frei, Restmüll aber kostenpflichtig ist. „Doch Kritik wie die von Herrn Bittner ist neu.“

Und das wäre ja kaum so, würden viele Kunden ständigen Anlass zur Verärgerung haben, ergänzt Gisela Kaltenbach. Sie stellt sich ausdrücklich vor ihr fünfköpfiges Recyclinghof-Team. Unfreundliche Mitarbeiter? „Überhaupt nicht.“

Appell an Bürger

Allerdings räumen die Verantwortlichen ein, dass es die von Bittner beschriebenen langen Staus tatsächlich gibt. „Die kommen zu den Stoßzeiten am Dienstag- und Samstagvormittag nach der Öffnung um 10 Uhr durchaus vor“, berichtet Gisela Kaltenbach. „Deshalb appellieren wir an die Bürger, diese Zeiten wenn möglich zu meiden“, so Baumeister.

Ein Appell und sonst nichts? Für weitere Konsequenzen sehen die Verantwortlichen weder Anlass noch einen Ansatz.

„Nie ganz vermeidbar“

„Insgesamt läuft der Recyclinghof wunderbar“, betont Baumeister. „Selbst wenn wir früher aufmachen, würden wir Stoßzeiten nie ganz vermeiden können“, sagt Gisela Kaltenbach. Natürlich seien Staus bis in die Hirschenholzstraße nicht gewünscht. Doch sei die Situation nun auch nicht dramatisch. „Wenn das so wäre, hätten wir viel mehr Beschwerden.“

Auch Knut Engelbrecht findet die Kritik überzogen: „Wir können das Angebot nicht auf den Höchststand einstellen. Schon jetzt haben wir durchgehend offen.“

Und mehr Personal? Das jetzige Team komme gut klar, sieht Gisela Kaltenbach keinen echten Bedarf. Knut Engelbrecht erinnert zudem an einen einfachen Zusammenhang: Mehr Personal bedeute in der Konsequenz höhere Müllgebühren. Denn schon jetzt schieße die Stadt für den Recyclinghof rund eine halbe Million Euro zu.

„Risiko minimieren“

„Hausgemachte Probleme“, wie sie Lothar Bittner moniert, sieht man ebenfalls nicht. Stichwort Sicherheit: „Wir müssen das Risiko minimieren. Deshalb wollen wir nicht auch noch Fußgänger zwischen den Autos“, erklärt Gisela Kaltenbach.

Auch der Container sei bewusst so platziert: „Im Normalbetrieb ist er ohnehin kein Problem. Und wenn viel los ist, sorgt er für eine Entschleunigung. Die ist gewollt.“

Selbst den Vergleich mit Nürnberg sieht man gelassen. „Jeder Recyclinghof ist an das jeweilige Gelände angepasst. Auch in Nürnberg gibt es nicht überall eine eigene Ein- und Ausfahrt“, sagt Gisela Kaltenbach. „Unser neuer Recyclinghof ist deutlich großzügiger geworden.“

Die Öffnungszeiten: Dienstag bis Freitag von 10 bis 17 Uhr, Samstag von 9 bis 15 Uhr.

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