Rednitzhembach: Abschluss mit Rap und Chor

25.7.2017, 05:58 Uhr
Rednitzhembach: Abschluss mit Rap und Chor

© Foto: Robert Schmitt

"Vom Dunkel ins Licht." So hatten die Mittelschüler ihren selbstgeplanten, -vorbereiteten und -organisierten letzten Schulauftritt genannt. Ohne allerdings zu erklären, was damit ganz genau gemeint war. Vom Verlauf der Feier her und den Beiträgen der Jugendlichen dazu ist es indes gewiss erlaubt zu mutmaßen. 41 Abschlussschülerinnen und -schüler waren wohl davon überzeugt, dass sie die Mittelschule Rednitzhembach ein gutes Stück voran gebracht hat. In der Bildung, beim Erwachsen werden und beim Erwerb von Fähigkeiten, die auf dem Arbeitsmarkt unerlässlich sind.

Dabei sind die 41 Prüflinge alles andere als homogen zu nennen. 21 kommen aus der 9a, einer herkömmlichen Mittelschulklasse, die Joscha Falk drei Jahre als Klassenleiter unterrichtet hat. Alle haben den Abschluss geschafft, 14 davon den Quali.

Elf Jugendliche sind Mitglied der einzigen Praxisklasse im Landkreis Roth. Dort haben drei junge Menschen, die anderswo schon Schwierigkeiten hatten, ihre letzte Chance auf einen schulischen Bildungsabschluss genützt. Alle haben aber einen Ausbildungsplatz oder besuchen eine weiterführende Schule. Klassenleiter Wolfgang Ebeling und Dipl-Pädagogin Gabriele Krupka haben diesen Erfolg gemeinsam erreicht.

"Guter Job"

Neun weitere Absolventen sind jugendliche Asylbewerber, die zwar schon fortgeschritten im Deutschen sind, zum Teil aber erst relativ kurze Zeit in der Bundesrepublik leben. Von ihnen haben sieben den Abschluss der Mittelschule geschafft. Diese Zahlen untermauern die zweite Einschätzung des Neuntklässlers Daniel Cipras. "Unsere Lehrer haben einen guten Job gemacht", stellte er fest. Bester Prüfungsabsolvent war Joel Kaßeckert aus Schwanstetten mit einem Schnitt von 1,9.

"Seid stolz und bleibt neugierig", rief Andrea Droglauer ihren scheidenden Schützlingen zu. "Glückwunsch und Dank an die Eltern", ergänzte die Schulleiterin.

Das gemeinsame Abschlussprojekt der Praxisklasse und der Übergangsklasse war ein Rap, dessen Texte und Choreographie von den Schülern selbst kreiert worden waren. Das Kunstprojekt ist vom Europäischen Sozialfonds und vom Landratsamt Roth gefördert worden. Mit Coach Robert Ketchum an der Seite präsentierten die Jugendlichen das außergewöhnliche Tanz- und Singprogramm gekonnt, selbstbewusst und mitreißend.

Sprache im Mittelpunkt

Den Abschluss bildete die Bourani-Hymne "Ein Hoch auf uns", die nicht nur der Chor auf der Bühne präsentierte. Nach und nach stimmte der gesamte Saal des Gemeindezentrums ein. Manche erhoben sich sogar.

Insgesamt spielte während der Feier gesungene wie auch gesprochene Sprache eine wichtige Rolle. Jugendliche aus Afghanistan, Syrien, Rumänien und Eritrea rappten in ihrer jeweiligen Muttersprache. Sabine Wolkersdorfer, Lehrerin in der Übergangsklasse, hielt eine Rede auf Persisch und Arabisch. "Ich wollte damit zeigen", erklärte die Pädagogin am Ende, "wie es sich anfühlt, wenn man in einem fremdsprachigen Land ist und nichts versteht."

Wolkersdorfer verabschiedete sich rührend von ihren Schülern. "Ich bin stolz auf Euch und werde Euch vermissen", sagte sie. Klassensprecher Mashalla Ahadi aus Afghanistan bedankte sich bei Wolkersdorfer für die Unterstützung und war sich mit den anderen Asyl-Jugendlichen einig: "Die Zeit hier war klasse."

Viele Gratulanten

Die Religionspädagoginnen Ulrike Hartwig und Brigitte Russer wünschten allen Schulabgängern einen "erfolgreichen eigenen Lebensweg, auf dem Euch der Glaube nicht abhanden kommen soll". Sindy Kramer vom Elternbeirat und Gemeinderatsmitglied Michaela Stahl vom Förderverein der Schule gratulierten ebenfalls. Bürgermeister Jürgen Spahl und sein Schwanstettener Kollege Robert Pfann schlossen sich in ihren Grußworten allen guten Wünschen an. Die drei Sparkassen-Förderpreise gingen an Daniel Cipra aus Leerstetten, Angelina Dennler aus Roth und Bassam Ali aus Büchenbach.

"Ein Hoch auf Euch" gab schließlich der hochgelobte Joscha Falk die Ehrerbietung seiner Schüler angemessen zurück. Zugleich erregte er mit einer sehr politischen Botschaft Aufmerksamkeit. "Alternative und neue Nazis drängen in die Parlamente", so Falk. "Seid mutige junge Menschen, die nicht auf die Lösungen dieser Prediger hören", lautete sein Appell an die Schülerinnen und Schüler.

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