Regen wäscht internationales Flair nicht weg

19.9.2011, 10:22 Uhr

Der 24-jährige Vize-Europameister des Vorjahres verwies nach 53 Kilometern den Schweizer Titelverteidiger Giuseppe Atzeni und dessen Landsmann Mario Birrer sicher auf die Plätze.

Nach internationalem Reglement wurde der Stand des Rennens bei Abbruch in der zweiten Hälfte der Distanz als Endstand gewertet. Ärgerlich auch für die treuen Steherfans, die gerne die volle Stundendistanz verfolgt hätten, zumal das Finale zwei Stunden vorher bereits nach einem ersten Start schon nach zehn Runden ebenfalls im Regen endete. Den Zuschauern, die mehrere Stunden geduldig ausharrten, entging außerdem der „Kleine Endlauf“, der ganz ins Wasser fiel und auch die geplante Geschwindigkeits-Rekordfahrt von Harald Elendt auf seinem Pedelec.

Die deutschen Finalisten Florian Fernow (Berlin), Timo Scholz (Leipzig) und Christoph Breuer (Huerth), die am Freitagabend in den drei Vorläufen einen sehr guten Eindruck hinterließen, konnten im Finale die Erwartungen der rund 2000 Zuschauer nicht erfüllen.

Den besten Eindruck hinterließ noch Christoph Breuer, der lange Platz drei verteidigte. Er fand jedoch bei seinen Teamkameraden, die nicht wie erhofft in Schwung kamen, nicht die nötige Unterstützung. Florian Fernow, war nach einer überstandenen Erkältung noch nicht wie gewohnt in Form. Außerdem musste der Deutsche Meister auch kurz vom Motor, nachdem sein Schrittmacher Peter Bäuerlein einen Reifenschaden am Hinterrad bemerkte und die Maschine wechselte.

Es lief nicht rund

Der zweifache Ex-Europameister Timo Scholz, mit 39 Jahren Senior des deutschen Teams, konnte nicht an frühere Erfolge anknüpfen: „Es lief heute einfach nicht wie sonst“, erklärte der Leipziger sichtlich enttäuscht im Ziel.

Bundestrainer Rainer Podlesch (Berlin) lobte zwar das harmonische Teamwork des deutschen Trios, das die Plätze vier, fünf und sechs belegte, doch zufrieden sein konnte der zweifache Ex-Weltmeister keinesfalls, nachdem es wie im Vorjahr für die deutschen Fahrer wieder nicht zu einem Podestplatz reichte.

Blamabel war die Leistung der internationalen Jury, die viel zu spät reagierte, als der bereits dreimal überrundete Holländer Matthé Pronk mit Schrittmacher René Kos — dem Vater des späteren Europmeisters – den bis dahin souverän führenden Schweizer Mario Birrer unfair blockierte. Erst als das Gespann Pronk/Kos wenige Minuten später auch Titelverteidiger Giuseppe Atzeni auf ähnliche Weise behinderte, erfolgte die Disqualifikation – zu spät für die Schweizer, die ihre Titelchancen bereits verloren hatten. Für sie war es ein schwacher Trost, dass der holländische Schrittmacher René Kos mit 1000 Schweizer Franken Geldstrafe und einer dreimonatigen Sperre bestraft wurde.

Schrittmacher-Legende Dieter Durst bemerkte dazu treffend: „Das kommt davon, wenn man Leute in der Jury einsetzt, die zwar alle möglichen Scheine des Europäischen Verbandes haben und mehrere Sprachen sprechen, aber vom Stehersport nicht die geringste Ahnung haben.“

Sehr wacker schlugen sich der Engländer James Holand-Leader mit dem Schwabacher Schrittmacher Rudolf Pühringer und der für Österreich startende gebürtige Berliner Andreas Müller mit seinem Wendelsteiner Schrittmacher Frank Schwarz.

Beide starteten am Freitagabend im dritten Vorlauf, der nach 54 der vorgesehenen 100 Runden ebenfalls wegen Regen abgebrochen werden musste. James Holland-Leader lag zu diesem Zeitpunkt auf Rang sechs, Andreas Müller auf dem vierten Platz. „Wir waren selbst überrascht, wie gut es bei uns lief, nachdem Andreas vorher nie ein Steherrennen gefahren hatte“, staunte Frank Schwarz über seinen Partner, der sich als langjähriger erfolgreicher Bahn-Allrounder auf Anhieb sehr wohl an der Rolle fühlte: „Ich könnte mir schon vorstellen, künftig auch öfter Steherrennen zu fahren“, sagte Andreas Müller, der sich zugetraut hätte, bei voller Distanz des Laufes noch den Holländer Bob Stöpler Platz drei abzunehmen und damit ins Finale zu kommen.

Großes Lob erhielt der Verein-Sportplatz von höchst offzizeller Seite durch die „UEC“ dafür, dass er seit Monaten die bislang größte internationale Veranstaltung in der Geschichte der traditionsreichen Bahn vorbildlich organisierte und vorbereitete: „Nur das Wetter können wir leider nicht selbst machen“, bedauerten Bahnchef Andreas Zentara und Sportleiter Horst Brom, die sich bei den vielen Besuchern für deren Geduld und Treue ganz herzlich bedanken möchten.

Neuauflage 2013

Trotz des unglücklichen Verlaufs am Wochenende versprachen beide spontan: „ Wir werden auch 2013 die Europameisterschaft bei uns am Keller durchführen. Vorher noch die Deutsche Meisterschaft im kommenden Jahr. Zunächst möchten wir die Steherfans jedoch zur EM-Revanche am 2. Oktober herzlich einladen, mit der wir diese Saison abschließen.

Die Steher-Europameisterschaft auf einen Blick - die Ergebnisse - finden Sie in der Druckausgabe des Schwabacher Tagblatts vom Montag, 19. September 2011.

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