Reif für die Heimfahrt

23.8.2014, 09:08 Uhr
Italien mit Sonne und Meer - nur leider nicht gerade um die Ecke. Dort hin und wieder nach Hause zu kommen kann eine Herausforderung werden ...

© colourbox.com Italien mit Sonne und Meer - nur leider nicht gerade um die Ecke. Dort hin und wieder nach Hause zu kommen kann eine Herausforderung werden ...

Die Pflanzen werden rausgestellt, nicht alle werden es schaffen wegen Trockenheit oder Kälte, aber sei’s drum: Wenn man sich einmal im Jahr etwas gönnen möchte, dann muss man Prioritäten setzen.

Alles im Auto verstaut, die Route geplant, Ferienhaus und Fähre gebucht, der Zeitplan steht. Die Kinder werden nachts geweckt und mit Kuscheldecke im Auto platziert zum Schlafen. Vorfreude lässt die Kleinen kaum wieder einschlafen, aber kurz vor der Schweizer Grenze dann doch zwei. Nummer drei will nicht so recht, muss mal.

Also erste Pause. Auf dem Parkplatz dann alle hellwach. Mann schleicht ums Auto, er habe da was gehört. Richtig! Einen Platten hat er gehört. Einige „Wieso hast du nicht...“ und „Du hättest doch können...“ später findet Mann auch um vier Uhr morgens eine Tankstelle, die einen Reifen wechselt — der eigene Ersatzreifen musste dem Kinderwagen weichen.

Die Zeit wird knapp, die Kinder quengelig, Mann rast, Frau beruhigt mit zusammengebissenen Zähnen, bis das Meer in seiner unendlichen Weite vor uns liegt. Auf der Überfahrt zu einer italienischen Insel beginnt der Urlaub.

Bis das Haus aufgesperrt wird. Wir sind wohl die ersten Mieter der Saison. Der Staub beweist: Hier war noch niemand drin. Das Wasser kommt braun, das Fenster löst sich aus den Angeln.

Plötzlich ein Aufschrei: Das Kind hat Flohbisse! Keine Minute bleiben wir länger in diesem Haus. Der sehr geduldige Vermieter beruhigt: Es seien nur Mückenstiche. Niemals! Wir kennen uns aus!

Erst ein Apotheker bestätigt uns, dass es eindeutig keine Flohbisse sind. Also gut. Völlig erledigt kapitulieren wir und wollen das Haus noch eine Nacht ausprobieren. Nachdem wir am nächsten Morgen unversehrt erwachen und nicht aufgefressen worden sind, beginnt der Urlaub von Neuem.

Und es wird eine tolle Woche. Herrliche Strände, neue italienische Freunde. Diese sollten eben abgesetzt werden, als der Motor ausgeht und auch nicht mehr anspringt. Die Freunde helfen beim Schieben.

Viel ist um 20 Uhr nicht mehr zu machen. Mit viel Mimik und Gestik wird versprochen, morgen zu helfen. Allerdings gibt es nichts mehr zu helfen. Die Reparatur würde 14 Tage dauern. Die Fähre geht in vier Tagen. Der „cinghia dentata“, der Zahnriemen, ist gerissen. Vorrätig sei der nicht, sagt die Werkstatt, die Bootslieferung könne dauern. Und: Kein Mietwagen und keine Flüge unter 14 Stunden. Was tun?

Notruf nach Schwabach. Und dann kommt Norbert. Er mietet einen Abschleppwagen, setzt seinen PKW hinten auf, nimmt 14 Stunden Fahrt in Kauf, nur um uns samt gestrandetem Kleinbus abzuholen.

Mann und Norbert steuern das Gespann gen Heimat, Frau nimmt die Kinder in Norberts PKW mit. In Kiefersfelden ein kurzes Treffen auf der Zielgeraden, Erleichterung macht sich breit.

Ausfahrt Schwabach, glücklich daheim, und dann: Frau hat keinen Hausschlüssel. Nachts um halb eins hilft auch das Klingeln bei den lieben Nachbarn nicht, die einen Schlüssel hätten.

Also zuhause und doch nicht daheim, warten wir in einer Parklücke auf Mann. Der trifft zwar erst spät in der Nacht ein — dafür aber mit Schlüssel.

 

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