Run & Bike in Ungerthal: Sieger im roten Tütü

13.12.2016, 05:57 Uhr
Run & Bike in Ungerthal: Sieger im roten Tütü

© Foto: Giurdanella

Der Regen in der Nacht zum Sonntag hat die Strecke noch einmal ordentlich aufgeweicht. Vielleicht hat Bennie Lindberg deshalb die Gummistiefel angezogen. „Wahrscheinlich von Nokia“, frozzeln einige Sportkameraden. Lindberg ist bekanntlich gebürtiger Finne, der durch den Triathlon nach Franken gekommen ist und jetzt von Rothaurach aus viele Ausdauersportler coacht. Auch der kriselnde Handyhersteller Nokia kommt aus Finnland, hat aber seine Wurzeln nicht in der Produktion von High-Tech-Produkten, sondern in der Herstellung von Gummistiefeln. Lindberg krempelt die Gummistiefel um: nichts zu erkennen, wer die Regenabweiser an den Füßen produziert hat.

Lindberg hat an diesem regnerischen Sonntag natürlich Besseres zu tun. Zum 14. Mal richtet er mit den Ex-Kollegen Joachim Weinbrenner, Michael Arenas Forero (früher Hofmann) sowie mit Daniela Schedlbauer den ungewöhnlichen Ausdauerwettkampf aus. Zwei Sportler teilen sich ein Fahrrad, gemeinsam geht es dann auf zwei Schleifen durch den Heidenberg. Einer läuft, einer radelt nebenher. Gewechselt werden kann, sooft man will.

Run & Bike in Ungerthal: Sieger im roten Tütü

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Lieber öfter wechseln

„Am effektivsten wäre ein Wechsel alle 20 bis 30 Sekunden“, erklärt Ausdauerpapst Lindberg. „Man kann so das Tempo höher halten.“ Und schiebt als Erklärung hinterher: „Wenn du zehnmal 1000 Meter auf der Bahn läufst, dann bist du langsamer, als wenn du 20 mal 500 Meter läufst.“

Bevor es für die 40 Teams ernst wird, sind Joachim Weinbrenner und Michi Arenas Forero mit großen blauen Säcken unterwegs. Inhalt: Kubikmeterweise Sägespäne. Früher haben sie die Strecke mit rot-weißen Trassierbändern gekennzeichnet. Seitdem eine Zimmerei als Sponsor aufgesprungen ist, streuen sie den Weg einfach mit den Resten aus dem Sägewerk. So, wie man das bis in die 1970er Jahre auf Fußballplätzen gemacht hat.

Trotz Spur verlaufen

Das hilft bei der Orientierung. „Wer sich da verläuft, muss blind sein“, ruft Bennie Lindberg bei der Wettkampfbesprechung von einem Kleinlaster herunter. Einige Blicke richten sich auf Andreas Straßner. Der 2015er-Bronzemedaillengewinner bei der Deutschen Marathonmeisterschaft hat sich vergangenes Jahr mit seinem Partner Sven Ehrhardt auf eben dieser 8,5-km-Schleife trotz Sägespäne-Streuung tatsächlich kurz vor dem Ziel verirrt. Die beiden mussten deswegen ihrem Teamkollegen Sebastian Reinwand, der praktisch die ganze Strecke alleine gelaufen war und mit Christian Pickl nur einen Proformaradfahrer dabei hatte, knapp den Sieg überlassen.

Weil Straßner und Ehrhardt damit nicht nur das Rennen, sondern auch eine Wette verloren hatten, muss Straßner in diesem Jahr – Teamkollege Ehrhardt ist seit Wochen verletzt – im roten Tütü-Röckchen an den Start. Er ist damit vor dem Rennen der Hingucker.

Run & Bike in Ungerthal: Sieger im roten Tütü

© Foto: Giurdanella

Ungefährdeter Sieg

Die ungewöhnliche Sportbekleidung bremst den 37-Jährigen aber nur unwesentlich. Zur Hälfte des Rennens haben er und sein neuer Partner Benedikt Spangenberg die Fünf-Minuten-Zeitvorgabe, welche die reinen Frauen- und die Mixed-Teams erhalten haben, fast wettgemacht, am Ende laufen und fahren die beiden einen ungefährdeten Sieg ein. Mit 57:18 Minuten legen sie die einzige Zeit unter einer Stunde hin. Die Hilpoltsteiner Matthias Seitz und Ingo Macher (1:00:40 Stunden) belegen trotz eines Radsturzes von Macher Platz zwei, Rang drei geht an Mirco Helmreich und Moritz Pleyer (1:00:48 Stunden).

Bei den Mixed-Teams sind die Leichtathleten Larissa Korn und Daniel Nehmeier (Schwabach/Rednitzhembach) nicht zu schlagen (1:04:35 Stunden). Sie verweisen Lena Gottwald/Pascal Thümmler (1:05:15) und Mäggy Kebbel/Michael Franz (1:09:17) auf die Plätze zwei und drei.

Unter den vier Frauenteams sind Christine und Sophia Ramsauer die Schnellsten (1:10:38). Verena Heller/Romina Siebentritt (1:17:25) und Lena Rock/Maike Rinder (1:21:10) freuen sich über die weiteren Plätze auf dem Stockerl.

Gemessen werden die Zeiten übrigens wie in den Frühzeiten von Lauf- und Triathlonveranstaltungen: mit einer herkömmlichen Stoppuhr. Als Bennie Lindberg mit einem klassischen „Auf die Plätze...“ das Rennen startet, betätigt Joachim Weinbrenner einfach den Knopf. Die Zwischenzeiten nach der ersten Runde werden mit Bleistift auf einem DIN-A-4-Papier notiert. Das macht ja auch den Charme dieses vorweihnachtlichen Treffens der Ausdauersport-Szene aus. Was nicht heißt, dass man sich nicht weiterentwickeln möchte. „Nächstes Jahr“, kündigt Joachim Weinbrenner für das kleine Jubiläum an, „lassen wir vielleicht mal ordentliche Startnummern machen“.

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