Run & Bike, oder: Morast muss man mögen

10.12.2017, 14:13 Uhr
Run & Bike, oder: Morast muss man mögen

Die Geschichte aus dem Jahr 2015 lässt den späteren Sieger noch nicht los. Damals hatte sich Sven Ehrhardt beim "Bike & Run" durch den Heidenberg mit seinem damaligen Partner Andreas Straßner kurz vor dem Ziel verlaufen beziehungsweise verfahren. Der kleine Umweg kostete die beiden Läuferasse den Sieg.

Im Jahr darauf, so versprachen sie, würden sie dafür zur Strafe im roten Tütü über die Forstwege flitzen. Straßner hielt Wort und gewann 2016 auch mit Rock mit großem Vorsprung. Doch Ehrhardt plagte sich seinerzeit mit einer langwierigen Verletzung herum, konnte also nicht dabei sein. Doch aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Der Memmert-Mann trug am Samstag bei der 15. Auflage des beliebten Ausdauerwettkampfes, bei dem sich zwei Sportler ein Fahrrad teilen, Straßners rotes Spitzenröckchen aus dem Vorjahr. "Wettschulden sind Ehrenschulden", sagte Ehrhardt am Start.

Fünf Minuten gutgemacht

Groß eingebremst wurde er offenbar nicht. Mit seinem neuen Partner Patrick Weiler landete er einen überzeugenden Sieg in der Männer-Konkurrenz. Und auch als Gesamtsieger dürfen sich die beiden fühlen, weil sie kurz vor dem Ziel auch noch das mit fünf Minuten Vorsprung ins Rennen gegangene beste Mixed-Team überholten.

Run & Bike, oder: Morast muss man mögen

Ein Spaziergang war das aber nicht. Erstens waren die Bedingungen brutal schwer. Temperaturen knapp unter dem Gefrierpunkt hatten nicht gereicht, um die Strecke hart zu machen. Stattdessen ging es durch tiefen Morast. So tief, dass die Läufer phasenweise fast schneller waren als die sie begleitenden Radfahrer. "Das wird ein Gemetzel", hatte Sven Ehrhardt schon vor dem Start vermutet.

Es war aber auch deshalb kein Spaziergang für die Sieger, weil sie von zwei Konkurrenten mächtig herausgefordert wurden. Lange Zeit blieben Martin Bühler und Fabian Conrad vom Team Arndt in Sichtweite. Erst auf den letzten der 17 Kilometer mussten sie abreißen lassen. Ehrhardt/Weiler (56:38 Minuten) und Bühler/Conrad (57:38 Minuten) waren auch die beiden einzigen Teams, die unter der magischen Stundengrenze blieben.

Enges Rennen

Auch bei den Frauen war es ungemein spannend. Nach der Hälfte des Rennens führten noch Julia Koschmin und Margit Kebbel, in der zweiten 8,5-km-Runde hatten aber Christine und Sophia Ramsauer mehr zuzusetzen und sicherten sich den Siegerpreis, bestehend aus fünf Liter Bier in einer großen Flasche. Das ursprüngliche Etikett von Pyraser hatten Veranstalter Bennie Lindberg, Joachim Weinbrenner, Michael Arenas Forero und Daniela Schedlbauer mit einem neuen Schriftzug überklebt: "Nothing for fucking mallorca sunshine bikers" stand darauf.

Auf die Idee mit dem Wettkampf, in der sich zwei Athleten ein Fahrrad teilen (sie können sich so oft abwechseln wie sie wollen), kam Bennie Lindberg. Der frühere Profi-Triathlet und heutige Triathlon-Trainer machte einmal bei einem entsprechenden Event in Belgien mit und importierte das Grundgerüst in seine Wahlheimat Deutschland. Mit dem Heidenberg fand der gebürtige Finne mit Wohnort Rothaurach ein ideales Übungsgelände, auch wenn er sich beim jährlichen Termin schon einmal mit dem örtlichen Jagdpächter abstimmen muss: Erst kommt die Wildschweinjagd, dann erst dürfen sich die Sportler wieder gegenseitig durch den Wald und den Morast jagen.

Beim der 15. Auflage des Wettkampfes gingen übrigens so viele Athleten wie noch nie an den Start. 59 Räder warteten im Startbereich auf die Aktiven, macht also 118 Starter. Genau genommen waren es sogar 119, denn eine dreiköpfige Familie war nicht mit einem herkömmlichen Mountainbike angereist, sondern mit einem geländegängigen Tandem.

Schöner Retro-Charme

Trotz wachsender Beliebtheit ist das "Run & Bike" weit davon entfernt, eine High-Tech-Veranstaltung zu werden. Immerhin: Beim kleinen Jubiläum hatten die Veranstalter wie im Vorjahr versprochen erstmals richtige Startnummern organisiert. Bei der Zeitnahme geht es aber zu wie in den 1980-er Jahren. "Unser Computerprogramm heißt Weinbrenner", erklärt Michi Arenas Forero bei der Wettkampfbesprechung.

Joachim Weinbrenner, der frühere Triathlet, spitzt derweil seinen Bleistift und kontrolliert noch einmal die Stoppuhr. Das wirkt ein wenig wie aus der Zeit gefallen, macht aber den Charme des Wettkampfes aus. "Zumindest könnt ihr keinen Computerchip verlieren", erklärt Bennie Lindberg den Athletinnen und Athleten.

Letztendlich geht es bei den meisten ja ohnehin nicht um jede Sekunde, sondern um ein launiges Kräftemessen zu einer Zeit, in denen es hierzulande zur vergleichsweise wenige Wettkämpfe für Läufer, Radfahrer oder Triathleten gibt. Da sind zwei flotte Runden durch die aufgeweichten Böden im Heidenberg allemal besser als ein fauler Samstagnachmittag auf dem heimischen Sofa.

Ergebnisse

15. Run & Bike Ungerthal über 17 Kilometer, Männer: 1. Sven Ehrhardt/Patrick Weiler 56:36, 2. Martin Bühler/Fabian Conrad 57:38, 3. Jan Heymel/Martin Hauf 1:00:39.

Mixed: 1. Felix Weiß/Johanna Ahrens 1:02:35, 2. Pascal Thümmler/Lena Gottwald 1:04:21, 3. Frank Gildner/Claudia Mai 1:05:29.

Frauen: Christine Ramsauer/Sophia Ramsauer 1:11:55, 2. Julia Koschmann/Margit Kebbel 1:12:38, 3. Ulli Kieschke/Fritzi Stöffler 1:16:10.

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