Sabine Weigand: „Ich Eleonore, Königin zweier Reiche“

27.8.2015, 08:27 Uhr
Sabine Weigand: „Ich Eleonore, Königin zweier Reiche“

© Foto: Kaiser-Biburger

Eleonore von Aquitaniens Lebensbeschreibung gehört wohl zu den spannendsten innerhalb der mittelalterlichen Geschichtsliteratur.

Durch ihre historische Aufarbeitung, der Übersetzung und Transkription der Quellen sowie den eingefügten Passagen, in denen die Hauptfiguren das eigene Handeln reflektieren, hat Sabine Weigand ein nachvollziehbares Mosaik der charismatischen Persönlichkeit Eleonores geschaffen. Sie erreichte das für dieses Zeit ungewöhnlich hohe Alter von 82 Jahren. In Sabine Weigands Werk „Ich Eleonore, Königin zweier Reiche“ wirkt dieser außergewöhnliche Persönlichkeit des 12. Jahrhunderts höchst modern.

Es ist ein Roman, den man nicht mehr aus der Hand legt. Sabine Weigand hat ihn sprachlich fließend und inhaltlich aus einem Guss konzipiert. Bereits der Prolog hält gefangen wie ein Krimi. Selten hat eine Frau so kontroverse Meinungen unter ihren Zeitgenossen hervorgerufen wie diese Herrscherin: geliebt und gehasst zugleich.

Die Gründe dafür beschreibt Sabine Weigand realitätsnah und logisch unter Einbeziehung der vorhandenen Quellenlage. Darüber hinaus lernt man mit der Interpretation der Historikerin Sabine Weigand politische Zusammenhänge besser zu verstehen.

Hinterhalt, Kampf und Krieg beherrschen die mittelalterliche Welt, die dem Leser zuerst begegnet. Die Szenerie wandelt sich jedoch im ersten Kapitel des Hauptteils. Aus dem anfänglich blutrünstigen Krimi wird ein reizvoller Politkrimi.

Als Rahmenhandlung bedient sich die Autorin der Reise von Eleonore mit deren Enkelin Blanca. Sabine Weigand lässt ihre Hauptfigur nicht nur chronologisch über die wichtigen Lebensstationen berichten, sondern vielmehr auch reflektieren, was dann eher einer Beichte Eleonores gleichkommt.

Die alte Königin will nicht, „dass ihre kleine Enkelin, die ihr so ähnlich ist, von ihr denkt, was alle denken. Dass sie auf die Lügen hereinfällt, die man sich erzählt. Auf die Bösartigkeiten, die Missgunst, den Hass all der Kirchenmänner, die über sie in den Chroniken und Hofberichten ihr Gift ausgeschüttet haben. Nein. Das Mädchen soll die Wahrheit wissen. Deshalb erzählt ihr Eleonore ihr Leben.

Diese Reise auf dem Jakobsweg ist schon durch die Lebensbeschreibungen Eleonores spannend und sehr kurzweilig. Doch es wäre kein Sabine-Weigand-Roman, wenn die Reisenden nicht auch noch lebensgefährliche Momente zu überstehen hätten.

Sabine Weigand eröffnet ihren Lesern einen Blick hinter die „Kulissen“ der Heiratspolitik mittelalterlicher Herrscher. Durch diese Heiratspolitik wird Eleonore die Frau des französischen Königs Ludwig VII. Nachdem diese Ehe annulliert wird, heiratet sie zwei Jahre später den englischen König Henry.

Für mittelalterliche Königshäuser war es selbstverständlich, dass Töchter nur dazu dienen, durch gute Verheiratung den Herrschaftseinfluss zu mehren. Bereits in ganz jungen Jahren werden Töchter verlobt, vom elterlichen Haus weggebracht und am zukünftigen Hof erzogen. Als Bezugsperson bleibt da meist nur noch die Amme. Eine enge Mutter-Kind-Beziehung wird so kaum aufgebaut.

Auch Eleonore, Mutter von zehn Kindern, ist über diese „Sitte“ bei Sabine Weigand nachdenklich geworden. Auch ihr wurde die erste Tochter Marie weggenommen und alsbald verheiratet. Doch bildet Eleonore eine besonders enge Beziehung zu ihrem Lieblingssohn Richard Löwenherz. Das wirkt sich auch machtpolitisch aus.

Als Königin von Frankreich mitregieren aber darf sie nicht. Die unglückliche Ehe mit dem entscheidungsschwachen Ludwig wird auf Betreiben von Eleonore aufgelöst — vordergründig wegen zu naher Verwandtschaft zwischen den Eheleuten. Einen adäquaten Partner findet Eleonore in Henry, dem König von England, ihrem zweiten Ehemann. Hier erlebt sie anfangs eine leidenschaftliche Zeit, in der sie mitregiert und gemeinsam mit ihrem Ehemann ein großes Herrschaftsgebiet schafft. Doch auch diese Ehe zerbricht.

www.sabineweigand.de

 

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