Sabine Weigand kündigt bei LesArt neue Themen an

17.11.2015, 08:26 Uhr
Sabine Weigand kündigt bei LesArt neue Themen an

Von der Markgräfin von Ansbach über eine jüdische Ärztin im Mittelalter. Von der Hexenverfolgung in Bamberg zur heiligen Elisabeth von Thüringen, zu Konstanze von Sizilien und nun zu „Eleonore, Königin zweier Reiche“: Immer sind es starke Frauen, über die Sabine Weigand schreibt. Seit 2002 hat sich die Schwabacher Autorin „ein richtiges Werk erschrieben“, rühmt ihre Lektorin Cordelia Borchardt. Und einen Fanclub um sich geschart, wie bei LesArt zu sehen.

Acht dicke historische Romane hat die promovierte Historikerin Weigand inzwischen geschrieben. Dass es dazu kam, war mehreren Zufällen zu verdanken: Sie musste viel zuhause sein, weil ihr Sohn nur einen Halbtagesplatz im Kindergarten bekam. „Aus Langeweile“ machte sie sich nochmal ans Thema ihrer Promotionsarbeit, schrieb es um in unterhaltsame Lektüre und schickte das Konvolut „ an Verlage. Vom Stapel der „unverlangt eingesandten Manuskripte“ beim Fischer-Verlag nahm Lektorin Cordelia Borchardt „dieses wahnsinnig fette DIN-A4-Buch“, das eigentlich keine Chance auf Veröffnetlichung hatte – und las sich begeistert fest. Drei Jahre später erschien „Die Markgräfin“ und fortan regelmäßig ein neuer historischer Roman.

Alle ihre Bücher halten sich eng an die historischen Figuren. „Die interessantesten Geschichten schreibt das Leben selbst“, findet Sabine Weigand, ist aber immer auf der Suche nach besonderen Menschen.

Das Evangelische Haus war bis auf den letzten Platz besetzt, als LesArt-Organisatorin Hanne Hofherr die Autorin Sabine Weigand und ihre Lektorin Cordelia Borchardt zum „Plaudern“ begrüßte. Die Vorstellung des fast 600 Seiten dicken und vor 800 Jahren spielenden Wälzers über die aquitanische Herzogstochter Alienor, Königin von Frankreich und dann von England, wurde auch zu einer höchst amüsanten Plauderstunde über das Mittelalter.

Neue Erkenntnisse

Diesmal hat Sabine Weigand sich eine Frau ausgesucht, die zu ihrer Zeit als eine der berühmtesten, aber auch berüchtigsten galt. „Aber nicht weil die Weigand jetzt auch noch daherkommen muss, um über Eleonore von Aquitanien zu schreiben“, habe sie sich in die Quellen über die bildschöne, temperamentvolle, sinnliche und lebenshungrige Herzogstochter eingearbeitet, sondern weil es einen neueren Forschungsstand über „die Königin zweier Reiche“ gibt.

Weigand zeigt die selbstbewusste Frau auch als politische Strategin, die noch mit fast 80 Jahren mitten im Winter in einer ungefederten, ungeheizten Holzkastenkutsche eine Reise über die Pyrenäen antritt, um für eine Heirat „die richtige Enkelin“ selbst auszusuchen – und damit einen Krieg verhindert. Dieser Enkelin erzählt die „Powerfrau des Mittelalters“ ihr aufregendes Leben, das bildet die Gegenwartsklammer des ebenso spannenden wie informativen Romans, aus dem Weigand vorliest und schon mit ihrer Einführung Lust nach mehr macht.

Eingestreut in die Erinnerungen der Königin sind auch Notizen aus dem Blickwinkel ihrer Männer. Ihr erster ist der fromme und verklemmte König Ludwig von Frankreich, der von seiner Braut ebenso fasziniert wie abgestoßen ist: „Kein Mann kann ein gottgefälliges Leben führen, wenn er Umgang mit Weibern hat.“ Die Schönheit aus dem lebensfrohen Süden ist ihm „blanke Schamlosigkeit“, und aus dem Auftrag zum Zeugen eines königlichen Erben „kann natürlich nix werden“ (Weigand).

Eleonores späterer Mann Henry von England (mit dem sie acht Kinder hat, bevor sie zum Aufstand gegen ihn aufruft) bekennt dagegen: „Himmel, wie ich sie begehre.“

Ihrer Enkelin erzählt die alte Königin, wie sie ausgerechnet auf dem Kreuzzug eine leidenschaftliche Affäre mit Raymond von Antiochia erlebt, der zwar nur wenig älter ist als sie, aber halt ihr Onkel. Also macht neben dem Vorwurf des Ehebruchs auch der der Blutschande die Runde durch Europa, und Eleonore gilt fortan nicht mehr nur als Hoheit und Herrin, sondern auch als Hure und Teufelsweib.

Weder angestaubte Historie noch kitschige Minnesängeranekdoten serviert Sabine Weigand ihren Lesern, statt dessen gibt es pralle „Szenen einer Ehe“ so wie heute, „emotional sofort zugänglich“ sind uns die Figuren laut Lektorin Borchardt. Schwieriger sei es mit den Gesetzmäßigkeiten dieser Zeit, die „uns sehr fremd sind“. Doch die Zeit mit ihren Regeln und Gesetze flicht Weigand oft in spannende Seitenstränge und -geschichten ein, natürlich historisch belegt, so dass nicht nur die Figuren, sondern auch die Geschichte quicklebendig wird.

Trotzdem will sie jetzt mal Pause vom Mittelalter machen: Im August soll der neue Weigand-Roman erscheinen, es ist die Geschichte einer Frau, die 1931 geboren wurde – als Mann. Aber auch wenn es dabei mehr ums Heute als ums Gestern geht, wird ihr großer Fanclub sicher treu bleiben und schon auf die nächste LesArt mit Sabine Weigand hoffen.

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