Schaftnach: Wehr und Kraftwerk in einem

6.5.2017, 13:01 Uhr
Schaftnach: Wehr und Kraftwerk in einem

© Foto: Gerner

Das Wässern der Rednitzwiesen ist eine uralte Tradition. Seit mindestens 350 Jahren stauen Landwirte im Sommer zwei- bis dreimal pro Jahr den Fluss auf. Über ein ausgeklügeltes Netz von Kanälen werden die angrenzenden Wiesen unter Wasser gesetzt. Die Futtererträge für die Milchbauern sind damit höher und besser kalkulierbar. Alleine durch das Wehr unterhalb von Schaftnach können 15 Hektar Wiesen kurzzeitig überflutet werden.

Baujahr 1909

Am 108 Jahre alten Schaftnacher Wehr – seinerzeit ohne Stahl-Armierung betoniert – nagt der Zahn der Zeit. 1909 wurde es gebaut und ersetzte damals ein altes Holzwehr, das ein Hochwasser weggerissen hatte und dessen Fundamente bei Niedrigwasser noch heute zu sehen sind. Der Beton bröckelt an einigen Stellen. "In den nächsten Jahren wäre ohnehin ein Neubau oder eine aufwändige Sanierung notwendig gewesen", erzählt Leonhard Dengler, der Vorsitzende des Wässerverbandes. Doch die kleine Gruppe der Eigentümer könnte das alleine kaum stemmen. "Wir sind ja nur noch 22 Mitglieder", so Dengler.

An dieser Stelle kommt die Schwabacher Agenda-21-Gruppe ins Spiel. Die ist eigentlich auf die Konzeption und den Bau von Bürgersolaranlagen spezialisiert, was sie schon dutzendfach bewiesen hat. Sie traut sich grundsätzlich aber auch die Organisation und den Bau eines Wasserkraftwerks zu.

Wasser statt Sonne

Die Idee dahinter ähnelt der bei den Sonnenkraftwerken. Interessierte Bürger schließen sich zusammen, gründen eine Gesellschaft und übernehmen die Investition. Die Stromversorgung wird dezentralisiert, dank der Einspeisevergütung bekommen die Investoren über einen Zeitraum von 20 Jahren ihren Einsatz wieder zurück, zuzüglich einer jährlichen Rendite – wenn alles glatt läuft.

Noch jedoch befindet sich das Projekt im Stadium der Voruntersuchungen. "Es sind noch viele Fragen offen", räumt Martin Sauer, einer der beiden Sprecher der Agenda-21-Gruppe, ein. Nötig sind unter anderem Bauantrag, verschiedene Gutachten, eine spezielle artenschutzrechtliche Prüfung und ein landschaftspflegerischer Begleitplan. Einen Teil davon können nur externe Gutachter liefern. Und die müssen bezahlt werden.

Folge: Die Agenda-21-Gruppe muss schon jetzt jene Gesellschaft gründen, die später das Wehr baut und betreibt. Denn sie muss die externen Gutachten vorfinanzieren – und das mit dem Wissen, dass das Projekt möglicherweise auch scheitern könnte. "Im schlimmsten Fall ist die vergleichsweise kleine Einlage, welche die Gesellschafter tätigen müssen, weg", erklärt Verbands-Vorsitzender Dengler.

Investoren willkommen

Dengler ist jedoch optimistisch, dass am Ende eines längeren Prozesses unterhalb von Schaftnach das neue Wehr stehen wird. Denn schon jetzt ist die Finanzierungslücke vergleichsweise klein. Etwa die Hälfte der Investitionskosten von 600 000 bis 700 000 Euro wird aus steuerlichen Gründen über Kredite finanziert. Von der anderen Hälfte trägt der Wässerverband rund 200 000 Euro. Die restlichen 100 000 bis 150 000 Euro sollen von Investoren (möglichst aus dem Ort) kommen.

Grundsätzlich sind kleine, moderne Kraftwerke an der Rednitz durchaus rentabel. Rentabler als früher jedenfalls. Dank der Überleitungs-Funktion des Flusses (Donau-Wasser wird über den Kanal, die Roth und die Rednitz ins wasserarme Nordbayern gebracht) fließt mehr Wasser als vor 30 oder 40 Jahren. Mehr Wasser bedeutet bessere Stromausbeute.

Info-Veranstaltung

Wer interessiert ist, sich an dem Bau des Kraftwerkes zu beteiligen, der kann zu einer Info-Veranstaltung kommen, zu der die beiden Agenda-21- Sprecher Dr. Gerhard Brunner und Martin Sauer sowie der Wässerverband Schaftnach am Montag, 8. Mai, 19.30 Uhr, ins Schaftnacher Feuerwehrhaus, Schaftnacher Straße 41, einladen. Brunner rechnet mit einer Genehmigungsdauer von ein bis zwei Jahren. Eine Umsetzung wäre damit frühestens ab 2018 möglich.

Keine Kommentare