Schinden für den perfekten Schlag

27.12.2011, 08:50 Uhr
Schinden für den perfekten Schlag

© Tobias Tschapka

Die 16-Jährige lässt sich inzwischen nur noch selten etwas anmerken, wenn sie Sprüche wie „Golf ist in Wirklichkeit ein verdorbener Spaziergang“ oder „Die meiste Zeit fahrt ihr doch nur mit diesen kleinen Autos herum“ zu hören bekommt. „Aber innerlich koche ich“, erzählt sie und lacht.

Der Golfsport auf dem Niveau, wie ihn das Ausnahmetalent des Golfclubs Abenberg inzwischen betreibt, hat nichts mit dem (Zerr-)Bild eines gemütlichen Zeitvertreibs für gutsituierte Senioren zu tun. „Das sind zwei verschiedene Welten“, bestätigt ihr Vater Josef Friedrich, der selbst sporadisch Golf spielt, gegen seine begabte Tochter aber nicht den Hauch einer Chance hat. Von ihm ging jedoch vor acht Jahren die Initiative aus, dass die Familie bei einem Schnupperkurs in Abenberg mitmachte. Der Geschäftsmann, der viel auf Reisen ist, wollte in seiner knappen Freizeit gerne etwas zusammen mit seiner Frau und seiner Tochter unternehmen.

Am Anfang war’s langweilig

Der kleinen Franzi gefiel es am Anfang allerdings überhaupt nicht. „Ich fand’s langweilig, vor allem das lange Laufen hat mir überhaupt keinen Spaß gemacht“, gesteht die 16-Jährige, die bis dahin Tennis gespielt hatte und von ihrer Mutter Eva trainiert worden war. Nach einem Jahr fand Franziska jedoch allmählich Gefallen am Golfsport, denn schnell stellten sich erste Erfolge ein. Der Jugendwart des Abenberger Golfclubs engagierte sich nämlich sehr für die Jüngsten und fuhr mit ihnen zu Nachwuchsturnieren wie den Mini-Cups des Bayerischen Golf-Verbandes.

„Komischerweise habe ich da gleich von Anfang an vordere Plätze belegt“, erzählt Franziska Friedrich, die sich dann aber beim Finale der bayerischen Golf-Talentiade mit dem dritten Rang zufrieden geben musste. Das sei eine Riesenenttäuschung für sie gewesen, denn sie war gewohnt, immer zu gewinnen, erinnert sich die ehrgeizige Schülerin.

Das junge Talent musste sich entscheiden: „Gewinnen fühlte sich gut an, aber jetzt musste ich richtig was dafür tun“, erklärt Franziska Friedrich, die dann in die Fördergruppe des Bayerischen Golf-Verbandes kam und sich Stufe für Stufe nach oben arbeitete. Vor wenigen Wochen wurde sie in den deutschen Nationalkader aufgenommen und wird nun als eine von sieben Juniorinnen bis 18 Jahren umfassend vom Deutschen Golf-Verband (DGV) gefördert.

Um auf diesem Leistungslevel mit der Konkurrenz mithalten zu können, ist ein beinhartes Trainingsprogramm von täglich mehreren Stunden nötig. Da stehen nicht nur zahllose Einheiten auf dem Golfplatz, sondern auch Konditions- und Krafttraining und die Arbeit mit den Physiotherapeuten des DGV auf dem Programm. Franziska Friedrich schindet sich im Fitnessstudio und an der Klimmzugstange im heimischen Keller, macht Liegestütze und Sit-ups, damit sie beim Turnier auch nach vier Stunden die Schläge noch mit voller Kraft und Präzision ausführen kann. Viel Selbstdisziplin ist da nötig, doch damit hatte die 16-Jährige nie ein Problem und arbeitete zum Beispiel konsequent an ihrer einstigen Laufschwäche. Beim Konditionstraining in der Golf-Fördergruppe sei sie am Anfang die Langsamste gewesen: „Ich bin gelaufen wie ein Trampeltier“, erzählt Franziska Friedrich, die dann aber jeden Tag joggte und mit dem Sprungseil ihre Körperkoordination verbesserte. Irgendwann war sie dann die Schnellste.

Auch bei dem jetzigen Schmuddelwetter feilt sie täglich an ihrer Schlagtechnik, entweder auf der Driving Range in Abenberg, hinter dem Haus ihrer Eltern in Liebenstadt bei Heideck, oder sie trainiert in ihrem Zimmer das Putten. „Spaß macht das nicht immer“, räumt die Gymnasiastin ein, die für Turniere und Trainingslager oft vom Unterricht freigestellt wird, den versäumten Stoff dann aber natürlich nachlernen muss. Jetzt in der elften Klasse sei das schon nicht einfach, meint Franziska Friedrich, die außerdem noch Klavier spielt.

Kein Sport für Langschläfer

Und die Turniersaison im Spitzengolf ist lang, erstreckt sich von Januar bis Ende Oktober. Die Wettbewerbe gehen meist über drei komplette Tage, wobei die Kaderspielerinnen meistens schon zwei Tage früher anreisen, um den Platz in langen Trainingseinheiten richtig kennenzulernen. Der erste Abschlag ist in der Regel für 8 Uhr terminiert. Früh aufstehen, heißt es dann, denn zuvor muss sich das junge Golf-Ass mindestens eineinhalb Stunden lang einspielen. Einmal ging es bei einem internationalen Turnier um 6.30 Uhr los, weshalb ihr Wecker schon kurz vor 4 Uhr klingelte.

Wie es nach dem Abitur weitergehen soll, weiß Franziska Friedrich noch nicht so recht. Entweder zwei Jahre lang voll auf den Golfsport konzentrieren und sehen, ob es mit einer Profi-Karriere klappt, oder zum Studieren in die USA gehen, wo es entsprechende Stipendien für vielversprechende Talente gibt. Im Januar geht es aber erst einmal mit dem Nationalkader nach Florida, und bis dahin wird sie regelmäßig in Abenberg an den komplexen Bewegungsabläufen beim Abschlag arbeiten. Zwischendurch wird sie wohl begleitet von ihrem siebenjährigen Bruder Fabian, der vor kurzem mit dem Golf begonnen hat. „Im Gegensatz zu mir hat es ihm gleich von Anfang an Spaß gemacht“, erzählt Franziska Friedrich schmunzelnd.

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