Schwabach: Alte Eiche wegen Parkplatzbau beschädigt

21.7.2018, 06:00 Uhr
Schwabach: Alte Eiche wegen Parkplatzbau beschädigt

© Foto: Bund Naturschutz

Bemerkt wurde der für den Baum bedrohlich wirkende Bau von Matthias Muck, der im Nachbarhaus wohnt. Er beobachtet die Grabungsarbeiten und ruft beim Umweltamt der Stadt an. Dort aber weiß niemand Bescheid. Eine "Hauruck-Aktion" einer Privatfirma? Als Bauingenieur hat Matthias Muck einen professionellen Blick auf Baustellen. Doch was er hier sieht, kann er kaum glauben. Eine Grabung so nah am Stamm, nur etwa zwei Meter entfernt. "Sonst ist der Abstand so groß wie die Krone", erklärt er. Also deutlich größer.

Muck lässt nicht locker. Er wendet sich an das Schwabacher Tagblatt und den Bund Naturschutz. So kommt es in dieser Woche zu einem Ortstermin. Mit dabei: Harald Bergmann, der Geschäftsführer der städtischen Wohnungsbaugesellschaft Gewobau. Er hat Pläne und Skizzen mitgebracht — und eine Erklärung: Er war’s. Die Gewobau hat den Auftrag gegeben. "Und zwar mit bestem Gewissen."

Der Hintergrund: Im Herbst beginnt die Gewobau mit der Sanierung ihres Teils des Alten DG, grob gesagt des südlichen zum Seminargarten hin. Hier entstehen Räume unter anderem für die Berufsfachschule für Kinderpflege der Rummelsberger Anstalten, die von Weißenburg nach Schwabach umzieht, und auch voraussichtlich etwa 20 Mietwohnungen.

60 Zentimeter tiefe Kunststoffsperre

Für diese Wohnungen sollen Stellflächen im hinteren Bereich des Seminargarten entstehen. Das hat der Stadtrat 2015 so beschlossen, um die Wohnungen besser vermieten zu können. Die Gewobau hat daraufhin den vom Umweltschutzamt empfohlenen Baumexperten Willibald Grasmaier mit einem Gutachten beauftragt, das Teil der Baugenehmigung ist. Diese Baugenehmigung für den ersten Bauabschnitt ist auch erteilt.

"Also wollten wir jetzt das Gutachten umsetzten", sagt Bergmann. Und das empfiehlt einen sogenannten Wurzelvorhang, eine 60 Zentimeter tiefe Sperre aus Kunststoff. Die sei wegen der künftigen Zufahrt erforderlich. Die Zufahrt selbst wird zwar jetzt noch nicht gebaut. Für den Baum aber sei es besser, diese Wand schon eine oder zwei Vegetationsphasen vorher zu installieren. Trotz der durchtrennten Wurzeln: "Schweren Schaden erleidet der Baum laut Gutachter aber nicht", betont Bergmann. Im Gegenteil: Langfristig werde der Baum so gesichert. "Wir waren sicher, dass wir was Gutes tun."

Gewobau räumt Formfehler ein

Gleichzeitig räumt er aber einen Formfehler ein. Da es sich um ein Naturdenkmal handelt, reicht das Gutachten als Teil der ersten Baugenehmigung nicht aus. Die Gewobau hätte beim Umweltamt einen speziellen Antrag stellen müssen. "Das haben wir versäumt", gesteht Bergmann offen. Deshalb wusste bei Matthias Mucks Anruf im Umwelt auch niemand Bescheid. "Das ist also eine Art Schwarzbau am Naturdenkmal", sagt Karin Holluba-Rau vom Bund Naturschutz und Stadträtin der Grünen.

Markus Baumeister, der Leiter des Umweltamts, erklärt auf Tagblatt-Nachfrage, dass man die Arbeiten im Vorfeld sicher noch einmal kritisch besprochen hätte. Aber auch er geht davon aus, dass "die Arbeiten fachmännisch durchgeführt wurden und kein nachhaltiger Schaden am Baum entstanden ist".

Zudem sei die Gewobau ansonsten in Sachen Baumschutz absolut vorbildlich. Bergmann verspricht, im Seminargarten so zurückhaltend wie möglich zu sein. So seien statt 20 nur noch 12 Stellplätze vorgesehen.

Was die Schäden an der Eiche angeht, ist Karin Holluba-Rau nicht so optimistisch. Aber auch ihre Kritik richtet sich nicht in erster Linie gegen Bergmann. "Ich schätze seine Arbeit sehr."

Kritik am Stadtrat

Für Holluba-Rau ist die Bedrohung der Eiche vielmehr die Folge einer "verheerenden Entscheidung des Stadtrats". Parkplätze hätten im Seminargarten nichts zu suchen. Die Mehrheit im Stadtrat entschied aber anders.

Nachbar Matthias Muck ist da eher bei Karin Holluba-Rau: "Ich kann nicht verstehen, dass ein Teil des romantischen Seminargartens für zwölf Parkplätze geopfert wird."

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