Schwabach braucht keine Diesel-Fahrverbote

9.3.2018, 13:30 Uhr
Schwabach braucht keine Diesel-Fahrverbote

© Foto: Bernd Weissbrod/dpa

Wie bereits kurz berichtet, liegen die an der Station am Ostanger gemessenen Werte weit unter dem Grenzwert von 40 Mikrogramm Stickoxid pro Kubikmeter Luft. Das Jahresmittel lag 2013 noch bei 27 Mikrogramm pro Kubikmeter und ging dann Jahr für Jahr leicht zurück. Im vergangenen Jahr landete man bei 22 Mikrogramm pro Kubikmeter.

Das kann damit zusammenhängen, dass die täglich durch die Stadt patrouillierende Fahrzeugflotte natürlich Zug um Zug jünger wird und deshalb weniger Gift ausstößt. Es kann aber auch an witterungsbedingten Einflüssen liegen. So hat es beispielsweise in diesem Winter weniger Inversionswetterlagen gegeben, auch war 2017 ein im langjährigen Schnitt recht windiges Jahr. Die Folge: Die Schadstoffe wurden schneller aus der Stadt gepustet und gleichmäßiger im Land verteilt.

Sablaiser Platz stärker belastet

Natürlich ist der Ostanger nicht der am meisten belastete Ort in der Stadt. Das Landesamt für Umwelt (LfU) nützt diese Messstation zur Erfassung so genannter "Hintergrundwerte im kleinstädtischen Bereich". Aber auch bei Probemessungen am Sablaiser Platz im Jahr 2013 lag der hochgerechnete Jahresschnitt mit 32 bis 36 Mikrogramm Stickstoffdioxid noch unter der 40-Mikrogramm-Schallmauer, wenn auch vergleichsweise knapp.

Auch wenn Mitglieder des Schwabacher Umwelt- und Verkehrsausschusses eine Wiederholung dieser Messung am Sablaiser Platz anregten, muss die mittelfränkische Bezirksregierung wohl keinen Luftreinhalteplan für Schwabach entwickeln. "Schwabach ist nicht Stuttgart oder Düsseldorf", fasste Ausschuss-Vorsitzender Bürgermeister Dr. Thomas Donhauser zufrieden zusammen.

Hände nicht in den Schoß legen

"Wir sollten aber trotzdem nicht die Hände in den Schoß legen", sagte der auch für Umweltfragen zuständige Sozialreferent Knut Engelbrecht kürzlich in der Ausschusssitzung und verwies auf die Optimierung des ÖPNV-Konzeptes und auf die schrittweise Umsetzung des Radwegekonzeptes. Zudem sollte die Stadt mit gutem Beispiel vorangehen und die städtische Fahrzeugflotte so aufstellen, dass möglichst wenig Schadstoffe in die Luft geblasen werden.

Wie mehrfach berichtet, hat das Bundesverwaltungsgericht grundsätzlich den Weg frei gemacht für Fahrverbote von Dieselfahrzeugen. Es wäre gewissermaßen der letzte Weg, wenn auf andere Weise die Belastung mit Stickstoffdioxid nicht ausreichend gesenkt werden kann. Derzeit wird der Stickoxid-Grenzwert in 70 deutschen Städten überschritten, in 20 davon sehr deutlich.

Spielen Hersteller auf Zeit?

Obwohl sie für den ganzen Schlamassel maßgeblich verantwortlich ist, weigert sich die Autoindustrie bislang hartnäckig, ältere Dieselfahrzeuge nachzurüsten: zu teuer. Sie verweist vielmehr auf Software-Updates, die aber zum Teil noch nicht einmal entwickelt sind. Kritiker glauben, dass die Hersteller auf Zeit spielen.

Das Umweltbundesamt macht die Stickoxid-Belastung in Deutschland für tausende vorzeitige Todesfälle pro Jahr verantwortlich. Darüber hinaus seien rund eine Million Krankheitsfälle – vor allem Asthma-Erkrankungen – auf Stickoxide in der Atemluft zurückzuführen.

Ob die Probleme mittelfristig zu einem "Aus" des Diesel-Motors führen, ist aber nicht so sicher. Denn der Diesel gilt zwar als Hauptemittent des Stickoxids, stößt aber im Vergleich zum "Benziner" deutlich weniger des Klimakillers Kohlendioxid aus.

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