Schwabach: Kantorei interpretiert "Stabat Mater"

20.3.2018, 05:58 Uhr
Schwabach: Kantorei interpretiert

© Foto: Hans von Draminski

Rossini ging vor allem als Opernkomponist in die Musikgeschichte ein. Und auch sein "Stabat Mater", welches das Leiden der Gottesmutter angesichts Christi Kreuzestod thematisiert, lässt sich schwerlich mit gängigen Sakralwerken vergleichen.

Da gibt es bühnenreife Dramatik, emotionsgeladene Aufschwünge und sogar eine Bravourarie, wie man sie eher in der "Italiana in Algeri", dem "Barbiere di Siviglia" oder dem "Guglielmo Tell" erwartet hätte als in der Umsetzung eines besonders tragischen Teilaspekts der Bibel.

Andererseits vermag vielleicht gerade ein lebenspralles, bewegendes Stück wie diese "geistliche Oper" auch jene für religiöse Themen zu begeistern, die mit der Institution Kirche mittlerweile nicht mehr viel anfangen können. Denn hier wird nicht verdruckst über theologische Metathemen referiert, sondern Leiden im Angesicht des Sterbens eines geliebten Menschen greifbar illustriert.

Angemessen vehement, druckvoll und dennoch differenziert fällt Klaus Peschiks Deutung aus: Dem versierten Dirigenten ist klar, dass der uritalienische Tonfall dieses Stückes etwas ist, nach dem deutsche Musiker erst suchen müssen.

Bestens aufgelegtes Ensemble

Was Peschik und seinem bestens aufgelegten Ensemble gelungen ist: Hier regieren Leichtigkeit und Schwung, zügige Tempi und leuchtende Farben. Mögen andere für dieses "Stabat Mater" gute 70 Minuten benötigen – Peschik und Co. schaffen es in 55, ohne zu hetzen und zu hudeln.

Es bleibt sogar genug Luft für Momente großer Innigkeit; etwa dann, wenn sich die Sopranistin Michaela Zeitz und ihre Mezzo-Kollegin Susanne Wittekind duettierend direkt an die Gottesmutter wenden und deren Gnade erflehen.

Oder wenn der nordspanische Tenor Joaquin Asiáin mit unüberhörbar operatischem Timbre besagte Bel-
canto-Bravourarie einschließlich eines völlig sicher gestemmten hohen Des wie einen exakt fokussierten Laserstrahl in den Kirchenraum schickt.

Der Fels in der Brandung ist Andreas Czerney, dessen profunde Bassgewalt seine verzierungsreiche Baritonpartie dominiert und der wie seine Mitstreiter mit Stimmglanz und Wortverständlichkeit gefällt.

Vollends modellhaft wird diese Interpretation, weil sich auch Chor und Orchester keine Schwächen leisten. Die chorische Balance ist über jeden Zweifel erhaben, das um einige Bläserstimmen verstärkte Ansbacher Kammerorchester agiert samtseidig, sonor und punktgenau.

Am Ende ist ein leichtes Zögern zu spüren, weil wohl niemand in der gut besetzten Kirche ganz sicher ist, ob man bei einem Passionsstück klatschen darf – aber dann bricht tosender, überaus herzlicher und lang anhaltender Applaus los.

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