Schwabach: Mehr Platz für Häuser und Wohnungen

28.10.2017, 14:00 Uhr
Schwabach: Mehr Platz für Häuser und Wohnungen

© Foto: Gerner

Die Stadtplaner haben schon in den 1960er Jahren ein Auge auf dieses Areal geworfen. Die Wiesen und Äcker südlich von Joachimsthaler Straße, Saazer Straße, Kettelerstraße sowie westlich und östlich der Lindenstraße wären schon längst keine Äcker und Wiesen mehr, wenn, ja wenn nicht der Bau der Autobahn A6 dazwischengekommen wäre.

Schwabachs Ausdehnung nach Süden war damit jäh gestoppt, der Verkehrslärm, der in den vergangenen Jahrzehnten enorm zugenommen hat, ist schon für die Menschen, die in Forsthof wohnen, eine große Belastung. Für die, die noch näher an die Autobahn herangerückt wären, wäre er untragbar geworden.

Lärmschutz - und dann?

Seitdem klar ist, dass die A 6 mindestens von den Anschlussstellen Roth bis Schwabach West sechsspurig ausgebaut wird, ist aber alles anders. Mit dem Ausbau gibt es den seit langem ersehnten Lärmschutz, der bislang nur auf der Südseite der Autobahn emporwächst, der aber 2018 auch auf der Nordseite gebaut wird. 2019 werden die Lärmschutzmaßnahmen mit dem Auftrag des Flüsterasphalts auf der A 6 abgeschlossen, und dann kann Schwabachs Wohnbebauung der Bundesfernstraße tatsächlich ein ganzes Stück näher auf die Pelle rücken.

Stadtbaumeister Ricus Kerckhoff, der den angespannten Immobilienmarkt im Blick hat, kann das nur recht sein. Seit 2012 hat Schwabachs Einwohnerzahl um drei Prozent zugelegt. Der Trend zeigt nach oben. Benötigt wird alles, was gebaut werden kann: Einfamilienhäuser, Doppelhäuser, Reihenhäuser, Geschosswohnungen.

Begrenzte Ressourcen

Doch die Ressourcen in der Stadt sind begrenzt. Da kommt ein Gebiet wie das nördlich der Autobahn, das 197 000 Quadratmeter unbebaute Fläche (Ausnahme: Autobahnmeisterei und Betriebswohnungen) umfasst, wie gerufen. Das reicht für 250 bis 350 Wohneinheiten und damit für 800 bis 900 (Neu-)Bürger.

Das Stadtplanungsamt hat schon einmal einen Strukturplan erstellt, ein Lärmschutzgutachten in Auftrag gegeben und grob überlegt, wo was hinkommen könnte. Das Ergebnis stellte die Stadt den Bürgern am Donnerstagabend in der Aula des Wolfram-von-Eschenbach-Gymnasiums vor.

Der Teufel steckt im Detail

Das fanden zunächst einmal alle gut, der Teufel steckt aber bekanntlich im Detail. Denn ein Strukturplan verschafft als Bindeglied zwischen dem Flächennutzungsplan und dem genauen Bebauungsplan zwar einen gewissen Überblick. Er muss aber zwangsweise im Ungefähren bleiben, wenn es konkret wird: Wie hoch werden die dort vorgesehenen Geschosswohnungen, vor denen jene Bewohner der Lindenstraße warnen, die schon die "Ami-Blöcke" an der Konrad-Adenauer-Straße vor dem Wohnzimmerfenster haben? Wie hoch werden die Erschließungskosten sein? Wo genau verlaufen Straßen (die Straße An der Autobahn soll verschwenkt und damit verkehrsberuhigt werden), Geh- und Radwege? Wo ist Platz für Grün? Was passiert mit der nur noch bis 2019 genutzten Autobahnmeisterei?

Es gibt viele Ideen, in Stein gemeißelt ist jedoch nichts. Und es gibt vor allem einen ganz großen Hemmschuh. Alle theoretisch zu bebauenden Flächen sind in Privatbesitz, mit Ausnahme der Autobahnmeisterei. Die ist Teil der Autobahn und gehört damit dem Bund. Wie schwierig Verhandlungen mit Berlin sind (auch wenn sie über die Regierung von Mittelfranken laufen), weiß man in Schwabach nicht erst seit dem endlosen Hin und Her um das frühere Kasernengelände. Und noch gibt es unterschiedliche Vorstellungen darüber, wie diese vergleichsweise große Fläche genutzt werden kann. Der Bund möchte sie behalten und darauf einen Bannwald anpflanzen, als Ausgleichsfläche für die nötigen Rodungen am Autobahnkreuz Nürnberg Ost.

Kein Supermarkt

Auf solch einer Insel macht das eigentlich keinen Sinn, aber auch für den Bund regnen die geeigneten Flächen nicht gerade vom Himmel. Der Stadt schwebt hier dagegen ein Mischgebiet vor, das sowohl Wohnen als auch Handel und Gewerbe in überschaubarer Größe erlauben könnte. Einen großen Discounter, wie ihn sich die einen wünschen (Forsthof ist unterversorgt!) und wie ihn die anderen fürchten (mehr Verkehr!), wird es aber keinesfalls geben.

Vor dem Hintergrund der langwierigen Verhandlungen und mit den Erfahrungen in anderen möglichen Baugebieten (Dillinghof, 3-S-Werk) erschien vielen Zuhörern die Einschätzung von Stadtbaurat Kerckhoff ein wenig optimistisch. Kerckhoff hofft, dass nördlich der Autobahn schon Ende 2019 die ersten Baugenehmigungen erteilt werden könnten, gewissermaßen zeitgleich mit dem Abschluss der Arbeiten auf der A6.

Im November im Stadtrat

Bis es soweit ist, sind aber noch viele Schritte nötig. Zunächst ist einmal der Stadtrat an der Reihe. "Wir werden das Thema in der November-Sitzung behandeln", versprach Bürgermeister Dr. Thomas Donhauser, der durch den Info-Abend führte. In den Unterlagen, zumindest in Kopie, werden die 40 Räte und der Oberbürgermeister auch das vorfinden, was Pressesprecher Jürgen Ramspeck an diesem Abend auf viele kleine grüne und rote Kärtchen schrieb: Vorschläge, Ideen und Kritik der Forsthofer.

ROBERT GERNER

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