Schwabach: Stadtrat billigt Konzept für Drei-S-Gelände

27.12.2018, 16:10 Uhr
Das Gelände des ehemaligen Drei-S-Werks (in der Skizze rot umrandet) soll neu genutzt werden. Vorgesehen sind mehrere Gebäude für Pflege, Kinderbetreuung und Wohnen. Im Stadtrat fand dieses Konzept große Zustimmung.

© Skizze: Stadt Schwabach Das Gelände des ehemaligen Drei-S-Werks (in der Skizze rot umrandet) soll neu genutzt werden. Vorgesehen sind mehrere Gebäude für Pflege, Kinderbetreuung und Wohnen. Im Stadtrat fand dieses Konzept große Zustimmung.

Der Stadtrat hat dieses Vorhaben in einem Grundsatzbeschluss einstimmig gebilligt.

Uneins war der Stadtrat dagegen beim Thema Wohnungsbau. Vorgesehen sind 35 neue Wohnungen, von denen 20 mietpreisgebunden sein sollen. Der SPD ist das zu wenig. Sie forderte komplett sozialen Wohnungsbau, blieb mit diesem Antrag allerdings alleine und unterlag.

Die Vorgeschichte

Das Drei-S-Werk war ein wichtiges Unternehmen der Schwabacher Industriegeschichte. Gegründet worden war die Firma 1850 als "Schwabacher Spinnereinadel- und Stahlspitzenwerk". 2008 erfolgte der Umzug nach Neuendettelsau. Seitdem stand das Gebäude leer. Nach der Insolvenz der Firma hatte eine Investorin das Gelände gekauft und im Frühjahr 2015 die Gebäude abreißen lassen.

Schwabach: Stadtrat billigt Konzept für Drei-S-Gelände

© Wilhelm

Geplant war ein Mix aus Wohnen (80 Prozent) und Gewerbe (20 Prozent). 20 Prozent der Wohngeschossfläche sollte dem sozial geförderten Wohnungsbau gewidmet werden. Die Gewerbeansiedlungen waren entlang der Nürnberger Straße gedacht. Dieses Konzept aber ließ sich nicht realisieren. Zum einen hat die Investorin das Gelände weiterverkauft. Jetziger Eigentümer ist die Baufirma Högner aus Neuendettelsau. Zum anderen habe sich auch der neue Investor "schwer getan, Gewerbe anzusiedeln", erklärte Stadtbaurat Ricus Kerckhoff gegenüber dem Tagblatt.

Das neue Konzept

Der neue Investor arbeitet eng mit der Diakonie Neuendettelsau zusammen und hat in Abstimmung mit ihr und den Fachämtern der Stadt eine Nutzung mit mehreren Komponenten vorgeschlagen. Zentraler Gedanke ist die Inklusion, also das Miteinander verschiedener Generationen und die Integration von Menschen mit Behinderung.

"Menschen im Alter": Unter diesem Oberbegriff ist ein Pflegeheim mit 130 Plätzen an der Nürnberger Straße und der Staedtlerstraße vorgesehen: 80 stationär, 26 für Menschen mit Demenz und 24 als Tagespflege. Hier sollen zudem ein "inklusives Cafe" und ein künstlerischer "Raum für Ruhe und Andacht" entstehen.

"Menschen mit Hilfebedarf": An der Galgengartenstraße entsteht ein gefördertes Wohnhaus mit 24 Plätzen in Wohngruppen für je vier Personen. Gedacht ist es für Personen mit körperlicher Behinderung.

"Integratives Haus für Kinder": Es soll aus drei Teilen bestehen — der Kinderkrippe (25 Plätze), der Kindergartengruppe (25) und zwei Hortgruppen (insgesamt 50 Plätze). Entstehen soll das Haus ebenfalls an der Galgengartenstraße.

Wohnungsbau: Von den 35 Wohnungen sind 15 als frei finanziert und 20 als sozial gefördert vorgesehen.

Tiefgarage: Alle erforderlichen Stellplätze für Mitarbeiter und Bewohner sind in einer Tiefgarage geplant.

Diakonie als Träger: Die sozialen Einrichtungen werden vom Diakonischen Werk Neuendettelsau betrieben.

Stimmen zum Projekt

Oberbürgermeister Matthias Thürauf begrüßte dieses "sehr große Projekt", welches das Gelände in dieser wichtigen Lage aufwerte.

Stadtbaurat Ricus Kerckhoff sprach von einer "großen Chance", denn: "Die Ämter haben den Bedarf an Pflegeplätzen und für die Kinderbetreuung bestätigt." Auch an Wohnungen herrsche große Nachfrage. Die Pläne seien realistisch und umsetzbar.

Detlef Paul (CSU): "Wir wollen jetzt nicht zu euphorisch sein, aber das ist schon fast ein Meilenstein, ein Leuchtturmprojekt der Inklusion. Das ist in der Region einzigartig. Wir stimmen mit Freuden zu."

Dr. Gerhard Brunner (SPD): "Prinzipiell stimmen wir zu." Die SPD hat aber Zweifel, dass die unterirdischen Parkplätze ausreichen und befürchtet Parkdruck in der Galgengartenstraße. Die Architektur der Gebäude müsse die denkmalgeschützte Altstadt berücksichtigen. Zudem ist die SPD für kompletten sozialen Wohnungsbau.

Karin Holluba-Rau (Grüne): "Wir sind froh, dass jetzt endlich was in die Gänge kommt. Dieses Integrationskonzept ist eine tolle Entwicklung. Wir hoffen, dass es schnell verwirklicht wird."

Bruno Humpenöder (Freie Wähler) widersprach der SPD. "Wir sind nicht im Altstadtbereich. Warum soll man hier nicht moderne Architektur zulassen?" Zum Thema Wohnungsbau: "Man muss fair bleiben. Es muss sich auch rentieren."

Axel Rötschke (FDP): "Das Konzept bietet ein breites Spektrum von Jung bis Alt."

Der Zeitplan

Nächste Schritte sind der vorhabenbezogene Bebauungsplan und die Anpassung des Flächennutzungsplans. Stadtbaurat Ricus Kerckhoff geht davon aus, dass die Jahre 2019 und 2020 für die planerische Vorbereitung benötigt werden. "Baubeginn ist frühestens 2021."

 

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