Schwabacher Adventskalender hilft Stiftung „Feuerkinder“

24.11.2014, 09:05 Uhr
Schwabacher Adventskalender hilft Stiftung „Feuerkinder“

© Foto: oh

Angefangen hat alles mit einem Urlaub, aber längst ist aus dem Ferientrip eine Lebensaufgabe geworden. Wenn der Nürnberger Arzt Dr. Heinz Giering von seinen „Urlauben“ erzählt, die er seit 15 Jahren in einem Buschkrankenhaus in Tansania am OP-Tisch verbringt, dann hört er sich sachlich, klug und prägnant an, zwischendurch auch witzig und pointiert.

Trotzdem muss er an einer Stelle seines Berichts schlucken, weil ihm dann doch eine Träne über die Backe läuft. Das passiert immer in dem Moment, wenn er davon erzählt, wie all die „Feuerkinder“, die das Team operiert hat, lachen und strahlen. Deshalb ist er ganz sicher: „Ich werde nie damit aufhören.“

Zwei Einsätze pro Jahr

Seit 15 Jahren fliegt Dr. Heinz Giering alljährlich zwei Mal nach Tansania. Im Norden des Landes, in der Nähe des zweithöchsten Berges Mount Meru, hat der Anästhesiearzt vor 16 Jahren, als er eigentlich im Urlaub auf Safaritour war, über einen Diakon der Rummelsberger das Nkoaranga Hospital besucht.

Der Blick auf die Patienten – Kinder mit Klumpfüßen und Verbrennungen – war das eine, der Blick auf die Bretterbude des Hospitals – ohne Fliegengitter an den Fenstern, ohne Strom und mit Termiten in den Wänden – das andere. Die beiden Eindrücke haben dafür gesorgt, dass der kleine, ebenso lustige wie drahtige Mann aus Nürnberg einen Entschluss gefasst hat.

Das Planen dauerte ein Jahr, bis dahin hatte er ein Team mit Know How und das nötige Material beisammen. Dann reiste Giering mit einer Kollegin aus Nürnberg, Chirurgin Dr. Annemarie Schraml, den neuen Teammitgliedern und dem Werkzeug an und fing erst einmal mit der Diagnose an.

Weil sich die Ankunft der Ärzte aus Europa schnell herumgesprochen hatte, standen, lagen und saßen schon am ersten Tag rund 150 Patienten rund um den kleinen Verschlag. Die Mediziner sahen Kinder, die sich am heißen Wassertopf auf der Feuerstelle vor ihrer Lehmhütte verbrüht hatten – die Brandnarben machen aus der Haut ein verkrustetes, knochenhartes Geflecht, Arme und Finger sind verwachsen, unbeweglich – „für die Arbeit auf dem Feld völlig untauglich“, weiß der Arzt aus Deutschland.

Mangelernährung

Und sie sahen mindestens ebenso viele Kinder, die schon mit Missbildungen auf die Welt gekommen waren: mit vererbten Klumpfüßen. Aber auch Kinder mit Knochenverbiegungen, die aufgrund der Mangelernährung und von zu viel Kalk im Trinkwasser entstehen. „In einer Familie mit acht Kindern hatten sechs Kinder Klumpfüße“, erzählt Giering und zeigt Fotos. Ohne Erklärung sind die Bilder kaum zu deuten: Die Füße der Mädchen und Buben zeigen nach hinten, sie stehen auf dem Spann oder auf dem Fußknochen, gegen die ständigen Schmerzen wickeln sie alte Reifenreste mit Stofflappen um ihre verdrehten Füße.

Das Ärzteteam fing an zu operieren – sowohl die Narben der „Feuerkinder“, nach denen Giering und Schraml dann ihre Stiftung benannten, als auch die verdrehten Füße konnten in teilweise bis zu fünf Operationen geheilt werden. „Peter war zwölf, als wir ihn kennenlernten, er konnte nicht einmal auftreten. Aber er hatte den sehnlichen Wunsch, eines Tages Turnschuhe tragen und Fußball spielen zu können“, berichtet Giering. Heute kann er beides, das Foto zeigt Peter als strahlenden jungen Mann. „Und er hat eine Ausbildung zum Schreiner gemacht, heute beschäftigt er zwei weitere Schreiner.“

Nachhaltigkeit ist es, was Giering und sein Team erreichen wollen, „dass nicht zwei Familienmitglieder für sich und für sechs Kranke sorgen müssen, sondern dass alle mithelfen können, den Lebensunterhalt zu verdienen.“

Zeit für Patienten

Natürlich könnte es noch schneller, noch besser, noch einfacher gehen. Mit einem mobilen Röntgengerät zum Beispiel. Aber an einen Transport ist nicht zu denken – viel zu teuer. Und der Strom kommt und geht immer noch, wann er will.

Der Trakt mit den Krankenzimmern ist nach wie vor ein größerer Raum mit zehn Betten dicht an dicht, die Familien der Patienten essen, sitzen und schlafen auch im und am Krankenbett, schließlich sind sie zum Teil über 100 Kilometer weit mit ihren Kindern und Geschwistern angereist. „Aber niemand klagt über die Enge oder lange Wartezeiten“, sagt Giering, „alle sind glücklich, dass sie da sein dürfen und dass ihnen geholfen wird“.

Für ihn selbst hat die Arbeit im Nkoaranga Hospital übrigens einen weiteren beglückenden Nebeneffekt: „Die lästige Dokumentation, die in Deutschland so viel Zeit kostet, dauert hier zehn Minuten. Den Rest des Tages bin ich bei meinen Patienten.“

Der Lions-Club Schwabach unterstützt den Verein „Feuerkinder“ (www.feuerkinder.de) mit einem Teil des Erlöses aus dem Adventskalender 2014.

Konto: Stiftung Feuerkinder (Kontoinhaber), Sparkasse Fürth, BLZ: 762 500 00, Konto 249 136 516, IBAN: DE 31 7625 0000 0249 1365 16, BIC: BYLADEM1SFU

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