Schwabacher auf Taekwon-Do-Reise durch Korea

19.6.2015, 10:45 Uhr
Schwabacher auf Taekwon-Do-Reise durch Korea

© Foto: privat

Korea – Land der Morgenstille. Was wissen wir über dieses Land? Dass es in Ostasien liegt und an China und Japan grenzt? Dass es seit einem schrecklichen Krieg in Nord und Süd geteilt ist? Dass es die Heimat von Weltkonzernen wie Samsung oder Hyundai ist? Welche Bilder entstehen im Kopf, wenn wir an Korea denken? Blühende Kirschen vor Tempelanlagen? Frauen und Männer in traditioneller Kleidung? Smartphone versunkene Menschenmassen in der U-Bahn? All diese Klischees haben sicher ihre Berechtigung, aber geben sie ein vollständiges Bild dieses fernen Landes wider?

Unter den Teilnehmern aus Deutschland, Griechenland und Zypern waren auch Aktive des Schwabacher Taekwon-Do-Centers in der Bahnhofstraße. Hauptgrund für die Reise war ein Jubiläum: 1965, also vor 50 Jahren waren koreanische Demonstrationsteams nach Europa gekommen, koreanische Großmeister hatten die ersten Schulen eröffnet. Einer davon, Großmeister Kwon Jae-Hwa, spielte für viele Jahre eine zentrale Rolle beim Aufbau der fernöstlichen Kampfkunst in Europa, insbesondere in Deutschland. Einer seiner langjährigsten Schüler, Efstratios Papadellis, der Leiter des Black-Belt-Centers Erlangen und selbst bereits seit 45 Jahren aktiv dabei, wollte nun im Jubiläumsjahr „Danke!“ sagen für 50 Jahre Taekwon-Do in Europa.

Schwabacher auf Taekwon-Do-Reise durch Korea

Ihren Anfang nahm die Rundreise nach 10-stündigem Flug in der Hauptstadt Seoul. Morgens um 6 Uhr begann das Frühtraining in einer hervorragend ausgestatteten Parkanlage, mitten zwischen den Hochhäusern. Während sich in Deutschland die meisten Menschen zu dieser Zeit gerade aus dem Bett quälen, waren in Seoul bereits zahlreiche Menschen mit Morgengymnastik beschäftigt, darunter auffällig viele im Alter von 60 Jahren und mehr. Die ersten Tage hielten ein umfangreiches kulturelles Programm bereit, welches die Gruppe in die über 4000-jährige koreanische Geschichte eintauchen ließ. Einer der Höhepunkte dieses ersten Reiseabschnittes war der Besuch des Kukkiwon, der Weltzentrale des Olympischen Taekwon-Do-Sportes. Dessen Präsident Jeong Mansoon wohnte einer Vorführung der europäischen Gruppe bei.

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Dann ging es ins Landesinnere, nach Muju, ins neue internationale Taekwon-Do-Trainingszentrum mitten in den Bergen. Dieses Zentrum wurde erst 2013 eröffnet und bietet den Aktiven aus aller Welt beste Möglichkeiten zu trainieren, aber auch zu entspannen und zu sich selbst zu finden. Beginnend um 5 Uhr morgens, galt es hier, ein tägliches Trainingspensum von bis zu sieben Stunden zu bewältigen. Wie die Sportler erfahren konnten, bietet das koreanische Essen, zu dem bei jeder Mahlzeit auch Reis und Kimchi gehören, dafür eine perfekte Grundlage, da es gesund, nahrhaft und gleichzeitig leicht verdaulich ist. Abschließender Höhepunkt im Taekwondowon war die Prüfung von fünf Schulleitern zum 5. Dan. Sie alle können bereits auf eine Taekwon-Do-Erfahrung von rund 30 Jahren zurückblicken. Nun haben sie den Großmeistertitel im Traditionellen Taekwon-Do erlangt.

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Im Anschluss an den Aufenthalt in Muju ging die Reise weiter nach Busan, mit 3,5 Millionen Einwohnern zweitgrößte Stadt des Landes. Wichtiger Termin dort war eine Taekwon-Do-Vorführung im Rathaus der Metropole. Hochrangige Vertreter der Stadtverwaltung nahmen die Grüße der Sportler entgegen und präsentierten der Gruppe eindrucksvoll die Leistungsfähigkeit dieses asiatischen Logistik-Zentrums und ihre Pläne für die Zukunft. Mit einem Frühtraining am Strand, eingerahmt von zahllosen Wolkenkratzern, verabschiedete man sich von der Millionenstadt.

Die Wurzeln des Taekwon-Do

Als Kontrastprogramm ging es weiter zur Seokguram-Grotte und zum Bulguksa-Tempel, zwei wichtigen Orten in der koreanischen Geschichte. Sie gelten als Meisterwerke buddhistischer Architektur und sind Teil des UNESCO-Weltkulturerbes. Hier liegen auch die Wurzeln des Taekwon-Do. Im 7. Jahrhundert entstand als Reaktion auf Interventionen von außen im damaligen Shilla-Reich eine Jugendbewegung zur Verteidigung des Landes. Durch die Hwarang-Do wurden die koreanischen Kampfkünste stark weiterentwickelt und verbreitet. Sie waren damit einer der wichtigsten Wegbereiter für das heutige Taekwon-Do. Um die alten Meister zu ehren, führte die Taekwon-Do-Gruppe am historischen Ort eine Vorführung durch.

Schließlich führte die Reiseroute in einen buddhistischen Tempel, wo die Teilnehmer mit dem Klosterleben bekannt gemacht wurden. Bei einer Übernachtung einzutauchen in die dortige Stille war für viele eine weitere schöne Möglichkeit, mit Geschichte und Kultur des Landes in Berührung zu kommen. Die intensiven philosophischen Gespräche mit einem der Mönche ermöglichten es, die Sichtweise des Buddhismus auf die Welt kennen zu lernen und zu verstehen.

Als letzte Station der großen Thank-You-Korea-Tour ging es zurück nach Seoul, wo zum Abschluss die Gassen von Insa-Dong, dem historischen Viertel mit traditionellen Teehäusern, Antiquitäten, typischen koreanischen Restaurants und zahlreichen Souvenirläden, zum Bummeln einluden. Die Gruppe unter Leitung von Großmeister Papadellis ist nach ihren vielfältigen Erlebnissen auf dieser beeindruckenden Reise durch das fernöstliche Korea nun sicher viel besser vorbereitet, wenn man sie fragt: Korea – was weißt du über dieses Land?

www.taekwondo-schwabach.de

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