Schwabacher Musiktage endeten mit berauschendem „Messias“

14.7.2015, 09:34 Uhr
Schwabacher Musiktage endeten mit berauschendem „Messias“

© Foto: Robert Schmitt

Warum Händel den „Messias“ geschrieben hat, das weiß man eindeutig. „Ich wäre betrübt, wenn ich die Zuhörer nur unterhalten hätte, ich wollte sie zu besseren Menschen machen.“ So hat der Komponist reagiert, als ihm nach einer Aufführung Komplimente zu seinem Werk gemacht wurden. Mit dem Oratorium für vier Solostimmen, Chor und Orchester verfolgte Georg Friedrich Händel also eine Mission.

Ob die Aufführung der Schwabacher Kantorei mit den Solisten Corinna Schreiter, Renate Kaschmieder, Dietrich Wrase und Andreas Czerney sowie dem Ansbacher Kammerorchester sie bei den knapp 350 Gästen in der Stadtkirche erfüllen konnte, das bleibt unbeantwortet. Das Zeug dazu hätte sie jedenfalls gehabt.

Kirchenmusikdirektor Klaus Peschik hat Orchester und Sänger zu einer berauschenden Gesamtleistung geführt. Das renovierte Gotteshaus wurde Zeuge des großartigsten Gotteslobs, das dem Komponisten im berühmtesten seiner mehr als 20 Oratorien gelungen ist. Sein prächtigster Teil ist eines der berühmtesten Musikstücke nicht nur der christlich-kirchlichen, sondern der abendländischen Kultur überhaupt. Er gelingt Peschik und dem Chor so gut, dass Raum und Klang kurzzeitig sphärisch verschmelzen. Das „Hallelujah“ am Ende des zweiten Teils als einfachste, aber eben auch mitreißendste Form des gesungenen Gotteslobs, wirkt immer.

Grandiose Wirkung

Die Stimmen erheben, auch wenn man sitzen bleibt. Diesen Prüfstein der Chorkunst formte die Schwabacher Kantorei zum Renommierstück. Nicht minder grandios der Schlusschor und die Amen-Fuge. Die Wirkung war durchschlagend.

Von Beginn an fügte sich alles zu einem beeindruckenden Gesamtbild: Die sorgfältige Auswahl des Solistenquartetts, das edle, hervorragend eingespielte Kammerorchester Ansbach mit Organistin Nadja Prestel, ein rundum ausgereifter und bestens vorbereiteter Chor sowie nicht zuletzt Klaus Peschik mit souveränem Zugriff.

Händels Komposition ist im Herbst 1741 entstanden. Sie ist glanzvoller Gipfelpunkt seines Oratorienschaffens und stellt eine einzige monumentale musikalische Verkündigung der Heilsgeschichte nach Bibelzitaten dar, angefangen von den Weissagungen des alten Testaments bis zur geheimen Offenbarung des Johannes.

Dieses Bewusstsein prägte die Darbietung der Solisten, die mit einer Fülle an Gestaltungsmöglichkeiten vor das Publikum traten: Schreiter mit glänzenden Klangkronen, Kaschmieder mild und warm, Wrase mit herrlich aufblühender Klangentwicklung und Czerney mit Ehrfurcht gebietender Stimme.

Wenige Jahre vor der Komposition des Messias war Händel geschäftlich ruiniert. Er hatte hohe Schulden. 1737 traf ihn ein schwerer Schlaganfall. Er war halbseitig gelähmt und konnte nur noch einzelne unverständliche Worte lallen. Die Ärzte meinten, er werde nie wieder arbeiten können. Aber das Wunder geschah. Durch stundenlanges Baden in den heißen Quellen von Aachen wurde seine Gesundheit völlig wiederhergestellt. Der „Messias“ war wohl auch Dank für diese Genesung.

Händel war durch die Not, die er erlebt hatte, demütig und offen für Gott geworden. Er wendete sich jetzt von der Oper mit ihrer meist oberflächlichen, auf italienisch gesungenen Handlung ab und komponierte Oratorien in englischer Sprache mit überwiegend biblischem Inhalt.

Jetzt blieb ihm der Erfolg treu.1741 komponierte er in nur gut drei Wochen sein berühmtestes Werk. Darin wird der Weg Christi beschrieben: Von seiner Ankündigung, seiner Geburt, seinem Sterben und Auferstehen bis hin zu seiner Wiederkunft und unserer eigenen Auferstehung. Den Erlös des „Messias“ spendete Händel für Waisenkinder und Arme. Händels Messias-Mission war also unmittelbar erfolgreich gewesen. Sie hatte ihn zu einem besseren Menschen gemacht.

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