Schwabacher verprügelt: Rocker auf Anklagebank

22.11.2018, 15:20 Uhr

Am Freitag war das Gerichtsverfahren eröffnet worden, nun wurde das Opfer, ein 51-jähriger Mann aus Schwabach, befragt. Die vielen Tätowierungen fallen auf. Der Mann ist wohl das, was man einen bunten Hund nennt – aber viel lieber wäre er wohl ein Kampfhund geworden. Mit anderen Fans aus Franken hätte er gerne einen eigenen Ortsverein der rockähnlichen Verbindung "United Tribuns" gegründet, ein "Chapter" im Rockersprech, als Clubheim sollte sein Laden fungieren. Mitte August 2017 fuhr er eigens nach Italien, der Europachef und Präsident der Vereinigung, ein gebürtiger Münchner, sollte den Plan absegnen.

Heute sitzt dieser mutmaßliche Rockerboss, ein 51-Jähriger, bulliger Typ, der eine größere Tätowierung auf der Glatze trägt, als Angeklagter vor der Schwurgerichtskammer des Landgerichts Nürnberg-Fürth: Anstiftung zum versuchten Totschlag wird ihm vorgeworfen. Nach dem Besuch des Schwabachers soll er vier Männer losgeschickt haben, sie sollten die Möchte-gern-Mitglieder "plattmachen".

Wie die Berserker

Am 25. Oktober 2017 stürmte das Quartett das Schwabacher Studio. Der Ladenbesitzer und drei seiner Kumpels warteten schon – hofften ihnen würde das neue "Chapter" abgenommen werden. Doch die Eindringlinge wüteten wie die Berserker, zerschlugen vorhandene Fanartikel, wie Spiegel, der "United Tribuns". Bedruckte Tassen, Taschen und ähnliche Devotionalien mussten die Schwabacher abgeben, dann wurden sie verdroschen, angeblich sogar mit einem Golfschläger.

Der Überfall kam nur ans Licht, weil die Polizei damals das Telefon des Schwabachers angezapft hatte, ermittelt wurde wegen eines Drogendelikts. Im Zug der Überwachung hörten die Ermittler von der Schlägerei und nun sitzen neben dem mutmaßlichen Anstifter auch zwei Männer (23 und 55 Jahre) wegen versuchten Totschlags vor Gericht. Da die anderen beiden tatverdächtigen Schläger Österreicher sind, erwartet sie dort ein Prozess.

Nicht zum Arzt

Die Opfer trugen Rippenbrüche, Quetschungen und Prellungen davon. Der Tätowierer ging damals nach eigenem Bekunden nicht einmal zum Arzt, auch Anzeige erstattete keiner der Männer. Als die Polizei den Schwabacher als Geschädigten verhörte, wollte er keinesfalls als Kronzeuge auftreten, schildert eine Kripobeamtin. Doch durch mehrere Telefonüberwachungen habe die Kripo schon genügend Indizien gesammelt. Der Prozess geht weiter.

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