Schwabachs Ex-Stadtmanager Klimpel im Interview

3.1.2017, 05:57 Uhr
Schwabachs Ex-Stadtmanager Klimpel im Interview

© Foto: co

Herr Klimpel, wie kamen Sie damals nach Schwabach?

Peter Klimpel: Ich war Seminarleiter der Akademie Neue Medien in Kulmbach, als Schwabach die Stelle des Stadtmanagers ausschrieb. Ich hatte Berufserfahrung in Journalismus, PR, Tourismus – da habe ich mich beworben. Beim Vorstellungsgespräch saß ich vor einer Runde von sieben oder acht Leuten, unter anderem Stadträten, und trug meine Ideen vor. Es scheint gepasst zu haben, denn es hat ja geklappt.

Welche Situation haben Sie dann vorgefunden?

Klimpel: Na ja, Schwabach kam damals im Radio immer dann vor, wenn auf der A 6 wieder Stau war (lacht). Nein. Schwabach hat ja eigentlich Potential, es ist eine wunderschöne Stadt. Nur steckte es in der Mittelmäßigkeit fest, und diese Mittelmäßigkeit wollte ich durchbrechen. Es ging vor allem um die Suche nach Möglichkeiten, wie man mehr Besucher in die Stadt holen kann.

Da fielen Ihnen die Goldschläger ein.

Klimpel: Wenn es keinen Anlass gibt, dann muss man ihn eben schaffen. Und die Goldschläger gab es ja schon lange in Schwabach. Meine Idee war, das als Alleinstellungsmerkmal hervorzuheben – so wie etwa Pforzheim die Goldstadt ist, sollte Schwabach die Goldschlägerstadt sein. Das Problem war dann nur: Wie verkauft man das?

Schwabachs Ex-Stadtmanager Klimpel im Interview

© Archivfoto: Günther Wilhelm

Mit vergoldeten Rathaustürmchen . . .

Klimpel: Ich wollte eigentlich das ganze Rathausdach vergolden, das scheiterte an der Finanzierung (lacht). Also: Nehmen wir halt die Türmchen. Es gab damals zwei Stadtratssitzungen, wir haben in der Presse Wind gemacht, und schließlich ging es durch. Mir war zum Beispiel vorgeworfen worden, ich wollte aus Schwabach ein Disneyland machen.

Aber die Aktion wurde ein Erfolg?

Klimpel: Jeder, der etwas auf sich hielt, bezahlte einen goldenen Ziegel. Wir brauchten 200 000 D-Mark, verkauften also 2000 Ziegel zu je 99 Mark. Das war ja sehr umständlich und deshalb teuer. Die Ziegel wurden zunächst glasiert, bekamen einen hellen Untergrund, dann wurden sie im Dach eingepasst, wieder heruntergenommen, vergoldet, und dann wieder eingebaut. Aber wir haben das Geld zusammenbekommen, es war eine echte Punktlandung. Große Firmen kauften teilweise 100 Ziegel, wir haben viel dafür geworben und an den Lokalpatriotismus appelliert. Es gab dann ein Riesen-Event, als alles fertig war. Für die Aktion habe ich 2002 den deutschen Werbepreis bekommen.

Es blieb nicht die einzige Aktion?

Klimpel: Nein, da kam noch so einiges. Die Bevölkerung durfte den Riesen-Findling vergolden, der an der Schwabach steht. Es gab die Gold-Card, die Schlafmünzen-Aktion, außerdem waren wir im Seenland unterwegs und haben Prospekte verteilt. 2004 feierten wir 500 Jahre Goldschläger in Schwabach mit vielen Aktionen. Da waren alle dabei: die Stadt, die Werbegemeinschaft, das Tourismus-Büro. Die erste Goldschlägernacht fand in dem Jahr statt. Ein echtes Highlight war auch der „Golden-Retriever-Tag“. Ich wollte 500 Hunde mit Herrchen auf dem Marktplatz versammeln, das hätte sogar für einen Eintrag ins Guinessbuch der Rekorde gereicht. Leider haben 85 Hunde gefehlt. Aber all diese Aktionen haben geholfen, Schwabach attraktiver zu machen.

Lässt sich diese Attraktivität messen?

Klimpel: So etwas ist immer schwer abzuschätzen. Aber wir haben damals eine Erhebung durchgeführt, die gezeigt hat, dass es einen deutlichen Zuwachs bei den Schwabach-Besuchern gab.

Nach sieben Jahren als Stadtmanager kehrten Sie Schwabach dann den Rücken. Warum?

Klimpel: Mein Vertrag ist ausgelaufen, ich war 63 Jahre alt, hatte gesundheitliche Probleme und bin in Pension gegangen. Aber es war eine gute Zeit in Schwabach. Die Stadt hat sich verändert dadurch – das Gold kann sie sich ja immer noch auf die Fahnen schreiben. Ich glaube, von den meisten Leuten wurde sehr geschätzt, was ich angestoßen habe.

Was machen Sie heute?

Klimpel: Ich unterrichte regelmäßig an der Medienakademie in Salzburg, veranstalte mit meiner Frau Fachseminare für Hunde-Halter, Hunde-Trainer, Tierpsychologen und Tierärzte. Aber meine Lieblingstätigkeit ist immer noch das Reisen, besonders nach Südostasien.

Dort wird auch gerne und viel vergoldet.

Klimpel: Wissen Sie, Gold war eigentlich nie wirklich meine Farbe, Silber finde ich schöner. Aber Gold ist eben sehr wertvoll und hat eine bestimmte Wirkung auf Menschen. Nur muss man es idealerweise so hinbekommen, dass es nicht kitschig wirkt. Das ist uns mit den Rathaustürmen gelungen.

Keine Kommentare