Schwarzachgruppe investiert: Wasser wird teurer

20.4.2017, 05:58 Uhr
Schwarzachgruppe investiert: Wasser wird teurer

© Foto: Robert Gerner

Robert Pfann sitzt im Besprechungszimmer der Zweckverbands-Geschäftsstelle in Großschwarzenlohe. Seit 2008 ist er Vorsitzender der Wasserversorgungsgruppe, die 18 100 Menschen in 18 Orten mit dem kostbaren Nass versorgt. Das, was vor dem Zweckverband liegt, nennt der Schwanstettener Bürgermeister "historisch". Historisch, was das reine Investitionsvolumen betrifft. Historisch aber auch, was die Vorgehensweise angeht. Einen Sechs-Jahres-Bauzeitenplan mit permanenter Kostensteuerung hat schließlich nicht jeder Wasserversorger zu bieten.

Dass die Ausgaben gegenfinanziert werden durch Gebühren und Beiträge, sorgt logischerweise nicht nur für eitel Sonnenschein in Schwanstetten, in Schwarzenlohe, im Nürnberger Süden und im Schwabacher Osten, also in jenen Bereichen, in denen die Schwarzachgruppe das Trinkwasser liefert. "Immer wenn es ums Geld geht, sind Emotionen dabei", fasst Robert Pfann die Informationsveranstaltungen zusammen, die im Herbst 2016 und im März 2017 von mehr als 1500 Bürgern besucht worden sind.

Es geht an die Substanz

Es sind dabei vereinzelt auch Vorwürfe laut geworden, der Zweckverband habe zu lange mit den Arbeiten gewartet. Deshalb würden sie jetzt umso teurer. Doch Julia Ruppert von dem begleitenden Büro CDM Smith, das die Projektsteuerung in den nächsten sechs Jahren übernimmt, weist das zurück. "Es ist ja nicht so, dass der Zweckverband in den vergangenen Jahrzehnten nicht investiert hätte." Es seien neue Brunnen gebohrt worden, das Wasser sei nach wie vor von vorzüglicher Qualität, die Förderung, Verarbeitung und Lieferung des wichtigsten Lebensmittels funktioniere störungsfrei, im Prinzip seien alle Bereiche arbeitsfähig.

Doch irgendwann, so Ruppert, sei es eben nicht mehr mit einer Kleinigkeit hier und einer Kleinigkeit dort getan. "Bei älteren Bauten geht es irgendwann an die Substanz." Und beim Wasserzweckverband beginnt dieses "irgendwann" — jetzt.

Größter Einzelbrocken der anstehenden Arbeiten ist mit 3,4 Millionen Euro die umfassende Sanierung und Modernisierung des Wasserwerks Großschwarzenlohe in den Jahren 2018 bis 2020. Die große Herausforderung wird sein, das ganze im laufenden Betrieb hinzubringen. Denn der Zweckverband kann ja nicht einfach für ein paar Monate den Wasserhahn zudrehen.

Einfacher wird der 2,8 Millionen Euro teure Neubau des Wasserwerks Schwand in den Jahren 2019 bis 2021 sein. Er ersetzt den, so haben das Untersuchungen ergeben, kaum noch wirtschaftlich zu sanierenden Altbau an der Rother Straße in direkter Nachbarschaft.

Der Startschuss für den Sechs-Jahres-Arbeitsplan fällt allerdings nicht in Großschwarzenlohe und auch nicht in Schwand, sondern am nördlichen Ende des Verbandsgebiets, in Kornburg. Der dortige Wasserturm wird diesen Herbst saniert, in der Venatoriusstraße werden neue Leitungen eingezogen. Bis 2022 werden knapp zehn Kilometer Leitungen erneuert. Abgeschlossen werden die 13,2-Millionen-Euro-Investitionen ebenfalls 2022 mit der Sanierung des Hochbehälters Raubersried.

Ergänzungsbeiträge

80 Prozent der Kosten holt sich der Zweckverband in Form von Ergänzungsbeiträgen von den Kunden zurück. Zweckverbands-Geschäftsführer Werner Rühl rechnet für ein ortsübliches Reihenhaus mit Kosten zwischen 1200 und 1400 Euro, zu zahlen in sechs jährlichen Raten ab Herbst 2017. Wer ein Einfamilienhaus mit großem Grundstück hat, für den können schon mal 2000 Euro und mehr fällig werden. Manche Landwirte und große Gewerbebetriebe dürften sogar noch weit drüber liegen. Das Berechnungsmodell haben der kommunale Prüfungsverband und die Regierung von Mittelfranken unter die Lupe genommen – und die Ampel von Rot auf Grün gestellt.

Die restlichen 20 Prozent der Kosten werden über höhere Wassergebühren eingetrieben. Der Kubikmeter kostet künftig statt 1,51 Euro 1,67 Euro. Der Zweckverband bewegt sich damit aber immer noch in Größenordnungen benachbarter Wasserversorger. Bei den Gemeindewerken in Wendelstein liegt der Kubikmeterpreis knapp darunter, bei den Stadtwerken in Schwabach liegt er darüber.

Das ist nicht selbstverständlich

Andererseits: Die Schwarzachgruppe hat in den vergangenen Jahren schon zweimal an der Preisschraube gedreht, noch 2010 verlangte sie für den Kubikmeter Frischwasser nicht einmal einen Euro. Binnen sieben Jahren macht das ein Steigerung von über 60 Prozent aus.

Doch Zweckverbands-Geschäftsführer Werner Rühl verteidigt die Kosten. "Für die meisten Menschen ist es selbstverständlich, dass das Wasser läuft, sobald sie den Hahn aufdrehen. Welch großer Aufwand, welch komplizierte Technik dahinter stehen, sehen viele nicht."

Robert Pfann ist jedenfalls überzeugt, dass der Sechs-Jahre-Investitionsplan der richtige Schritt für eine weiterhin gute und verlässliche Wasserversorgung ist. "Weniger schlaflose Nächte hätte ich gehabt, wenn ich die Finger von dem Projekt gelassen hätte", sagt der Verbandsvorsitzende und Bürgermeister. "Aber es geht doch darum, uns für die Zukunft gut aufzustellen."

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