Schwere Literatur in 267 Kartons

12.4.2011, 08:23 Uhr
Schwere Literatur in 267 Kartons

© Hess

Die im wahrsten Sinn des Wortes schwere Literatur stammt aus dem Oberstübchen über der Sakristei der Evangelischen Stadtkirche St. Johannes d.T. und St. Martin und der Nebenbibliothek für die Kirchenbücher eine Etage darüber. Die Bücher müssen ausgelagert werden, weil nun, nach dem Turm, der zweite Abschnitt der Kirchensanierung, das östliche Drittel des Kirchenschiffs, in Angriff genommen wird.

In diesem Bereich befindet sich auch die an das Kirchenschiff angebaute Sakristei, in deren Obergeschoss die Kapitelsbibliothek und darüber wiederum der Raum für die Kirchenbücher war.

Titelblätter abfotografiert

Reichel hat die über 200 Jahre alten besonders wertvollen und auch besonders empfindlichen Bücher, etwa 700 bis 800 Stück, aber nicht nur in Schachteln gepackt, sondern fotografiert. Er fertigte jeweils eine Digitalaufnahme des meist zu Beginn des 19. Jahrhunderts handgeschriebenen Signaturblatts sowie der Titelseite. Um diese Bücher vor den Ausdünstungen der leicht säurehaltigen Umzugskartons zu bewahren, hat Reichel sie zudem einzeln in säurefreies Papier eingewickelt. Die neueren Werke haben diese Vorzugsbehandlung allerdings nicht erfahren, weil deren Papier in der Regel selbst säurehaltig ist.

Insgesamt dürften es weit über 4000 Bücher plus hunderte von Zeitschriften gewesen sein, die der vom Kirchenvorstand mit der Büchereiverwaltung Beauftragte Michael Reichel verpackt hat.

Buch war verschollen

Im Rahmen seiner Arbeit ist Michael Reichel auch auf ein verschollenes Buch des Schwabacher Wappenkundlers Eugen Schöler gestoßen. Anlässlich des Jubiläums „500 Jahre Stadtkirche“ 1995 hatte Schöler die Wappen in und an der Kirche untersucht. Die Ergebnisse hatte er handschriftlich zusammengefasst und zu einem großformatigen Buch gebunden mit dem Titel „Ein heraldischer Spaziergang durch die Stadtkirche“. Dieses Werk hatte sich in der abgeschlossenen Schublade des Lesetischs im Bibliotheksraum befunden.

Die meisten der recht einfachen Regale in der Bibliothek werden laut Michael Reichel entsorgt beziehungsweise zum Verkauf angeboten. Für die Bibliothek erhalten bleiben soll lediglich ein besonders schöner historischer Bücherschrank, der Lesetisch, ein Steh-Lesepult und sechs ebenfalls historische Stühle.

Michael Reichel hat damit ein Ziel erreicht. Er wollte bis Ostern die Bibliothek ausgeräumt haben. Bis zum Ende der Kirchenrenovierung in drei Jahren will er den Bestand der Bibliothek gesichtet, digital katalogisiert und wohl auch umorganisiert haben.

Kunstwerke bergen

In der Kapitelsbibliothek befinden sich nun noch, ebenso wie im Raum für Kirchenbücher darüber, einige kleinere Kunstwerke, wie zum Beispiel Bilder, geschnitzte Fialen und Heiligenfiguren, aber auch alte Kerzenständer. Sie müssen noch geborgen werden. Ein Experte wird diese Gegenstände noch in Augenschein nehmen und bewerten.

 

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