Senioren-Wohnpark „Am Wehr“ bietet Palliativ-Betreuung

23.4.2014, 09:00 Uhr
Senioren-Wohnpark „Am Wehr“ bietet Palliativ-Betreuung

© Schnackig

Bisher gab es in Schwabach jedoch keine Palliativbetten — das wird sich nun ändern.

Besondere Ausbildung

Räumlich gibt es im Pflegeheim „Am Wehr“ in Schwabach überhaupt keine Veränderungen. In dem freundlichen Bau mit launigem Blau und viel Glas, gibt es Einzelzimmer, Doppelzimmer — alles wie gehabt. Der Schlüssel zum Neuen liegt in dem Potenzial der Menschen, die dort arbeiten. Aktuell nimmt ein erster Pfleger an der Ausbildung zum Palliativ-Pfleger teil. Das bedeutet 160 Stunden im Blockunterricht. Die Weiterbildung endet mit einem anerkannten Zertifikat des Deutschen Hospiz- und Palliativverbands sowie der Deutschen Gesellschaft für Palliativmedizin.

Die Ausbildung ist nicht billig. Um so mehr freut sich Einrichtungsleiterin Anika Emmermacher, dass die Einrichtung der Diakonie nun eine Zuzahlung bekommen hat: Wilhelm Polster, der Vorsitzende der Manfred-Roth-Stiftung, überreichte einen Scheck in Höhe von 3340 Euro. Diese Spende finanziert zwei Fortbildungen mit dem Betreuungskonzept für Patienten, die an einer unheilbaren Erkrankung mit einer geringen Lebenserwartung leiden.

Wie ein schützender Mantel

Wozu braucht es die spezielle Fortbildung? Zwar sind Altenpfleger im Berufsalltag auch immer wieder damit konfrontiert, dass Bewohner sterben, doch für den Palliativ-Bereich gelten nochmals besondere Anforderungen. Vom Wortsinn her, soll die Palliativ-Versorgung wie ein schützender Mantel sein — „pallium“ ist das lateinische Wort für Mantel. Sie kommt dann zum Einsatz, wenn es keine Heilung mehr gibt, sondern wenn es gilt, den Zustand des Schwerkranken so erträglich wie möglich zu machen.

Eine enge Zusammenarbeit mit den Ärzten ist dafür dringend erforderlich. Außerdem halten die Palliativ-Pfleger einen intensiven Kontakt zu den Angehörigen.

Die Betreuung der Sterbenden erfordert viel Zeit — und kann für die Begleiter an die Substanz gehen. „Unsere Mitarbeiter lernen auch, wie sich selbst schützen“, erklärt Pflegedienstleiterin Iris Schneider.

Die Palliativ-Bewohner müssen nicht immer unbedingt im hohen Alter sein. Es kann vorkommen, dass die schwerstkranken Patienten so alt sind, wie der Pfleger selbst — manchmal auch jünger.

„Die Verweildauer im Pflegeheim wird immer kürzer, weil die Menschen zunächst lange zu Hause sind“, sagt Einrichtungsleiterin Anika Emmermacher. In Schwabach habe es bislang keine Pallativbetten gegeben. Todkranke mussten nach Roth, Ansbach oder Nürnberg. Dort ist aber nur eine begrenzte Verweildauer möglich.

Das heißt, wenn der Patient länger lebt, beginnt das, was Iris Schneider den „Drehtür-Effekt“ nennt: Verschlechtert sich sein Zustand im Heim, so kommt er ins Krankenhaus. Dort wird er nach einer gewissen Zeit wieder zurückgeschickt und alles beginnt von vorn — und das in einem Zustand, der allein schon sämtliche Kraft vom Patienten und seinen Angehörigen erfordert.

Freund als Überbringer

Im „Haus am Wehr“ bliebe das den Kranken erspart. „Über den Scheck freuen wir uns daher besonders“, sagt Anika Emmermacher. „Wir erhalten damit die finanzielle Unterstützung und die Diakonie stellt uns das Personal zur Verfügung.“

Wilhelm Polster, der Überbringer des Schecks, war von Beruf Pfarrer und ist seit 1998 im Ruhestand. Er war mit dem vor vier Jahren verstorbenen Manfred Roth eng befreundet. Nach dessen Tod wurde die Manfred-Roth-Stiftung gegründet.

Manfred Roth, dessen Ehe kinderlos blieb, übernahm 1944 die Firmenführung der Norma-Gruppe und baute sie zu einem riesigen Unternehmen aus. Dem Unternehmer war es ein besonderes Anliegen, eine gemeinnützige Stiftung zu gründen. Den Kontakt stellte Babette Gillmeier her. Sie ist ehrenamtliche Mitarbeiterin der Einrichtung.

Nicht nur traurig

Wie viele Palliativ-Plätze zur Verfügung stehen, hängt von der aktuellen Belegung ab und lässt sich nicht vorhersagen. Auch wenn die Begleitung der Sterbenden von allen Beteiligten viel abverlangt — Anika Emmermacher betont, dass diese Wege — wie generell auch der Alltag im Pflegeheim — keineswegs nur von Trauer umgeben sind.

„Menschen, die wissen, dass sie am Ende ihres Lebens sind, haben manchmal auch viel Humor“, sagt sie. „Gemeinsam kann man dann selbst in schweren Zeiten immer wieder mal herzhaft lachen.“
 

Keine Kommentare