SG Schwabach/Roth: ohne Sieg aber mit Optimismus

24.11.2014, 09:58 Uhr
SG Schwabach/Roth: ohne Sieg aber mit Optimismus

© Foto: Gerner

Woran liegt es, dass der letztjährige Fast-Aufsteiger in diesem Jahr das Ende der Tabelle ziert? Eine Spurensuche.

Fünf Minuten nach dem nervenaufreibenden Remis gegen den Nachbarn in eigener Halle wirkt der Trainer schon wieder tiefenentspannt. Johannes Sagmeister scheint nichts aus der Ruhe zu bringen. „Natürlich hätten wir gerne gewonnen“, sagt der großgewachsene Coach. „Aber bei unseren drei Unentschieden hatten wir jeweils den letzten Ball und damit die Chance zum Sieg. Das gibt mir für die nächsten Wochen Zuversicht.“

Dass es in diesem Jahr nicht rund läuft, kommt für Sagmeister nicht ganz überraschend. „Zu viele neue Faktoren“, betont er – und schließt den Trainer ausdrücklich ein. Schließlich gehörten die SG Schwabach/Roth und Trainer Georg Lutsch über viele Jahre hinweg wie siamesische Zwillinge. Als Lutsch Anfang des Jahres seinen Abschied ankündigte, musste die SG auf Trainersuche gehen – und lotste Johannes Sagmeister aus Zirndorf, wo er zuletzt drei Jahre lang die Frauen trainiert hatte, nach Schwabach.

Wichtigster Spieler fehlt

Zweiter neuer Faktor: Neben Georg Lutsch muss die SG zumindest bis Ende Dezember auch auf dessen Sohn Christian Lutsch verzichten, der in den USA ein Auslandssemester absolviert. Der neben Sebastian Zschunke beste Schütze und neben Stefan Reichel zuverlässigste Abwehrspieler fehlt den Handballern an allen Ecken und Enden. Mit ihm soll in der Rückrunde die Aufholjagd gestartet werden.

Dritter neuer Faktor: die holprige Vorbereitung. In der heißen Phase waren die Sportler mehr auf Hallensuche denn wirklich am Ball. Die bewährte Hans-Hocheder-Halle stand nicht zur Verfügung, weil sie als Notunterkunft für Asylbewerber diente. Inzwischen hat die SG in der im September fertiggestellten Dreifachhalle an der Schwabacher Kern-Schule eine neue Heimat gefunden. Doch die – vorsichtig ausgedrückt – unregelmäßig ausgeleuchtete Spielstätte ist sicherlich noch gewöhnungsbedürftig. Von Heimvorteil kann (noch) keine Rede sein.

Ähnlich wie im vorherigen Heimspiel gegen Altenberg (7:1-Führung nach 15 Minuten, den Sieg durch einen verworfenen Siebenmeter nach dem Schlusspfiff vergeben) war Schwabach/Roth auch im Derby gegen Wendelstein ganz nah dran am ersten Erfolgserlebnis. 13:12 führten die Gastgeber nach den ersten eher durchwachsenen 30 Minuten, 23:19 lagen die „Weißen“ zwölf Minuten vor dem Ende vorne.

Wendelstein tat notgedrungen das, was Wendelstein immer tut, wenn es eng wird: den Ball auf den überragenden Rückraumwerfer Tobias Hönig spielen. Anlauf, ein, zwei Schritte, Sprung, Wurf und mit brachialer Wucht hinein ins Netz, zur Not auch durch Torhüter Adrian Falkner hindurch. Die Gäste schafften tatsächlich noch den 28:28-Ausgleich, doch die SG Schwabach/Roth hatte mit dem letzten Angriff noch die Chance auf den Sieg. Neuzugang Alexander Rösch, der zuvor in der Bezirksklasse bei Katzwang/Nürnberg Süd gespielt hatte, zielte zu genau und traf nur den Innenpfosten.

Die knapp 150 Zuschauer sahen in der ersten Hälfte ein durchschnittliches, in der zweiten Hälfte ein leidenschaftliches, ein spannendes, am Ende ein dramatisches Spiel. Bei den Gastgebern gefielen vor allem der junge Mathias Geck und Stefan Reichel, die jeweils sechsmal trafen und damit für Sebastian Zschunke in die Bresche sprangen. Zschunke wurde von Alexander Steigerwald in Manndeckung genommen und kam nur selten zum Zug.

Und Wendelstein? Die Gäste schöpften ihr Potenzial nicht ganz aus, weil Tobias Hönig lange Zeit im Angriff nicht so durchschlagkräftig wie normal war. Erst in der letzten Viertelstunde lief der Shooter zu großer Form auf. Dass der TSV aber bis dorthin immerhin den Anschluss hielt, war dem jungen Kreisläufer Lukas Müller zu verdanken. Dem 19-Jährigen gelangen immerhin acht Treffer.

Dass Wendelstein am Ende mit einem Punkt zufrieden sein musste, lag an einer frappierenden 7-m-Schwäche. Die ersten vier Strafwürfe landeten allesamt entweder an der Latte oder an den Händen/am Körper von Torhüter Falkner. Erst der fünfte Versuch kurz vor Schluss saß. Torschütze: natürlich Tobias Hönig. „Wenn du so viele Freiwürfe vergibst, musst du dich nicht wundern, wenn du nicht gewinnst“, fand Alexander Steigerwald.

Dessen Trainer Marcus Grüßner hatte im Schlussspurt übrigens Mut bewiesen. In der ersten Hälfte hatte er Jonas Walwei zwischen die Pfosten geschickt, seit dieser Saison die Nummer eins. Nach dem Wechsel durfte Johannes Kurz ran. Doch in den entscheidenden letzten Minuten gab Grüßner dem erst 18-jährigen dritten Torhüter Max Hellfaier das Vertrauen.

Sein Kollege Johannes Sagmeister richtete den Blick kurz nach Spielschluss schon wieder nach vorne. Jedes Spiel werde es besser, im Training habe er bis zu 16 Leute, die wunderbar mitziehen würden. Drei Spiele gibt es noch bis Weihnachten. Zeit genug, den Bock umzustoßen. Sagmeister erhofft sich zwei Siege, mindestens.

SG Schwabach/Roth: Falkner (Tor), Zschunke (4/1), Rösch (4), Geck (6), Scheibel (3), Bauer (1), Seidling (1), Schöner, Mari (3), Reichel (6), J. Götz.

TSV Wendelstein: Walwei, Kurz Hellfaier (alle Tor), T. Hönig (9/1), Thies, Hölzl (3), T. Steigerwald (4), Miller, Kraus, Meier, Müller (8), A. Steigerwald (4).

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