„Solidarität zeigen“

19.12.2011, 09:00 Uhr
„Solidarität zeigen“

© Schmitt

„Wir wollen damit Solidarität zeigen und gegen die Neonazis zusammenstehen“, sagte Seyfettin Karagöl. Der Schneider aus der Höllgasse hatte die Aktion in der Innenstadt angeregt und organisiert.

Karagöl brachte am Eingang zu seinem Laden ein Plakat an, auf dem die drei Nürnberger Mordopfer der Zwickauer Nazi-Zelle abgebildet waren. Dadurch rückten die Gewalttaten ganz nah an Schwabach heran. Schließlich war Abdurahim Özüdogru ebenfalls selbstständiger Schneidermeister. „Ich kannte ihn gut“, erklärte Seyfettin Karagöl. Sein Landsmann wurde im Juni 2001 erschossen.

„Wir sind nicht sicher“

Im September 2000 war in Nürnberg zuvor der Blumenhändler Enver Simsek Opfer des rechten Terrors geworden. Im Juni 2005 töteten die Nazis Ismail Yasar in seinem Döner-Stand als vorerst letzten in Nürnberg. Die Mordserie zeige, sagt Karagöl: „Wir sind nicht sicher in Deutschland: Wer kommt morgen dran?“

Die Zwickauer Nazis erschossen zehn Migranten. Karagöls Plakat weist darauf hin, dass sie nicht die einzigen Opfer rechtsradikalen Terrors in Deutschland sind. „Seit 1990 sind ihm 182 Menschen zum Opfer gefallen“, so Karagöl. „Eine erschreckende Zahl“.

Bittere Erkenntnis

Seyfettin Karagöl gelingt es auch, einen bei näherer Betrachtung sehr bedrückenden Punkt zu benennen. „Wir bezahlen hier Steuern und unterstützen mit unserem Solidaritätszuschlag den Aufbau im Osten, die aber kommen hierher und erschießen uns“, stellt der Schneider mit türkischer Herkunft einen bitteren Zusammenhang zwischen der Herkunft des Nazitrios und den Schauplätzen der Morde her.

Für Karagöl ist die Aktion in Schwabachs Zentrum lediglich ein erster, aber ein ganz wichtiger Schritt. „Wir haben uns zunächst auf die Stadtmitte konzentriert, aber in den Außenbereichen wollten auch viele mitmachen“, erklärte er. 50 bis 60 ausländische Unternehmer wären es Karagöls Einschätzung nach wohl geworden, wenn das gesamte Stadtgebiet einbezogen gewesen wäre.
 

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