Sonnenstrom ernten statt Champignons züchten

3.10.2012, 08:17 Uhr
Sonnenstrom ernten statt Champignons züchten

„In Bayern unseres Wissens nach unter den Top-Drei, in Deutschland unter den größten 20.“ Andreas Grüb, Projektmanager und Betriebsleiter der Firma Klarmodul, ist durchaus stolz auf das neue Groß-Projekt. Wo früher Champignons gezüchtet worden sind, wird demnächst Sonnenstrom geerntet. Die leicht aufgeständerten Module auf den sanierten Hallendächern bedecken eine Fläche von gut 17000 Quadratmetern – so viel wie zweieinhalb Fußballfelder. Durch sie werden pro Jahr mehr als zwei Millionen Kilowattstunden Strom erzeugt, etwa ein Zehntel des Bedarfs in der gesamten Großgemeinde Abenberg.

Kosten: 4,6 Millionen Euro

Die 4,6 Millionen-Euro-Investition (inklusive Dachsanierung) stemmt die noch junge „Energiegenossenschaft Klarmodul“ aus dem Baden-Württembergischen Öhringen. Die wurde erst 2011 gegründet, hat bislang etwas über 100 Mitglieder, die 800 Genossenschaftsanteile im Gesamtwert von 800000 Euro gezeichnet haben. Zwei Referenzprojekte in Fahrenbach-Robern und Mosbach-Lohrbach wurden bislang realisiert, die Anlage in Wassermungenau ist aber alleine durch ihre Größe von einem ganz anderen Kaliber.

Die Genossenschaft funktioniert so, wie man das von Volks- und Raiffeisenbanken kennt. Ein dreiköpfiger Vorstand wird kontrolliert von einem Aufsichtsrat, den drei Bank-Professoren bilden. Auch Werner Braun, einer der drei Vorstände der Energiegenossenschaft, ist Bankkaufmann. Auf die Idee, einen Teil der Energiewende selbst in die Hand zu nehmen, kam er, als in seiner Nachbarschaft ein Freiflächen-Sonnenkraftwerk vom Pleite gegangenen Solarmodul-Hersteller Q-Cells gebaut — und dann von einem Investor aus England übernommen wurde. „Was die können, können wir auch“, sagte sich Braun und tat das, was in letzter Zeit ganz viele gemacht haben: Er gründete mit Gleichgesinnten eine Energiegenossenschaft.

Dass diese den Namen „Klarmodul“ trägt, ist eine Folge der engen Zusammenarbeit mit der „Klarmodul GmbH“, einer Firma, die schon seit Jahren im Geschäft mit Photovoltaikanlagen mitmischt und deren Chef Alexander Beck auch Vorstand in der Energiegenossenschaft ist.

Ein Genossenschaftsanteil kostet 1000 Euro, maximal 15 Anteile kann man zeichnen. Dank der auf 20 Jahre gesicherten Einspeisevergütung für den Sonnenstrom ist Werner Braun überzeugt, Investoren eine jährliche Rendite von fünf Prozent ausschütten zu können.

30 Prozent der Investitionskosten hofft er über Mitglieder der Genossenschaft einsammeln zu können. Die restlichen 70 Prozent würden dann über Bankdarlehen finanziert.

Das Besondere an einer Genossenschaft: Investoren beteiligen sich nicht an einzelnen Anlagen wie der in Wassermungenau, sondern am gesamten Unternehmen. Das will Werner Braun in den nächsten Jahren Zug um Zug ausbauen. „Wir wollen nicht auf Photovoltaik beschränkt bleiben, sondern können uns vorstellen, auch andere Energieprojekte voranzutreiben“, betont der Vorstand.

Hoffen auf lokale Investoren

Abenbergs Bürgermeister Werner Bäuerlein steht zu 100 Prozent hinter der Wassermungenauer Großanlage. „Ich hoffe, dass viele Bürger aus Abenberg und Wassermungenau finanziell einsteigen“, sagt er. „Damit bleibt auch ein Teil der Wertschöpfung in der Region.“

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