Sportvereine in Not oder Sportvereine mit Zukunft?

10.2.2017, 13:24 Uhr
Sportvereine in Not oder Sportvereine mit Zukunft?

© Foto: Gerner

Obwohl viele Sportvereine um ihre Existenz kämpfen, fanden nur ein paar Dutzend Interessierte den Weg in die Wendelsteiner TSV-Halle. Sven Ehrhardt zitierte eine Studie, laut der 60 Prozent der deutschlandweit 90 000 Sportvereine Probleme haben, genügend Vorstandsmitglieder zu finden. Jeder dritte Sportverein sei in seinem Bestand gefährdet.

Wenn dem so ist, dann dürfte es auch vielen der 159 Sportvereine schlecht gehen, die es im BLSV-Kreis Roth-Schwabach gibt. Sie sind die Heimat von immerhin 55 337 Frauen, Männern, Jugendlichen und Kindern, wie Moderator Marcel Schneider, der stellvertretende SPD-Bezirksvorsitzende, herausgefunden hatte. Grundsätzlich gelte: Die Zahl der Vereine steigt, doch die Zahl der Mitglieder insgesamt sinkt.

Sinkende Einnahmen

Sinkende Mitgliederzahlen bedeutet aber sinkende Einnahmen. Das ist fatal, denn die Kosten beispielsweise für den Unterhalt der Liegenschaften bleiben gleich hoch oder steigen. „Viele Vereine tun sich schwer, das Geld zu erwirtschaften, das sie für größere Reparaturen und Instandsetzungen brauchen“, erklärte Klaus Vogel, der seit zehn Jahren dem knapp 1500 Mitglieder zählenden TSV Wendelstein vorsteht. Vogel mahnte eine bessere Förderung durch den Freistaat an. „In der Politik wird zu sehr auf das rein Sportliche geschaut und zu wenig auf das Wirtschaftsunternehmen Sportverein.“ Für den TSV Wendelstein heißt das: Wenn es um Sanierung von Sportstätten geht, gibt der Staat Zuschüsse. Wenn es um den Einbau neuer Fenster in der Vereinsgaststätte geht, dann gibt es keinen Cent. „So können die Vereine auf Dauer aber nicht überleben“, so Vogel.

SPD-Forderungen

Auf dem Podium waren sich alle einig, dass die Politik zwar gute Rahmenbedingungen setzen muss. Eine höhere Übungsleiterpauschale, mehr Geld für Sportstättenbau und eine höhere Vereinspauschale brachte Sven Ehrhardt ins Spiel. Dafür gibt es im Bayerischen Landtag aber noch keine Mehrheit.

Doch die Vereine könnten sich auch selbst fit machen für die Zukunft. „Fusionen sind kein Allheilmittel. Aber zumindest im Verwaltungsbereich müssten benachbarte Vereine besser kooperieren. Dann könnte man leichter professionelle Strukturen lschaffen“, schlug Ehrhardt vor.

Würde beispielsweise für Schwabach bedeuten: TV 1848, DJK und SC 04 könnten gemeinsam eine Geschäftsstelle betreiben und sich so auch leichter hauptamtliche Kräfte leisten. Ob es dafür innerhalb der Vereine eine Mehrheit gibt, ist eine andere Frage.

Erste hauptamtliche Vorsitzende

Manche (Groß-)Vereine warten nicht auf die Nachbarn, sondern gehen gewissermaßen alleine voran. Der TV Hilpoltstein, mit über 3000 Mitgliedern der größte Verein im BLSV-Kreis Roth-Schwabach, hat mit Elke Stöhr seit vergangenem Jahr eine hauptamtliche Vorsitzende.

Andere haben erkannt, dass es ohne bessere Zusammenarbeit auf Dauer nicht mehr geht. Der TSV Wendelstein und der TSV Röthenbach/St. W. sind derzeit dabei, ihre Fußballabteilungen auszugliedern, die dann einen neuen Verein gründen. Der allerdings muss dann mit den beiden Altvereinen Pachtverträge zur Nutzung der Sportstätten abschließen. „Alles hört sich immer ganz einfach an, aber das ist mit großer Juristerei verbunden“, so Klaus Vogel.

Wachstumspotenzial

Wie Sportvereine heute noch wachsen können, hat zuletzt die TSG 08 Roth unter Beweis gestellt. Der Fusionsverein aus TSV und SC Roth hat nicht gewartet, bis ihm die Fitnessstudios junge Mitglieder wegschnappen, sondern ist seinerseits mit vielen neuen Angeboten vor allem in Trendsportarten und im Gesundheitsbereich angetreten. Auf der anderen Seite sind alte Abteilungen (Faustball) verschwunden. Doch der Erfolg scheint dem Vorsitzenden Andreas Buckreus Recht zu geben. Innerhalb weniger Jahre stieg die Zahl der Mitglieder von 1900 auf 2600.

Skeptisch sah Sylke Otto die Frage von Moderator Marcel Schneider, ob die Politik vor Ort herausragende Sportler finanziell unterstützen soll, um ihnen den Weg in den Profisport zu ebnen. „Eine schöne Idee, aber da würde die Rechtsaufsicht einschreiten“, so die in Zirndorf lebende zweifache Rodel-Olympiasiegerin, die in Zirndorf auch in Stadt- und Kreistag sitzt. Klaus Vogel sah es ähnlich. Die Politik dürfe hier nicht mit Geld helfen, sondern mit Netzwerkarbeit. „Ein Bürgermeister oder ein Landrat kennt doch die Leute, die ein paar Euro zu viel in der Tasche haben und diese gerne in den Sport investieren.“

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