„Stecht das Tier“: Kampf und Feuer im Blauen Theater

23.3.2015, 08:20 Uhr
„Stecht das Tier“: Kampf und Feuer im Blauen Theater

© Foto: Stefanie Ulrich

Als die Zuschauer den Theaterraum betreten, liegen regungslose Schauspieler auf dem Boden und versperren den Weg – im Gang, zwischen den Reihen, unter den Stühlen. Dann geht das Licht aus und der Sturm bricht los.

Donnergrollen dröhnt aus den Lautsprechern, Blitze zucken auf. In den Sekundenbruchteilen, in denen es hell ist, werden Menschen sichtbar. Sie wirken verstört und einsam. Als sich das Gewitter verzieht und allmählich die Sonne aufgeht, wachen auch die im Raum verstreuten Schüler auf. Sie sind jugendliche Gestrandete, die einen Flugzeugabsturz überlebt haben und sich nun auf einer einsamen Insel zurechtfinden müssen.

Mit diesem eindrucksvollen Beginn eröffnen die Schülerinnen und Schüler des Mittel- und Oberstufentheaters des AKG ihre aktuelle Produktion „Stecht das Tier“. Es wird laut und es wird intensiv. Denn rasch entzweien sich die Jugendlichen. Während die einen bestrebt sind, ihr Überleben durch Organisation und Zusammenarbeit zu sichern, gibt sich eine andere Gruppe der Jagd hin, schließlich brauche man Fleisch. Doch aus der Lust am Jagen wird bald eine Lust am Töten.

Dabei werden zivilisatorische Werte über Bord geworfen und das Recht des Stärkeren zelebriert, bis schließlich Blut fließt – nicht nur das der gejagten Schweine.

Die Vorlage für das Stück liefert Goldings Klassiker „Herr der Fliegen“. Sein Roman über das Ende der menschlichen Unschuld bietet einen schweren und auch brutalen Stoff, da er zeigt, wie schnell Menschen ihre Kultur und Zivilisation ablegen können. Entsprechend drastische Bilder über das Abgleiten in die Barbarei bringt die Theatergruppe unter der Leitung von Henning Krüger und Johannes Möhler auf die Bühne.

Aufgewühlt und sichtlich ergriffen von dieser stimmigen und geschlossenen Ensembleleistung verließen die Zuschauer schließlich das Blaue Theater, das in beiden Vorstellungen bis auf den letzten Platz ausverkauft war.

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