Stichwahl in Rohr: Die Bürgermeisterkandidaten im Vergleich

26.3.2014, 08:17 Uhr
Stichwahl in Rohr: Die Bürgermeisterkandidaten im Vergleich

© Gerner

Ist es der SPD-Mann Felix Fröhlich oder doch Klaus Popp von den Freien Wählern? Einer von beiden wird Nachfolger von Herbert Bär (CSU), der nach 24 Jahren nicht mehr angetreten war.

Die Entscheidung fällt in der Stichwahl am kommenden Sonntag. Die einzige Chance, beide Aspiranten im direkten Duell zu erleben, gab es auf Einladung des Schwabacher Tagblatts bei einer Podiumsdiskussion im Gasthaus Bierlein. Gut 160 Frauen und Männer nützten diese Chance. Das sind immerhin mehr als fünf Prozent der 2874 Wahlberechtigten.

13 Stimmen fehlten

Fast wäre die Podiumsdiskussion ausgefallen. Geplant hatte sie die Tagblatt-Redaktion logischerweise nur für den Fall, dass eine Stichwahl nötig sein würde. Danach hatte es aber am Abend des 16. März zunächst nicht ausgesehen.

Stichwahl in Rohr: Die Bürgermeisterkandidaten im Vergleich

Felix Fröhlich, der schon vor sechs Jahren nur hauchdünn an einem Sieg gegen Amtsinhaber Bär vorbeigeschrammt war, lag nämlich nach Auszählung der ersten Wahlbezirke mit bis zu 56 Prozent der Stimmen vorne. Seine Gegenkandidaten Klaus Popp (FW) und Richard Witt (CSU) waren weit abgeschlagen.

Relativ weit abgeschlagen waren sie auch am Ende des Abends noch. Doch das letzte Ergebnis der drei Briefwahlbezirke drückte Fröhlich doch noch knapp unter die magische 50-Prozent-Marke. 13 Stimmen fehlten dem 47-Jährigen am Ende zum totalen Triumph schon im ersten Durchgang.

Stichwahl in Rohr: Die Bürgermeisterkandidaten im Vergleich

Klar, dass der Regelsbacher, Mitglied der Schulleitung der Nürnberger Ludwig-Uhland-Mittelschule, in der Stichwahl jetzt als Favorit gilt. Das sieht auch sein verbliebener Gegner so. „Für mich war es ein Erfolg, es in diese Stichwahl geschafft zu haben“, sagt Klaus Popp. Wahlziel Nummer eins also erreicht.

Großer Rückstand

Doch gibt es noch eine Chance, seinen 22-Punkte-Rückstand (27:49 Prozent) auf Felix Fröhlich aufzuholen? Klar ist: Es ist nicht so einfach, in Rohr mit Themen zu punkten. Schließlich fallen fast alle Beschlüsse im 16-köpfigen Gemeinderat, dem die Bürgermeisteraspiranten seit zwölf (Fröhlich) beziehungsweise sechs Jahren (Popp) angehören, entweder einstimmig oder zumindest mit großen Mehrheiten.

Tagblatt-Redaktionsleiter Jürgen Karg und Norbert Wieser, seit vielen Jahren ST-Mitarbeiter in Rohr, versuchen trotzdem, die beiden Bürgermeisterkandidaten festzunageln. Was passiert mit der überlasteten Kläranlage Gustenfelden/Kottensdorf? Welche Straßen müssen als nächstes saniert werden? Wie kann in der prosperierenden Gemeinde die Wasserversorgung gesichert werden? Was ist mit dem Ausbau des schnellen Internets? Wo könnten neue Baugebiete, wo neue Gewerbeflächen entstehen? Sowohl Popp wie Fröhlich bleiben in der ersten knappen Stunde häufig im Ungefähren. „Das waren jetzt aber wieder Allgemeinplätze“, kommentiert Mit-Moderator Wieser knapp.

Konkrete Vorschläge

Als sich die politisch Interessierten mit Fragen in die Diskussion einmischen dürfen, beginnen sich die beiden Bürgermeisterkandidaten rhetorisch freizuschwimmen. Von Klaus Popp gibt es einige Vorschläge, wie man die Gemeinde im Schwabachtal touristisch besser aufstellen kann. Fröhlich konkretisiert seine Vorstellungen zu Jugend- und Seniorenarbeit sowie zu Bauland (die Ortskerne neu beleben, erst dann neue Baugebiete ausweisen).

Eines wird deutlich: Beide haben ein Programm, aber kein fertiges Konzept. Fröhlichs Motto im Falle seines Sieges: Alles kommt auf den Prüfstand, alles muss (gemeinsam mit den Bürgern) analysiert werden. Wenn Wünsche und Zahlen auf dem Tisch liegen, dann will der SPD-Mann ein Leitbild für die Gemeinde entwickeln. „Das fehlt uns bisher.“ Auch Popp ruft die ganz große Koalition aus, am liebsten mit allen 3600 Einwohnern.

Bürgermeister in Rohr zu sein, das ist ein ebenso schöner wie anstrengender Beruf. Schön, weil es der drittkleinsten Gemeinde im Landkreis Roth wirtschaftlich gut, ja sehr gut geht. Die Schulden sind überschaubar, die Rücklagen um ein Vielfaches höher. Die Steuereinnahmen sprudeln. Kein Wunder, dass Landrat Herbert Eckstein Rohr gern als seinen „heimlichen Champion“ bezeichnet.

Anstrengend ist das Bürgermeisteramt aber, weil die Sicherung und Weiterentwicklung der Infrastruktur eine immerwährende Herausforderung ist: ein riesiges Gemeindegebiet, 3600 Einwohner, verteilt auf 19 Dörfer. Anstrengend ist es, weil Rohr so klein ist, dass der Rathauschef nicht nur oberster Repräsentant und Ideengeber ist, sondern auch noch vollwertige Verwaltungskraft sein muss.

Auch darauf zielt Norbert Wieser, selbst ausgebildete Verwaltungskraft und Leiter des Bürgermeisteramts in Wendelstein, mit seinen Fragen ab: Klaus Popp ist Wertpapierspezialist bei der Raiffeisenbank, Fröhlich ist Lehrer und Mitglied der Schulleitung. Dort stehen sie seit Jahren ihren Mann. Doch können die beiden auch Bürgermeister?

Im Prinzip schon, muss man sagen. Denn was jeder von ihnen werden will, sind sie ja im Prinzip schon. Felix Fröhlich war in den vergangenen sechs Jahren erster Stellvertreter von Herbert Bär, Klaus Popp war zweiter Stellvertreter. Sie wissen also in etwa, was im Falle eines Sieges auf sie zukommt.

Derjenige, der am Sonntag ganz nach vorne rückt, wird, da sind sich Klaus Popp und Felix Fröhlich wie in so vielen anderen Punkten einig, Herbert Bär nicht eins zu eins ersetzen können. „Aber ich werde mich mit Leib und Seele an die Aufgabe machen“, verspricht Klaus Popp.

Felix Fröhlich setzt auf eine „kompetente Verwaltung“ und auf Fortbildungen, die beispielsweise der Bayerische Gemeindetag für Neu-Bürgermeister anbietet. „In meinen Kopf passt schon noch etwas hinein.“ Fröhlich mahnt außerdem zu etwas Geduld. „Herbert Bär hat vor 24 Jahren auch einmal bei null angefangen.“

Wer wird Stellvertreter?

Themen sind hin und wieder trocken, doch über Personalien lässt sich herrlich spekulieren. Doch die beiden Bürgermeisterkandidaten lassen sich nicht aufs Glatteis führen. Namen möglicher Bürgermeister-Stellvertreter – die wählt der neue Gemeinderat im Mai – behalten Popp und Fröhlich für sich. Fröhlich will sich im Falle eines Sieges mit den Ortsvorsitzenden der vier im Gemeinderat vertretenen Parteien und Gruppierungen treffen. Er strebe keine Kampfabstimmung, sondern eine Konsensentscheidung an, sagt der SPD-Mann. „Würde ich auch machen“, stimmt Popp zu.

Damit sind (fast) alle Fragen beantwortet nach gut zweieinhalb Stunden. Bis auf eine. Die hat sich Norbert Wieser, der seit 1989 aus dem Gemeinderat berichtet, bis zuletzt aufgehoben. Sie geht an das Publikum. „Ist jemand im Saal, der noch nicht weiß, wen er am Sonntag wählt“, fragt er. Die Hand hebt: niemand.

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