Sturm über Beerbach: "Wie ein Weltuntergang"

14.6.2018, 12:10 Uhr
Sturm über Beerbach:

Die Bäume im Wald sind umgeknickt, sieben Pappeln einer Allee hat es herausgerissen. Spargelfelder sehen aus, als sei ein Rasenmäher drüber gefahren. Das Kürbisfeld ist kaum mehr zu erkennen. Die meisten Heidelbeeren einer Plantage liegen am Boden, bei der Wintergerste hat es die Körner aus den Ähren gefegt, ganze Felder mit Heilpflanzen sind umgeknickt, die Hopfenernte ist weitgehend zerstört.

"Die Schäden sind regional auf Beerbach, Wassermungenau und Abenberg begrenzt, dort aber sind sie massiv", zieht Andreas Auernhammer von der Hopfenverwertungsgesellschaft Spalt Bilanz des Unwetters vom Montag. "Zehn Hektar Hopfen sind dort betroffen. In sechs davon liegen die Schäden bei über 80 Prozent."

20 Minuten Ausnahmezustand

Hildegard Günzel, Landwirtin aus Beerbach, schildert die knapp 20 Minuten Ausnahmezustand ganz ohne Zahlen, aber nicht weniger eindrucksvoll: "Der Sturm war so ein Krach, plötzlich wurde es furchtbar finster. Das war, wie man sich den Weltuntergang vorstellt." Die Folgen sind auch in ihrem Anwesen sichtbar. Ein Drittel ihrer Pappelallee liegt am Boden.

Sturm über Beerbach:

"1984 hatten wir den letzten schweren Sturm in Beerbach", erinnert sich Gerhard Frieß. "Aber so etwas haben wir noch nicht erlebt. Das war Wahnsinn. 70 Prozent der Felder sind betroffen." Schwer beschädigt sind auch seine Heilkäuter.

Besonders bitter aber ist der Zustand der 2000 Heidelbeerpflanzen auf der Plantage, die er seit zehn Jahren aufgezogen hat. "Heuer wäre die Ernte top wie noch nie gewesen", sagt Birgit Frieß und zeigt Handy-Fotos von blühenden Büschen voller Beeren. "Jetzt liegen 80 Prozent am Boden, von den restlichen 20 Prozent haben viele einen Treffer, und wie sich die beschädigten Pflanzen wieder erholen, müssen wir erst noch sehen."

Sturm über Beerbach:

"Wie eine Walze"

Auf einem Korridor von etwa eineinhalb Kilometern habe der Sturm vor allem zwischen Beerbach und Wassermungenau getobt. "Wie eine Walze ist er gekommen", berichtet Georg Weid. Er ist "der Letzte seines Standes": der einzige von einst 40 Hopfenbauern in Wassermungenau. "Eines unserer Hopfenfelder war mit Hagelkörnern bedeckt. Das sah aus wie Winter im Sommer".

"Unser Schaden liegt im fünfstelligen Bereich", sagt Georg Weid. "Wir haben etwa 50 Prozent unserer Einnahmen verloren", schätzt Gerhard Fried.

Trotz der massiven Einbußen, großes Klagen hört man nicht. "Wir hatten ja auch gute Jahre. Es ist nicht existenziell. Wir können froh sein, dass wir 34 Jahre keine großen Schäden hatten und die Gebäude nichts abbekommen haben", sagt Frieß. "Das ist halt Risiko", findet auch Georg Weid. Versichert ist er nicht. Die Beiträge seien unverhältnismäßig hoch.

Dennoch kann er noch lächeln: "Wird ja nicht besser, wenn man den Humor verliert", sagt er. "Wir sind Überlebenskünstler. Jetzt gibt’s heuer halt Weihnachtsgeschenke ohne Schleife."

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