Thomas Uhlenbrock zieht mit dem PPP für ein Jahr in die USA

30.4.2015, 09:59 Uhr
Thomas Uhlenbrock zieht mit dem PPP für ein Jahr in die USA

© Foto: Paul Götz

Das Parlamentarische Patenschafts-Programm (PPP), ein Schüleraustausch, von den Regierungen Kohl und Reagan 1983 ins Leben gerufen, stand vor zwei Jahren auf der Kippe. Die Bundestagsabgeordnete Marlene Mortler setzte sich im Gespräch mit dem US-Botschafter dafür ein, dass der Kongress weiter Mittel für das Programm zu Verfügung stellt, und hatte nun in ihrem Landkreis-Büro in Roth zwei Stipendiaten zu Gast, deren Patin sie ist: Eva Boryer aus Portland, die seit August 2014 bei einer Familie in Wendelstein lebt, und Thomas Uhlenbrock aus Rednitzhembach, der seinem Flug in die Staaten im August entgegenfiebert.

Auch wenn der eine die Erfahrung eines Dreivierteljahres im Ausland noch vor sich hat, die Patin bekam zwei spannende Geschichten zu hören, insbesondere, wie zwei junge Leute so einen Schritt angehen.

Eva Boryer wagte den Sprung ins kalte Wasser. Es wollte ihr einfach nicht gelingen, vor ihrer Reise auch nur einen Brocken Deutsch zu lernen. In dem Jahr, als sie das PPP entdeckte, wurde der Deutschkurs an ihrer Schule gestrichen, weil sich zu wenig Interessenten gemeldet hatten. „Ich hatte vorher kein Deutsch gekonnt“, versichert die 17-Jährige und handelt sich sogleich Komplimente von Thomas Uhlenbrock und Marlene Mortler für die nahezu akzentfreie Aussprache ein. Da musste sie durch – wie durch viele andere Dinge auch: „In einer neuen Familie zu leben, ist schon eine Herausforderung.“

Erleichtert wurde ihr dies durch zwei Gastschwestern, mit 15 und 13 Jahren in nicht allzu weit entfernten Altersklassen und mit Englischkenntnissen. Mit der Älteren der beiden besucht sie die Realschule Schwabach, dummerweise eine Französisch-Klasse. „Ich spreche kein Französisch“, setzt Eva Boryer ihren Hürdenlauf fort und verbringt die betreffenden Wochenstunden im Deutschunterricht der 5. und 6. Klasse. Einen gezielten Deutschkurs bekommt sie bei der Volkshochschule.

Wie wichtig Sprachkenntnisse in einem fremden Land sind, hat sie schmerzlich erfahren: „Im ersten Halbjahr hatte ich keine Freunde, ich habe gedacht, niemand mag mich. Dabei lag es nur an der Verständigung.“ In dem Zusammenhang erzählt die Amerikanerin schmunzelnd, wie sie von ihrer 14-jährigen Schwester aus dem Land komplimentiert worden war. „Ich freue mich, dass du gehst“, hat sie ihr auf den Weg mitgegeben – und als neue Schwester einen Hasen bekommen.

Solch geschwisterliches Geplänkel kann sich in jedem Land der Erde abspielen, Eva Boryer ist aber auch auf einige kulturelle Unterschiede gestoßen. „Land und Stadt sind sich hier viel näher, die Familien sind mehr zusammen, treffen sich beim Essen. Bei uns macht jeder mehr sein eigenes Ding.“ Deutschen Ordnungssinn kennt das Girl aus Portland jetzt („mein Zimmer ist nie so perfekt“), aber auch die Liberalitas Bavariae („in Deutschland ist vieles freier“).

Düsseldorf, Köln und natürlich Nürnberg hat sie kennen gelernt, im Urlaub ging es nach Spanien, Italien und Kroatien. Eine große Portion Europa war im Austauschprogramm also auch dabei – und das Oktoberfest. „Ich trag‘ mein Dirndl so gern“, versichert sie ohne Akzent und lobt die deutsche Küche: „Das Essen find‘ ich gut, ich glaube, ich habe ein bisschen zugenommen.“ Zu ihrer eigenen Überraschung ist sie zur überzeugten Sauerkrautesserin geworden.

Über Düsseldorf und Berlin bringt das Patenschafts-Programm Eva Boryer im Juni zurück in die Staaten. Nach Deutschland will sie im nächsten Jahr wiederkommen – mit der ganzen Familie.

Höchst interessiert lässt sich Thomas Uhlenbrock von der Amerikanerin das Sportprogramm an den Highschools schildern. Er steigt im August in den Flieger. In welchen Staat es geht und bei welcher Familie er leben wird, erfährt er erst acht Wochen vor dem Start, aber er ist gut präpariert.

Vom Lehrer motiviert

Der Englischlehrer an der Adolf-Reichwein-Schule in Nürnberg, der eine Tochter im PPP hatte, hat den Rednitzhembacher für das Programm begeistert. Mit dem Stipendium spart er sich 12 000 Euro, die er im privaten Austausch hätte aufbringen müssen. Nun will er gleich nach dem Realschulabschluss einen draufsetzen und hofft, dass er in eine Senior-Klasse eingestuft wird, um den Highschool-Abschluss in Angriff nehmen zu können. „Der Ehrgeiz ist da“, versichert der junge Mann, womit er bei Patin Mortler Pluspunkte macht: „Die Austauschschüler haben für mich schon eine Funktion als Botschafter. Eigentlich weiß man in den USA wenig über uns.“

Die geschwisterliche Verabschiedung im Hause Uhlenbrock wird sich wohl etwas anders und ohne Hase gestalten als die in Portland. „Cool“ finden es seine beiden älteren Brüder, der eine tourte jüngst vier Wochen durch die Staaten, der andere war an der Uni von Nevada.

Infos zum Austausch-Programm unter http://www.bundestag.de/bundestag/europa_internationales/internat_austausch/ppp/

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