Toto auf Burg Abenberg: Satter Sound und Saitenzauber

19.6.2015, 11:22 Uhr
Auf der Bühne sprühten die Rocker vor Energie.

© Hans von Draminski Auf der Bühne sprühten die Rocker vor Energie.

Wer auf internationalen Pop- und Rockscheiben der letzten drei Jahrzehnte die Besetzungslisten aufmerksam studiert, findet den Sänger Joseph Williams, den Gitarristen Steve Lukather, die Keyboarder David Paich und Steve Porcaro, den Bassisten David Hungate und den Schlagzeuger Keith Carlock relativ häufig aufgelistet. Weil „Toto“ traditionell ein Kollektiv ausgebuffter Studioprofis verkörpert, die aufgrund ihrer nachgerade perfekten Instrumenten-Beherrschung gerne eingeladen werden, um so manche Plattenproduktion mit ihrem Können zu vergolden.

Auch nach diversen Um- und Neubesetzungen, die an dieser Stelle aufzuzählen den Rahmen dieses Artikels sprengen würde, klingt „Toto“ deshalb live so präzise und satt wie von der CD. Dieser große Habenposten ist gleichermaßen Segen und Fluch. Denn nicht nur Fehler und Nachlässigkeiten glänzen beim Auftritt dieser Gruppe durch Abwesenheit – es fehlt auch entschieden an jenen Ecken und Kanten, die an sich einen solchen Open-Air-Auftritt ausmachen würden.

So richtig aus sich heraus geht auf dem mit 3.000 mit 4.000 Gästen gut besuchten, aber nicht annähernd ausverkauften Konzert eigentlich nur Steve Lukather, der fraglos zur ganz kleinen Eliteschicht der Saitenzauberer zählt – und zusammen mit Heroen wie Eric Clapton längst einen Ehrenplatz im Musiker-Olymp hat.

Nur eine Zugabe

Erst in diesem Jahr hat die Band mit „Toto XIV“ ein neues Studioalbum herausgebracht, das sich dem Vernehmen nach besser verkauft als die Klassiker der Gruppe aus den 1980er Jahren. Dass am Ende des eher kurzen Konzertabends dennoch nur die großen Hits wie „Hold the Line“ oder „Rosanna“ im Kopf geblieben sind, mag daran liegen, dass bei „Toto“ ganz offenkundig niemand Lust hatte, das Konzept beziehungsweise die Erfolgsmasche neu zu erfinden: Das neue Material klingt wie das alte Material, Überraschungen oder gar neue Hörerlebnisse bleiben aus.

Immerhin wird der fraglos melodiöse, eingängige, den Gehörgängen auch des dank für Freiluftverhältnisse ungewöhnlich gut balancierten Sounds schmeichelnde Stoff mit spürbarer Spielfreude serviert. Da verzeihen die Fans ihren Idolen auch, wenn sie es nach rund anderthalb Stunden mit einer einzigen Zugabe – dem Welterfolg „Africa“ – bewenden lassen. Der groovt dank exzessiven Schlagwerk-Einsatzes ordentlich. Und doch fehlt hier für die Vollkommenheit etwas Entscheidendes: die vollfetten Bläsersätze mit Trompeten und Flöten, die das Original prägen. So ist die Begeisterung am Schluss dann auch bei manchen verhaltener, als sie sein könnte.

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