TTC Wendelstein: Bundesliga-Tischtennis vor dem Aus?

WENDELSTEIN - Der Blick auf die Tabelle der 2. Bundesliga zaubert zumindest vorübergehend ein Lächeln in die Gesichter der Vereinsverantwortlichen. Nach den beiden Siegen vom Wochenende in Uentrop und Anröchte wird der TTC Wendelstein zum Vorrundenende als Tabellenzweiter geführt.

Eine Position, die laut Reglement zum direkten Aufstieg in die 1. Bundesliga berechtigt (2. TT-Bundesliga: Der TTC Wendelstein stürmte auf Platz zwei).

Doch anstatt sich nun Gedanken hinsichtlich eines möglichen Engagements in Deutschlands höchster Tischtennis-Spielklasse zu machen, wird beim TTC Wendelstein laut darüber nachgedacht, ob Sport auf diesem Niveau überhaupt noch einen Sinn macht.

„Tischtennis in der Bundesliga ist für uns nicht mehr finanzierbar, wenn sich an der aktuellen Situation nichts ändert“, räumt Franz David ein, der als Coach nicht nur für die sportlichen Resultate verantwortlich zeichnet, sondern als 1. Vorsitzender auch die Gesamtsituation im Verein im Auge behalten muss. Im Klartext: Es könnte schon bald Schluss sein mit Bundesliga-Tischtennis in der Marktgemeinde. Die Kosten sind nicht mehr zu stemmen. Selbst die Finanzierung für die Restsaison 2014/15 sei noch nicht gesichert, ließ Franz David durchblicken.

Zwar habe man im Hause David stets darauf geachtet, die Finanzierung des Spielbetriebs auf mehrere Ebenen zu verteilen, doch als vor zwei Jahren Optik Sill (TTC Optolyth Wendelstein) als Namenssponsor zurück getreten war, riss das ein großes Loch in die Vereinskasse. Mit der Konsequenz, dass „wir nach und nach unsere eisernen Reserven anpacken mussten“, räumte David ein. Doch diese seien inzwischen aufgebraucht.

Rund 15 000 Euro, rechnete Franz David vor, müsse der TTC Wendelstein pro Zweitligasaison aufbieten. Verglichen damit, was in medienwirksamen Sportarten wie Fußball in den Bundesliga-Spielbetrieb gepumpt wird, sind das freilich eher „Peanuts“. Dennoch müsse diese Geldsumme erst einmal zusammen kommen. Ohne Sponsor ist da wohl in Zukunft eher nichts zu machen.

Erschwerend zur finanziellen Problematik komme natürlich hinzu, dass die Bereitschaft unter den aktuellen Spielerinnen, eine weitere Zweitligasaison dranzuhängen, in den vergangenen Jahren nach und nach gesunken ist. Andrea Schiel wollte ohnehin nur noch als Ersatz zur Verfügung stehen, weil aber Svenja Weikert und Larisa Stancu aus gesundheitlichen Gründen längerfristig ausfallen, ist sie in dieser Saison ebenso im Dauereinsatz an der Tischtennisplatte wie Jessika Weikert, die sportlich auch kürzer treten wollte. Der großartige Erfolg in der aktuellen Saison entschädigt allerdings für viele Stunden, die man für seinen Sport opfert.

Tischtennis-Bundesliga ohne Wendelstein? Eigentlich undenkbar. Dennoch wird das Lebenswerk der Familie David — das ist gewiss — ohne fremde Unterstützung nicht länger fortbestehen können.

Bilanzen in der Hinrunde — Einzel: Polina Trifonova 8:7 Siege, Svenja Weikert 0, Ievgeniia Vasylieva 11:4, Larisa Stancu 3:4, Andrea Schiel 3:5, Jessika Weikert 2:5. Doppel: Trifonova/Vasylieva 7:1, Schiel/J. Weikert 2:2, Stancu/J. Weikert 1:1, Schiel/Stancu 0:2.

2. TT-Bundesliga:

TuS Uentrop–TTC Wendelstein 2:6, ATSV Saarbrücken – TTVg WRW Kleve 1:6, TTV Hövelhof – DJK Offenburg 6:0, TTK Anröchte – TTC Wendelstein 3:6.

1. TTV Hövelhof 8 48:2 16:0
2. TTC Wendelstein 8 37:31 11:5
3. TTK Anröchte 8 36:35 9:7
4. MTV Tostedt 8 35:35 9:7
5. ATSV Saarbrücken 8 32:38 8:8
6. TTVg WRW Kleve 8 33:36 7:9
7. DJK Offenburg 8 30:43 5:11
8. NSU Neckarsulm 8 31:43 4:12
9. TuS Uentrop 8 26:45 3:13
10. Eintracht Baunatal hat zurückgezogen.