U19-DM im Modernen Fünfkampf fand in Katzwang statt

23.4.2015, 10:39 Uhr
U19-DM im Modernen Fünfkampf fand in Katzwang statt

© Foto: Robert Schmitt

Dieter Drebinger war hochbegeistert. „Mensch, Junge, was hast du denn da für einen rausgehauen?“ Die rhetorische Frage des Landestrainers richtete sich an den Fünfkämpfer Tobias Hierl. Der 16-jährige Katzwanger hatte sich soeben mit einem fulminanten Endspurt auf der allerletzten Runde des Wettkampfs zur Deutschen Meisterschaft der U19- Junioren um zwei Plätze verbessert. Als Fünfter in der Endwertung des Vierkampfs hat er nun Chancen, sich bei weiteren Qualifikationsturnieren für die Europameisterschaft im Juli zu qualifizieren. „Das war heute ein Riesenschritt auf diesem Weg“, sagte Dieter Drebinger.

Tobias war allerdings nicht der einzige aus seiner Familie, der sich von Freitag bis Sonntag in den Sportarten Reiten, Schwimmen, Fechten, Laufen und Schießen mit der nationalen Elite gemessen hat. Seine 14-jährigen Zwillingsbrüder Benjamin und Moritz Hierl gingen ebenfalls an den Start. Dabei zeigte vor allem Benjamin Hierl eine phänomenale Leistung. Ihm gelang es, in der höheren Altersklasse der A-Jugend beim Fünfkampf Platz acht zu erreichen. „Das ist überragend“, meinte Drebinger. Tobias Hierl belegte in der Wertung für die Deutsche Meisterschaft der Modernen Fünfkämpfer Platz sechs. Moritz landete unter 18 Teilnehmern auf Platz 14.

Katzwang war zum ersten Mal Schauplatz einer Deutschen Meisterschaft im Modernen Fünfkampf. „Die Bedingungen hier und die Organisation sind optimal“, lobte Bundesverbandspräsident Olaf Kleidon aus Starnberg den Wettkampf in Katzwang. Die abschließende Kombination aus Laufen und Schießen fand am Sonntag auf dem Leichtathletikgelände im Rednitztal statt. Gefochten und geschwommen wurde in der nahegelegenen städtischen Sporthalle. Das Springreiten ging in Oberasbach über die Bühne. Grund dafür war, dass dort zehn Pferde mit ähnlicher Leistungsstärke zur Verfügung gestellt werden konnten. „Das war in Schwabach nicht möglich“, begründete Drebinger die Wahl für den abgelegeneren Reitstall.

Eine weite Anreise

Die Sportlerinnen und Sportler waren ebenfalls hochzufrieden mit den Rahmenbedingungen. Die meisten von ihnen hatten eine weite Anreise. Hochburgen des Modernen Fünfkampfs sind nämlich die Bundesländer Berlin, Brandenburg und Nordrhein-Westfalen. Max Polaski aus Berlin errang den Meistertitel bei den jungen Männern. Anna Matthes aus Potsdam wurde Deutsche Meisterin. Die 17-Jährige war als Favoritin in die Rennen gegangen. Schließlich hatte sie im vergangenen Jahr bei den Olympischen Jugendspielen in Peking den dritten Platz belegt. Die Schwabacherin Lea Smirnov erkämpfte sich als beste der vier bayerischen Starterinnen Platz sieben.

Die Austragung der Deutschen Meisterschaft in Katzwang soll laut Dieter Drebinger eine Initialzündung für die Gründung einer eigenen Abteilung im Modernen Fünfkampf beim TSV Katzwang 05 sein. Bislang gibt es eine solche ausschließlich beim Post-SV Nürnberg. „Wir planen außerdem ein Leistungszentrum in Nürnberg“, erklärte Drebinger. Großen Anteil am Aufschwung der Sportart in Bayern hat die Katzwanger Familie Hierl. Als Mitglied im Vorstand des Bayrischen Landesverbands war Vater Thomas Hierl für die Planung und Abwicklung der Meisterschaften zuständig. „Etwa drei Monate Vorbereitung waren nötig“, sagte er. Die Rahmenbedingungen stellte er mit knapp einem Dutzend Helfer aus den Reihen des TSV Katzwang 05 sicher. Mutter Daniela betreute und motivierte unterdessen die drei Söhne. Die Vergabe der Meisterschaft nach Katzwang sei Folge des Leistungsaufschwungs im Freistaat, erklärte Thomas Hierl. Beim Bundesverband habe man gemerkt, dass nun zu jedem Wettkampf stets fünf oder sechs junge Athleten aus Bayern kommen.

Seit 2012 in Kombination

Laufen und Schießen wird beim Modernen Fünfkampf seit 2012 als Kombinations-Wettkampf ausgetragen. „Das ist interessanter für die Zuschauer“, so Olaf Kleidon. Die Sportler beginnen mit dem Schießen per Laser-Pistole. Es gilt fünf Schüsse so schnell wie möglich ins Ziel zu bringen. Maximal darf man am Schießstand 50 Sekunden brauchen. Je früher die Schießaufgabe erledigt ist, desto schneller geht es wieder auf die Bahn. Deshalb ist die Trefferquote egal. Vier Mal je 800 Meter wechseln sich mit vier Mal Zielen und Abdrücken ab. Da die Wettkämpfer in der Reihenfolge ihrer bisherigen Platzierung jeweils mit Zeitabstand zum Führenden zum Abschluss auf die Bahn gehen, ist der Sieger der Kombination auch immer Gesamtsieger.

Die Wertung war diesmal indes nicht ganz so einfach. Denn auf internationaler Ebene ist bei den Junioren kein Fünfkampf üblich. Bei Welt- und Europameisterschaften des Nachwuchses wird im A-Jugendbereich nicht geritten. Bei den B-Junioren fällt auch noch das Fechten weg. Der Deutsche Verband hat sich aber entschieden, den Modernen Fünfkampf in allen Altersklassen komplett zu lassen. „Wenn man im Reiten Weltklasse werden will, muss man mit 12 oder 13 beginnen“, ist Olaf Kleidon überzeugt.

Da die Deutsche Meisterschaft im Modernen Fünfkampf als Qualifikationsturnier für die Europameisterschaft im Juli in Prag ausgetragen wurde, musste man zwei Ranglisten erstellen. Eine für das Ergebnis im Vierkampf und eine für jenes im Fünfkampf. Im Ranking der besten deutschen Fünfkämpfer war Tobias Hierl durch seine durchwachsene Reitleistung zurückgefallen. Sie hatte ihn 20 Sekunden gekostet.

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