Ulrich Ziermann leitet einen Lauftreff für junge Flüchtlinge

31.3.2016, 08:12 Uhr
Ulrich Ziermann leitet einen Lauftreff für junge Flüchtlinge

© Foto: Kevin Kosmann

Salim (Name von Redaktion geändert) läuft allen davon. Während die anderen Jungs bei der 400-Meter-Marke schon das Schnaufen anfangen, spult er unbeirrt und in einer wahnsinnigen Geschwindigkeit Runde um Runde ab.

Das krasse Gegenstück dazu ist Hassan (Name von der Redaktion geändert), der mehrere hundert Meter hinter der Gruppe her „hechelt“, weil er einfach nicht mehr kann. Aber dennoch versucht er es weiter, lacht, hat sichtlich Spaß an der Sache und gibt nicht auf.

Das gilt nicht nur für ihn, sondern für alle anderen mitlaufenden Jugendlichen, die sich nicht hängen und den Spaß verderben lassen — weder beim Laufen noch im Leben.

Rennen, dehnen, Spaß haben

Mit diversen sportliche Angeboten wird in Schwabach versucht, den Jugendlichen ein soziales Umfeld zu schaffen. Eine dieser Aktionen ist ein Lauf- und Bewegungstraining. Ins Leben gerufen haben sie die Arbeiterwohlfahrt und der Stadtverband der Schwabacher Turn- und Sportvereine. Ehrenvorsitzender Ulrich Ziermann hat die Leitung übernommen.

Die Flüchtlinge und er sind bestens gelaunt: Beim Pressetermin trifft sich die Gruppe am Siechweiher, um gemeinsam zur Tartanbahn des TV 1848 Schwabach zu laufen. Dort beginnt Ziermann mit leichten Dehnübungen, bei denen sich der ein oder andere Jugendliche schwer tut.

Nach dem Aufwärmen geht es erst richtig los: Intervallläufe, Sprints, Kraftübungen. Ziermann ist Sportler durch und durch und bestens trainiert. Während der 71-Jährige die Übungen mit Leichtigkeit vormacht, kommen die Jugendlichen ordentlich ins Schwitzen und Schnaufen. Bei den folgenden Läufen stellt sich schnell heraus, dass nicht alle auf dem gleichen Leistungsniveau sind.

Aber: Trotz der großen Anstrengung lassen sie sich nicht den Spaß verderben, laufen weiter und freuen sich.

Auch Ulrich Ziermann ist mehr als zufrieden und glücklich. „Selbst die heutigen Nachzügler werden nach einigen Wochen Training fit genug sein, um mithalten zu können“, verspricht er und betont: „Im Mittelpunkt steht vor allem der Spaß und die Freude an der Bewegung.“

Internationales Fußballturnier

Es wird aber nicht nur gelaufen. In der Doppelturnhalle über dem Hallenbad treffen sich schon seit einigen Wochen deutsche und ausländische Jugendliche, um zusammen Sport zu treiben. Auch diese Aktion wurde zum großen Teil von Ulrich Ziermann initiiert und organisiert. Fast alle wollen Fußball spielen. So entstand ein kleines Fußballturnier alle zwei Wochen am Samstagabend.

Natürlich sind diese Veranstaltungen nicht verpflichtend, sondern freiwillig. Dennoch werden sie sehr gut besucht. Diese positive Resonanz bestätigt die Attraktivität solcher Aktionen ist.

„Aber auch auf Vereinsbasis sind viele unbegleitete Flüchtlinge inzwischen aktiv“, berichtet Ulrich Ziermann, der auch dabei ein wichtige Rolle als Vermittler einnimmt. „Von der Fußballabteilung bis hin zur Tanzabteilung sind in fast allen Vereinen Flüchtlinge vertreten. Und falls noch mehr kommen sollten, werden wir sie in unseren Vereinen schon unterbringen.“

Zudem gibt es regelmäßig Deutschkurse. Dadurch sind junge Flüchtlinge mittlerweile zum Beispiel in der Lage, alleine einkaufen zu gehen oder sich beim Sport mit deutschen Mannschaftskameraden zu unterhalten. Einer der Flüchtlinge hat inzwischen sogar den Sprung ans Adam-Kraft-Gymnasium geschafft und peilt das Abitur an.

„All dies wäre ohne ehrenamtliche Helfer unmöglich“, berichteten die AWO-Helfer und sind überglücklich, so viele helfende Hände zu haben, die ihnen unter die Arme greifen.

Keine Kommentare