Unter den Dachziegeln ein Zuhause für Fledermäuse

1.7.2015, 08:43 Uhr
Unter den Dachziegeln ein Zuhause für Fledermäuse

© Fotos: Robert Schmitt

Volker Bauer wohnt am nördöstlichen Rand Kammersteins. Man könnte das Umfeld, in dem der Landtagsabgeordnete mit Familie lebt, durchaus als Idylle bezeichnen. Als einen „Traum im Grünen“ gewissermaßen. Denn das Einfamilienhaus befindet sich umstanden von Wald neben Wiese und Feld. Und nach und nach sind innerhalb der vergangenen fünf Jahre ökologisch bedeutsame und bedrohte Untermieter eingezogen: Eine große Kolonie Fledermäuse hat es sich unter den Ziegeln des Daches bequem gemacht.

Jeden Abend verlassen die nachtaktiven Flugkünstler im Zwielicht ihr Domizil, um auf Nahrungssuche zu gehen. „Ein echtes Schauspiel“, sagt Bauer, der seine Hausgenossen bereits mehrmals gezählt hat und dabei auf annähernd 130 Fledermäuse gekommen ist. Etwa eine Stunde lang fliegen sie meist in Zweier- und Dreier-Gruppen aus. Dann schwärmen sie in der Gegend, um Futter zu jagen. Nachtfalter, Käfer und andere Insekten stehen auf ihrem Speiseplan.

Vermutlich Zwergfeldermäuse

Ruppert Zeiner, Vorsitzender und Fledermausbeauftragter des Landesbundes für Vogelschutz im Kreis Roth-Schwabach, ist begeistert. „Vermutlich sind es Zwergfledermäuse“, sagt er beim Besuch in Kammerstein. Für ihn und den Naturschutzverband ist es wichtig, solch große Fledermausstandorte zu dokumentieren. „Außerdem melden wir sie der Uni Erlangen“, erklärt er. Dort existiert die Fledermausschutzstelle.

Unter den Dachziegeln ein Zuhause für Fledermäuse

Die Zwergfledermaus bevorzugt als Spaltenbewohner Hohlräume hinter hölzernen Wandverschalungen, zwischen Ziegeln oder der Dachverkleidung. Bereits ein fingerbreiter Spalt genügt den Tieren als Einschlupfloch. Die Fledermaus schläft auch an Scheunen, Speichern und Kirchtürmen in teilweise großen Gruppen. In einem Raum von der Größe eines Telefonbuches haben beispielsweise 25 oder mehr Zwergfledermausweibchen mit ihren Jungtieren Platz, also mehr als 50 Tiere.

Rare Schlafmöglichkeiten

Die Männchen schlafen eher einzeln. Enge Spalten und Ritzen an der Außenseite werden bevorzugt. Typische Quartiere befinden sich hinter Holzverkleidungen, Eternit-Verschalungen und Blech-Verwahrungen. Durch die Renovierung alter Gebäude werden solche Schlafmöglichkeiten häufig zerstört, sodass auch diese Art auf die Hilfe der Menschen angewiesen ist. Sie will Volker Bauer gerne gewährleisten. „Ich freue mich, dass ich hier alleine als Hausbesitzer tätigen Naturschutz leisten kann“, sagt der CSU-Landtagsabgeordnete.

Wenn die Dämmerung hereinbricht, verlassen die Zwergfledermäuse ihre Quartiere, die sich meist im Siedlungsbereich der Menschen befinden. Sie sind ein fester Bestandteil des dörflichen und städtischen Naturlebens und jagen dort, oder auch in Parks, Alleen, am Ufer von Teichen und Seen oder an Waldrändern, nach Insekten. Ihre Jagdstrategie ist es, in drei bis fünf Meter Höhe in schnellen Zickzackflügen ihre Beute an der Vegetation zu verfolgen und zu erbeuten.

Während der Nacht kann eine Zwergfledermaus in einer Stunde knapp 500 Insekten erbeuten. In einer Nacht kann sie sich schon mal bis zu einem Drittel ihres eigenen Körpergewichtes an Nahrung aufnehmen. Die Zwergfledermaus erreicht eine Körpergröße von 4,5 Zentimetern und eine Spannweite bis zu 25 Zentimetern bei einem Gewicht von 3,5 bis sieben Gramm. Sie wiegt also nur wenig mehr als ein Stück Würfelzucker und ist mit zusammengefalteten Flügeln so groß wie eine Streichholzschachtel.

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