Verstärkt auf Stärken setzen

2.2.2012, 10:00 Uhr
Verstärkt auf Stärken setzen

© Weigert

Ganz könne er in den Jubel nicht einstimmen, sagt der Schwabacher. Denn bei aller Freude über das bayernweite Plus in der Jahresstatistik sollte nicht vergessen werden, dass die Zahlen immer gewissen Schwankungen unterliegen und deshalb aus einem Zuwachs von 0,62 Prozent seiner Meinung nach kein Trend herzuleiten sei.

Allerdings, und das freute auch den kommissarischen Vorsitzenden des BLSV-Kreises Roth-Schwabach: „Kein Schwund ist schon ein positives Zeichen“. Wenngleich der Blick in die Statistik auch verrät, dass es durchaus Altersgruppen mit klarem Abwärtstrend gebe und auch der Kreis selbst insgesamt ein leichtes Minus zu verbuchen hatte.

„Dieser Verlust ist aber im Grunde keiner“, wie Ziermann sagt. Im Gegenteil: Da auch der Kreis vom Rückgang im „Mittelalter“ (27 bis 40 Jahre) betroffen ist, seien die Zuwächse im Bereich der Kinder, Jugend und Senioren bemerkenswert, meint Ziermann, der „seinen“ Kreis samt den Vereinen gut aufgestellt sieht.

Dass es schwierig sei, gerade die „30er“ zu halten, führt er vor allem auf deren Lebenssituation zurück. Der Abschluss des Studiums oder ein Jobwechsel samt langer Arbeitstage oder oft auch die Gründung einer Familie würden einen regelmäßigen Trainingsbesuch schwierig machen. Fitnessstudios mit Öffnungszeiten von 6 bis 24 Uhr wie auch in Schwabach seien da vermeintlich attraktiver — und auch unverbindlicher.

„Wir wollen dennoch versuchen, diese Leute zu halten“, sagt der fast 70-Jährige. Vereine, denen das besser gelinge als anderen, böten beispielsweise Freizeitaktivitäten von Radtouren oder Museumsbesuchen über den Sport hinaus an, was zusammenschweiße und Verbindungen schaffe. „Weg von den starren Zeiten“ und flexiblere Angebote, ist ein weiterer Appell, den er an die Vereine richte. Damit diese sich gut aufstellen können und durchaus auch mal Ideen und Material an die Hand bekommen, bietet der BLSV Seminare, Workshops und Infomappen an. „Leider wissen das immer noch nicht alle“, sagt Ziermann.

Als weiteren Schlüssel zum Erfolg sieht der Schwabacher Funktionär ein gewisses Maß an Professionalität. Und wenn der Vorsitzende selbst keine Möglichkeit habe, etwa einen Vereinsmanager-Lehrgang zu besuchen, werde es doch ein Vorstandsmitglied für diese „Aufgabe“ geben, meint er und mahnt zugleich, dass die Vereine jetzt die Weichen für die Zukunft stellen müssten.

Neue attraktive Angebote

Zumal der Sport als solcher mit vielen neuen Angeboten attraktiver werde. Ziermann fällt spontan seine neue Lieblingssportart „Parkour“ ein, aber auch Sportklettern oder Moderner Fünfkampf sind in der Statistik Ausreißer nach oben. „Da bommt es richtig“. Und dass sich Senioren heutzutage fit halten wollen, sei auch eine Erkenntnis, aus der die Vereine für sich – noch mehr als bisher – Nutzen ziehen müssten.

Sorgen macht sich der BLSV-Kreisvorsitzende um die sogenannten „Ein-Sparten-Vereine“. Diese seien zwar im Landkreis Roth nicht so verbreitet wie etwa im Raum Weißenburg oder Ansbach, werden es aber sehr schwer haben, zu überleben. „Schon alleine deshalb, weil aufgrund der demografischen Entwicklung der Nachwuchs an Aktiven und Ehrenamtlichen fehlen muss“. Wer eine Chance haben will, müsse frühzeitig agieren und sich gegebenenfalls neu positionieren, rät Ziermann. Wenngleich er weiß, wie schwer es ist, Menschen zu finden, die die Verantwortung zu tragen bereit sind.

Wenn sich aber mal ein Team gefunden habe, laufe es schnell (wieder), wie der Schwabacher mit Blick auf die Nachwuchsarbeit etwa des TV 1848 Schwabach, in den er einen guten Einblick hat, nennt. „Ein paar engagierte Trainer, die andere mitreißen“, lautet die Analyse. Die in ähnlicher Hinsicht auch für den TSV Georgensgmünd zutreffe, bei dem der rührige Vorsitzende Volker Straubinger es verstanden habe, viele einzubeziehen. „Ein direktes Ansprechen hilft immer“, ist der Schwabacher überzeugt.

Statistik hin oder her. Aus ihr zieht der Kreisvorsitzende natürlich seine Schlüsse, einen allzu hohen Stellenwert will er den Zahlen aber nicht zubilligen, zumal er sich gerne vor Ort einen Überblick verschafft, wo „der Schuh drückt“. Trotz aller kleinerer Probleme ist ihm um die Zukunft der Sportvereine aber nicht bange, denn da sei Sport dank Kameradschaft und Teamgeist — in Anlehnung eines bestimmt 20 Jahre alten Werbespruchs — „immer noch am schönsten“.

Keine Kommentare