Von der Schulbank in die Herberge für Kranke

10.9.2016, 07:50 Uhr
Von der Schulbank in die Herberge für Kranke

© Foto: Heider

Dies sind Empfehlungen, mit denen die 18-jährige Antonia Wild aus Kleinschwarzenlohe vor wenigen Tagen nach Mexiko aufgebrochen ist. Für den „Internationalen Bund“ (IB) will sie ein Jahr lang in der „Alberque Fray Antonio Alcalde“, einer Herberge neben einem Hospital, in Guadalajara arbeiten.

Freiwilligendienst im Ausland zu leisten, das ist ein lang gehegter Wunsch der jungen Frau, die im Sommer an der Wilhelm-Löhe-Schule in Nürnberg ihr Abi mit einem Schnitt von 1,3 gebaut hat. „Sprachen“, sagt sie, „haben mich schon immer interessiert.“ Fünf Jahre hat sie Spanisch am Gymnasium gelernt. „Jetzt will ich das ausbauen.“ Sie schmunzelt, als sie erzählt, wie ihre Eltern reagiert haben, als sie von ihren Mittelamerika-Plänen sprach: „Die packt die pure Angst bei dem Gedanken, dass ich alleine nach Mexiko gehe.“

Ganz alleine ist die 18-Jährige freilich nicht. Bei einem Vorbereitungsseminar des IB in Ebersburg bei Fulda lernte sie einen jungen Mann kennen, der nach Guadalajara mitkommen wird. Zudem wird sie von einer heimischen Familie betreut. „Ich habe mich mit dem Thema Sicherheit sehr intensiv beschäftigt“, sagt Antonia Wild, „das hat mir schon viele Ängste genommen.“ Die Augen zu verschließen, wäre trotzdem naiv, meint sie, und: „Die Welt geht auch nicht unter, wenn man überfallen wird und was zum Hergeben dabei hat.“

Für düstere Ängste verschwendet die engagierte junge Frau also eher weniger Gedanken. Viel mehr war im Gespräch mit dem Schwabacher Tagblatt die Vorfreude auf das zu spüren, was sie in der „Alberque Fray Antonio Alcalde“ bei der Betreuung von Patienten und deren Familien erwartet. „Wie in einer großer Familie müssen täglich viele Dinge erledigt werden“, weiß Antonia Wild: Sie werde unter anderem in der Wäscherei und Küche helfen, kleinere Gärtner- und Hausarbeiten erledigen und bei der Sortierung gespendeter Medikamente gefragt sein.

Am meisten aber freut sie sich auf die Mitgestaltung eines abwechslungsreichen Alltags für die Patienten und deren Familien, die mit ihren Kindern oft längere Zeit in der Herberge leben. Beschäftigungs- oder Ergotherapie würde man das bei uns nennen, bei der Kreativität gefragt ist. Antonia Wild kann sich beispielsweise einbringen bei der Ausarbeitung oder Durchführung eines Kinderprogrammes. Und bei ihren sehr guten Sprachkenntnissen ist auch die Mithilfe im sozialpsychiatrischen Dienst denkbar. Da sie seit vielen Jahren Klavier spielt, kann sie sich auch gut vorstellen, „mit Musik was zu machen.“

Ihre Motivation für ein Jahr Mexiko? „Ich war schon immer engagiert, beispielsweise in der Konfirmandenarbeit, beim Christlichen Verein junger Menschen, in der evangelischen Dekanatsjugend oder in der Flüchtlingshilfe.“ Ihr ist bewusst, dass sie in dem Hospital, in dem rund 180 Menschen betreut werden, nicht von Anfang an eine Hilfe sein wird, da sie sich ja erst einarbeiten und mit der Sprache klarkommen muss. „Aber ich will meine Ressourcen zur Verfügung stellen und meine soziale Kompetenz. Und ich bin sicher, dass mir die Menschen in Mexiko auch etwas geben werden, dass wir voneinander lernen.“

Hoffen auf Sponsoren

Am 30. August ist Antonia Wild nach Guadalajara, der mit vier Millionen Einwohnern zweitgrößten Stadt Mexikos, geflogen. 2800 Euro muss sie für ihren einjährigen Aufenthalt selbst aufbringen; 1800 hat sie bereits gespart, und sie hofft noch auf Sponsoren. Die können sogar nachlesen, wie es ihr an ihrem Wirkungsort geht. Unter der Internetadresse aw-mexiko.auslandsbloc.de stellt sie Berichte und Fotos ins Netz.

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