Was Eichstätt aus dem Finanzskandal gelernt hat

21.2.2019, 16:39 Uhr
Was Eichstätt aus dem Finanzskandal gelernt hat

© Foto: Armin Weigel/dpa

Wittmann hat es nicht immer einfach an diesem Abend im Pfarrsaal der Gemeinde St. Peter und Paul. Er referiert vor rund 30 Zuhörerinnen und Zuhörern eigentlich darüber, was die Diözese aus dem Finanzskandal gelernt hat. Darüber, wie man in Zukunft mit dem Geld der Gläubigen umgehen möchte: nachhaltig, mit gestreutem Risiko und in ethisch unbedenklichen Anlageformen. Aber natürlich muss sich Wittmann auch dem Zorn der Gemeinde stellen und etwas erklären, für das er selbst nicht die Verantwortung trägt.

Was Eichstätt aus dem Finanzskandal gelernt hat

© Foto: Thomas Correll

Das "System Eichstätt", wie geschrieben wurde, bestand aus einem mächtigen Domkapitel; Geistliche also, die finanzielle Entscheidungen trafen und sich über den Vermögensverwaltungsrat – in dem neben den Kapitularen nur ein Laie saß, ein Angestellter der Diözese – selbst kontrollierte. Wittmann legt die Strukturen schonungslos offen und zeigt auch auf, warum heute derartige Geschäfte nicht mehr möglich wären. Neben Wittmann selbst sitzen heute Experten in diesem Verwaltungsrat, Bischof Gregor Maria Hanke hat außerdem das Domkapitel in seine ursprünglich vorgesehene Rolle zurückgestuft – als reines Beratergremium.

Nachdem Wittmann zunächst Informatives zur Geschichte der Kirchensteuer und über die organisatorische Zusammensetzung der Diözese berichtete, stöhnt das Schwabacher Publikum erstmals verzweifelt auf, als es um die Darlehen-Geschäfte in den USA geht. Wittmann versucht nicht zu relativieren, sondern erklärt klar und offen die Vorgänge.

Noch vor 15 Jahren vermehrte sich das Geld der Diözese in festverzinslichen Wertpapieren auf der katholischen Liga Bank. Als dort die Renditen immer geringer wurden, suchten die Domkapitulare andere Wege – "die Gier", wie ein Zuhörer anmerkt. In insgesamt 31 Darlehen wurden rund 60 Millionen US-Dollar in Amerika angelegt, fünf Millionen Euro flossen in ein Joint Venture mit einer Reederei. Von dem Geld in den USA sind derzeit laut Wittmann 54 Millionen Dollar offen, der Großteil davon wäre längst fällig. Viel von dem Geld wird nicht mehr zurückfinden nach Eichstätt, das wird klar. Auch das Schiffsbau-Geschäft ging schief.

Blick in die Zukunft

Aber wie geht es nun weiter? Während gegen einige zentrale Figuren des Skandals bereits die Staatsanwaltschaft tätig ist, will die Diözese Regeln etablieren, um Derartiges in Zukunft zu verhindern. Mitarbeiter sollen sich bei einer Stelle anonym melden können, wenn sie merken, dass etwas falsch läuft. Das Domkapitel wurde – wie bereits erwähnt – entmachtet. Ein 150 Seiten langer Bericht zur Transparenz-Offensive ist auf der Website der Diözese zu finden.

Mit dem Geld, das noch da ist, soll in Zukunft verantwortlich umgegangen werden. Das heißt laut Wittmann: keine einzelnen Anlagen, nur noch Pakete, um das Risiko zu minimieren; außerdem gebe es eine lange Liste an Ausschlusskriterien für Investments, da stehe etwa die Rüstungsindustrie drauf oder diktatorisch regierte Staaten. Die Anlagen sollen nicht mehr von der Diözese selbst, sondern von einem externen Partner getätigt werden, der verantwortlich gemacht werden kann, wenn etwas schief geht.

Die Schwabacher sind dadurch nicht ganz zufriedengestellt. Man erwarte ein klares Wort von Bischof Hanke, heißt es aus dem Publikum – der eingeschlagene Weg, wie ihn Wittmann skizzierte, müsse vom Bischof öffentlich bekräftigt werden. Ein anderer Zuhörer sorgt sich um den Ansehensverlust der Kirche. Wittmann pflichtet bei: Es gebe nicht nur diesen einen Grund für die gestiegenen Austritte. Aber so ein Finanzskandal sei natürlich nicht gerade hilfreich.

Die Diskussion um die Frage, für was man das in Zukunft wahrscheinlich weniger werdende Geld der Gläubigen ausgeben solle, beendet eine Zuhörerin mit dem resoluten Schlusswort: "Ein Pfarrsaal in Schwabach ist wichtiger als ein Haus in Las Vegas!"

Zwww.bistum-eichstaett.de/transparenzoffensive

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