Zwei Gäste und noch ein Überraschungsgast

10.6.2013, 11:00 Uhr
Zwei Gäste und noch ein Überraschungsgast

© hvd

Mit dem Gitarristen Klaus Jäckle war in St. Georg einer der profiliertesten Saitenhexer der Region als Gast dabei: ein bescheiden gebliebener Virtuose, von dessen technischer Souveränität und interpretatorischer Brillanz manche nur träumen können.

Verstärkung fürs Klangvolumen

Mithin der ideale „Sidekick“ für das Esterhazy-Quartett, das an diesem lauen Frühsommerabend in erweiterter Besetzung auftritt. Primgeigerin Vera Lorenz, Masa Rajkovich an der zweiten Geige, die Bratschistin Wolfrun Hackl-Brandt und der Cellist Georg Ongert haben Rüdiger Schmidl als dritten Geiger dabei, um bei Franz Schuberts Rondo für Solovioline und obligate Streicherbegleitung das nötige quasiorchestrale Volumen zur Verfügung zu haben.

Zum Einstieg gibt es mit Mauro Giulianis (1781 – 1829) „Gran Quintetto“ (Opus 65) einen sehr aparten Zwitter aus klassischem Kammerquartett und Gitarrenkonzert zu hören. Die spanische Konzertgitarre spielt hier die zentrale Rolle, darf Giulianis volkstümlichen Melodienreigen in tänzerisch federnder Manier vorstellen und durch mehrere Variationen hindurch gestalten, während das begleitende Streichquartett für Zierarabesken und einen bunten, gediegen leuchtenden Harmonieteppich sorgt.

Die Klangsinnlichkeit, der starkfarbige Umgang mit Valeurs und die so feine wie entschiedene Strukturgebung sind beim „Esterhazy-Quartett“ Teil des Personalstils, wie sich in Wolfgang Amadéus Mozarts D-Dur-Streichquartett (KV 575) zeigt: Dieses „Königsquartett“ könnte sinnlicher und opulenter kaum über die Rampe kommen, bleibt aber stets klar konturiert, mit punktgenauen Akzenten und deutlicher Artikulation – die dennoch nie den Spielfluss hemmen. Das „groovt“, reißt mit, erhöht den Pulsschlag und streichelt die Seele.

Mit Franz Schuberts Streicher-Rondo legt das Ensemble „noch eins drauf“, was in erster Linie der ungemein präsenten, zielgerichtet agierenden Solistin Masa Rajkovich zu verdanken ist. Sie deutet Schuberts Kammer-Opus sehr bewusst als der symphonischen Großform verwandtes Werk, malt mit großem Ton gewaltige Tongemälde, entfesselt emotionale Stürme im Wasserglas, ohne auch nur eine Sekunde „gefühlig“ oder gar schwammig zu werden. Musik, im Kopf geschaffen, um das Herz zu treffen.

Subtile Wandlung

Für Luigi Boccherinis Gitarrenquintett macht das „Esterhazy-Quartett“ eine subtile Wandlung durch, wird zu einer Speerspitze postbarocken Formenreichtums und folkloristischer Tanzbesessenheit. Und rollt damit einen virtuellen Roten Teppich aus, auf dem die Tänzerin Christina Bub als Überraschungsgast den Fandango zelebrieren kann, als stünde die Georgskirche in Madrid oder Barcelona. Für ein paar kostbare Minuten wird der Platz vor dem Altar zur Musiktheater-Bühne, auf der Leidenschaft und subtile Erotik ein Fest feiern. Beeindruckend.

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