Zwei Warnstreiks in Schwabach

9.1.2018, 14:30 Uhr
Zwei Warnstreiks in Schwabach

© Foto: Wilhelm

Ihnen hat die Gewerkschaft am Dienstag auch in Schwabach mit zwei Warnstreiks Nachdruck verliehen: vormittags bei der Firma Bergner, am frühen Nachmittag bei der Firma Niehoff. "Den Aktionären und Unternehmern sind ihre Gewinne zu gönnen, aber auch wir fordern unseren gerechten Anteil", rief Susanne Tauber, die Betriebsratsvorsitzende der Firma Bergner, ihren rund 200 Kolleginnen und Kollegen bei der Kundgebung in der Walpersdorfer Straße zu. "Es liegt an uns, ob wir unsere Ziele erreichen."

Franz Spieß, der 1. Bevollmächtigte der IG Metall, stimmte die Mitglieder in einer kämpferischen Rede auf eine harte Tarifrunde ein. Das Angebot der Arbeitgeber — eine Einmalzahlung von 200 Euro und zwei Prozent mehr Lohn bei 15 Monaten Laufzeit — sei völlig unzureichend.

"Wir wollen keine Almosen"

"Bei 3000 Euro bedeuten zwei Prozent nur 60 Euro mehr im Monat. Und das brutto", rechnete Spieß vor. "Wir wollen keine Almosen, sondern gutes Geld für gute Arbeit."

Im Mittelpunkt der Auseinandersetzung steht heuer aber noch nicht einmal der Streit ums Geld. "Besonders schwierig sind die Verhandlungen über die Arbeitszeit", sagte Susanne Tauber.

"Wir fordern keine Arbeitszeitverkürzung für alle", betonte Franz Spieß, "also keine Verkürzung, die die IG Metall oder der Betriebsrat einfordern können." Vielmehr will die IG Metall einen individuellen Anspruch, die Wochenarbeitszeit zu verringern: auf bis zu 28 Stunden für bis zu zwei Jahre. Diese freie Zeit solle in Stunden oder in Blöcken genommen werden können. Der Unterschied zur Teilzeit: Nach den zwei Jahren solle jeder Beschäftigte wieder das Recht haben, in die Vollzeit zurückzukehren.

"Wenn es zum Leben passt"

Der IG Metall geht es nicht nur um die Chance auf mehr Lebensqualität durch mehr Freizeit, sondern auch um mehr Flexibilität bei erhöhter Belastung. "Dieses Recht könnt Ihr beanspruchen, wenn es zu Eurem Leben passt oder Ihr es passend machen müsst, weil Euch das Leben in die Verantwortung nimmt", sagte Spieß. "Erziehung und Pflege ist Verantwortung. Damit Ihr dieser Verantwortung gerecht werden könnt, dafür fordern wir diese Möglichkeit der verkürzten Vollzeit."

Teilweiser Lohnausgleich

Die Arbeit müsse dem Leben angepasst werden. Diese Anpassung müsse man sich aber auch leisten können. "Darum fordern wir 750 Euro pro Jahr, wenn die Arbeitszeit bei Schichtarbeitern um mindestens fünf Tage pro Jahr verkürzt wird", erklärte Spieß. "Und darum brauchen wir für die Beschäftigten, in deren Haushalt Kinder unter 14 Jahren leben oder die pflegebedürftige Angehörige haben, einen tarifdynamischen Zuschuss in Form eines Festbetrags von um die 200 Euro pro Monat, soweit sie ihre wöchentliche Arbeitszeit um 3,5 Stunden oder mehr reduzieren."

Der Arbeitgeberverband Gesamtmetall lehnt die Forderungen der IG Metall ab. Zum einen seien die Kosten zu hoch, zum anderen fehle es schon jetzt an Facharbeitern.

Franz Spieß und die IG Metall fordern dagegen mehr Solidarität der Arbeitgeber, denn: "Noch nie ist in diesem Land so viel verdient worden."

Am Mittwoch werden die Warnstreiks fortgesetzt. In Roth sind dann Mitarbeiter der Firma Leoni aufgerufen.

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