Zweieinhalb Stunden Weltklasse

6.8.2010, 00:00 Uhr
Zweieinhalb Stunden Weltklasse

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Die Konzertreihe „Fränkische Sommer“ hat bei ihrer Station in Schwabach große Namen präsentiert: Zunächst die Sopranistin Emma Kirkby. Sie ist seit über 20 Jahren die Primadonna der „Alten Musik“ — ein von der Queen 2007 in den Ritterstand erhobener Weltstar. Dann den weltweit führenden Countertenor, den englischen Gentleman Michael Chance. Und schließlich das mehrfach preisgekrönte „Musica Petropolitana“ aus St. Petersburg, das noch durch Pavel Filitschenko mit der Viola verstärkte wurde. Absolute Könner, die das Publikum immer wieder zu Beifallsstürmen hinrissen.

Glasklare Stimmen

Aus dem reichhaltigen Schaffen Antonio Vivaldis sang sich Michael Chance in die Herzen der Schwabacher Zuhörer. Besonders die Arie „Placido in letto ombroso“ war ein musikalischer Leckerbissen. Chances glasklarer Gesang wurde bestens untermalt durch die unaufdringliche Begleitung von Irina Shneyerova (Cembalo) und Dimitri Sokolovs mit feinen Tönen am Violoncello.

Filigrane Interpretation

Anschließend betrat Emma Kirkby äußerst konzentriert die Bühne. Drei wundervolle Arien wie „Mein Gott, ich liebe dich“ aus dem Schaffen Johann Sebastian Bachs fesselten die Zuschauer bei diesen Hörgenuss.

Kirkby bestach durch filigrane gefühlvolle Interpretation. Unterstützt wurde sie durch die bestens aufgelegten Geiger Dimitri Sinkovsky und Serguei Filtschenko.

Bachs Sonate in d-Moll für zwei Violinen und Basso continuo, BWV 27, war nicht nur ein dynamischer Ohrenschmaus, sondern auch ein Wettbewerb an Fingergeläufigkeit der beiden Geiger.

Zum Abschluss des ersten Programmteils eine weitere Steigerung: Alle Künstler waren auf der Bühne, als zwei Duette aus „Paradise Lost“ von John Christopher Smith, dem in Ansbach geborenen englischen Komponisten, erklangen. Manch ein Konzertbesucher schloss die Augen, um in der akustischen Raumfülle des Gotteshauses die exzellenten Duette von Kirkby und Chance zu genießen. Emma Kirkby bestach zudem durch ihre emotional ausdrucksstarke Mimik. Die fünf Instrumentalisten begleiteten die beiden Duette in bester Spiellaune. Zwei Geigen zeigten ein Furioso an Fingergeläufigkeit, und im Hintergrund zog die Cembalistin Irini Shneyerova die Fäden.

Der zweite Programmteil war dem mit 26 Jahren früh verstorbenen italienischen Komponisten Giovanni Battista Pergolesi (1710 - 1736) und dessen Hauptwerk „Stabat Mater“ gewidmet.

Stehende Ovationen

Instrumentalisten und Sänger brillierten durch ihr blindes Spielverständnis. Besondere Glanzpunkte setzten die herausragenden Stimmen von Kirkby und Chance. Die dramatische und gleichzeitig empfindsame Musik ergriff alle Zuhörer. Mit donnerndem Applaus, Bravo-Rufen und stehenden Ovationen feierten sie die Sänger und Musiker.

Fazit: sympathische Künstler, virtuose Musik, Weltklasse in der Goldschlägerstadt. Gerne mehr.