Städte fahren nur bedingt auf Elektroautos ab

26.12.2014, 18:00 Uhr
Städte fahren nur bedingt auf Elektroautos ab

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Der Wunsch nach einem neuen Elektro-Mobil sei eine „kleine Provokation“ gewesen, erzählt Peter Pluschke, Referent für Umwelt und Gesundheit der Stadt Nürnberg. Zuerst gerieten diejenigen Kollegen in Aufruhr, mit denen sich Pluschke seinen Dienstwagen zur besseren Auslastung desselben teilt. „Sie fahren im Gegensatz zu mir häufig Langstrecken, wofür Elektroautos nur bedingt geeignet sind.“

Zum anderen ging mit Pluschkes Wunsch ein weiteres Problem einher: In der engen Nürnberger Innenstadt fehlt es an Stromtankstellen. Im Innenhof des Rathauses wird es demnächst eine geben. Die Leitung sei schon gelegt, sagt Pluschke. Alle weiteren möglichen Standorte in der Innenstadt sollen demnächst in einem Arbeitskreis besprochen werden.

Neben Pluschke, der erst im neuen Jahr auf seinen neuen elektrischen Dienstwagen umsteigt, besitzen einige Stadträte und städtische Mitarbeiter bereits E-Autos. Der städtische Fuhrpark, der über 480 Fahrzeuge zur Personenbeförderung und 1360 Fahrzeuge insgesamt verfügt, kann bislang mit vier elektrisch betriebenen Autos und vier Pedelecs aufwarten.

Gutachten bestellt

Derzeit steht die gesamte Flotte auf dem Prüfstand, erzählt der Umweltreferent. Ein Gutachten soll unter anderem klären, in welchem Betrieb die Umstellung auf Elektroautos, Hybrid oder Erdgas langfristig sinnvoll ist.

In Fürth schätzen die Mitarbeiter der Stadtverwaltung die Vorteile auf leisen Reifen und ohne Sprit durch die Straßen zu steuern. Rein dienstlich versteht sich. Das Amt für Umwelt, Ordnung und Verbraucherschutz will seine zwei weißen Stromflitzer nicht mehr missen, sagt Amtsleiter Hans-Peter Kürzdörfer: „Auch wenn die E-Fahrzeuge derzeit in der Anschaffung noch relativ teuer sind, sie lohnen sich.“ Aus Gründen des Emissions- und Lärmschutzes, aber auch wegen des günstigen Unterhalts. Gerade für den innerstädtischen Gebrauch seien Elektro-Flitzer ideal, da sie — voll aufgeladen — Strecken bis zu 160 Kilometern am Stück problemlos zurücklegen können.

Die beiden Kleinwagen mit Elektromotor hat die Stadt Fürth geleast. Umweltreferent Christoph Maier betont: „Unser Ziel ist es, dass sich bis 2020 mindestens 1000 E-Autos im Stadtgebiet Fürth bewegen, denn in dieser Technik liegt eine enorme Chance für eine bessere und nachhaltigere Lebensqualität in allen großen Städten weltweit.“

Vier Stromtankstellen im Stadtgebiet gibt es bereits. Weitere sollen folgen. Der städtische Fuhrpark umfasst 224 Fahrzeuge, inklusive aller Müll- und Straßenreinigungsautos. Eigenbetriebe der Stadt wie Infra, Klinikum und Stadtentwässerung sind ausgenommen. Die Infra besitzt ebenfalls zwei Elektroautos und verfügt zudem über vier Elektroroller. Nächstes Jahr soll der Fuhrpark des städtischen Energieversorgers um einige Erdgas-Fahrzeuge erweitert werden.

Seit Anfang 2014 gilt die Direktive für die Stadtverwaltung Fürth, dass bei Ersatzbeschaffung eines Fahrzeugs immer Elektroautos zu kaufen sind. Wo dies aus technischen Gründen wenig sinnvoll ist, sollen Hybrid- oder Erdgas-Autos eingesetzt werden.

Umstieg auf Erdgas

Die Stadt Erlangen verfügt über rund 40 Dienstwagen zur Personenbeförderung. Vier davon sind Elektroautos. Außerdem gibt es ein erdgasbetriebenes Fahrzeug. Für 2015 ist die Anschaffung eines weiteren Erdgasautos für den Bauhof geplant. Pläne, den gesamten Fuhrpark der Stadt sukzessive auf umweltfreundlichere Autos umzustellen, gibt es derzeit nicht, sagt Sebastian Müller, Mitarbeiter der Stadt-Pressestelle.

Anders sieht es in Schwabach aus. Dort gibt es das Bestreben, den in die Jahre gekommenen Fuhrpark durch Elektro-, Hybrid-, oder Erdgasautos zu ersetzen. Doch die hohen Anschaffungskosten bremsen das Vorhaben aus, erzählt Sprecher Jürgen Ramspeck. Die Erfahrungen mit den vier bereits vorhandenen Elektrofahrzeugen in Hinblick auf Reichweite und Nutzbarkeit seien aber in Ordnung. „Wenn sich die Förderlage ändern würde, würden wir unter Umständen weitere Neuanschaffungen diskutieren.“

Auch in anderen Kommunen der Region, wie Neumarkt oder Herzogenaurach, kommen vereinzelt E-Autos zum Einsatz. Aber richtig in Fahrt gekommen ist die Nutzung in allen bayerischen Kommunen sowie in der Staatsregierung noch nicht. Schuld daran sind wohl die hohen Preise, die komplizierte Batterietechnik und das eingeschränkte Modellangebot.

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