Streiks verlängert: Keine frohen Weihnachten für Amazon

17.12.2014, 17:40 Uhr
Am Montag legten Beschäftigte in fünf Logistik-Zentren in Bayern, Hessen, Sachsen und Nordrhein-Westfalen die Arbeit nieder. Jetzt wurde der Streik verlängert.

© dpa Am Montag legten Beschäftigte in fünf Logistik-Zentren in Bayern, Hessen, Sachsen und Nordrhein-Westfalen die Arbeit nieder. Jetzt wurde der Streik verlängert.

Die Gewerkschaft Verdi will mit der bisher härtesten Streikwelle den Online-Versandhändler Amazon im wichtigen Weihnachtsgeschäft treffen. Der zunächst dreitägige Ausstand werde in Bad Hersfeld, Werne, Rheinberg und Leipzig bis Samstag fortgesetzt - und im bayerischen Graben sollen die Proteste sogar bis einschließlich 24. Dezember weitergehen, erklärte Verdi am Mittwoch. Trotzdem hat Amazon seine Bestellfrist für Weihnachtslieferungen erweitert.

Am Mittwoch wurden die am Montag begonnenen Ausstände fortgesetzt. Sechs von neun Standorten beteiligten sich. Dort nahmen nach Gewerkschaftsangaben insgesamt 2600 Mitarbeiter an den Protesten teil, nach Angaben von Amazon 2200. Mit der verlängerten Streikdauer plant die Gewerkschaft den bisher härtesten Ausstand bei dem Versandhändler.

Bei einer Kundgebung in Koblenz bot die rheinland-pfälzische Arbeitsministerin Sabine Bätzing-Lichtenthäler (SPD) ihre Vermittlung an. «Der Staat hat sich natürlich neutral zu verhalten. Auch die Arbeitsministerin. Aber ich wollte klar meine Meinung sagen», sagte sie. «Ich kann an dieser Stelle nur appellieren, Gespräche aufzunehmen.»

Verdi-Sprecherin Eva Völpel sagte in Berlin: «Wir werden den Druck aufrechterhalten und ausbauen. Die Streiks werden Amazon im Weihnachtsgeschäft treffen - auch wenn das Unternehmen verzweifelt versucht, den Eindruck zu erwecken, dass alles gut läuft.»

Amazon bestreitet Betriebsstörungen. Das Unternehmen verfüge über ein europaweites Logistiknetzwerk mit 28 Standorten und könne jederzeit auf die Streiks reagieren. Deutschland-Chef Ralf Kleber betonte: «Die Mehrheit unserer Mitarbeiter streikt nicht. Nur eine Minderheit beteiligt sich daran. Die Ausfälle sind nicht groß. Deshalb gilt auch weiterhin: Wir liefern pünktlich.»

Amazon verlängerte sogar seine Bestellfrist für den Standardversand im Weihnachtseinkauf. Das Unternehmen garantiere eine pünktliche Lieferung bis Heiligabend für Ware, die bis zum kommenden Montag um 12 Uhr geordert wird.

Die Gewerkschaft gibt sich kämpferisch. Zum verlängerten Ausstand sagte Verdi-Streikleiter Thomas Schneider in Leipzig: «Wenn bis jetzt noch keine Bewegung im Denken der Geschäftsführung eingesetzt hat, werden wir weiter daran arbeiten, den Prozess zu forcieren.»

Die Gewerkschaft will bei Amazon einen Tarifvertrag zu den Konditionen des Einzelhandels durchsetzen. Amazon lehnt das strikt ab. Der US-Konzern sieht sich selbst als Logistiker. Eine Einigung ist nicht in Sicht. Verdi ruft seit 2013 immer wieder zu Streiks auf. Amazon beschäftigt bundesweit an neun Standorten 20 000 Festangestellte und Saisonkräfte.

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