Stromsparende Fabrik auf dem Energiecampus

13.5.2014, 21:52 Uhr
Die Hochschule Ansbach zieht Auf AEG ein.

© oh Die Hochschule Ansbach zieht Auf AEG ein.

Damit Aluminium schmilzt, muss es auf 900 Grad Celsius erhitzt werden. Die Mitarbeiter der Nürnberger Firma ZF Gusstechnologie bringen das flüssige Metall dann zur Druckgussmaschine und pressen es in die gewünschte Form. Hauptsächlich fertigen sie daraus hochwertige Getriebe für die Automobilindustrie. Das Druckgussverfahren ist eine alte Industrie, die viel Energie verbraucht, weil das Aluminium lange warmgehalten werden muss, damit es formbar bleibt. Die Forschungsgruppe von Wolfgang Schlüter möchte das ändern. Der Ansbacher Professor leitet das „Kompetenzzentrum Industrielle Energieeffizienz“. Seine sechs Mitarbeiter und er bilden Betriebsabläufe in Modellen am Computer ab und versuchen, sie zu optimieren.

Seit gestern ist die Gruppe mit einem Büro am Nürnberger Energiecampus vertreten. Lehre und Labors bleiben weiterhin an der Hochschule Ansbach. „Der Energiecampus ist inzwischen ein Kulminationspunkt geworden, das merken wir auch in Ansbach immer stärker“, sagt Schlüter. Viele für die Forscher interessante Partner sind auf dem ehemaligen AEG-Gelände vor Ort. Die Ansbacher Wissenschaftler arbeiten mit dem Institut für Leistungselektronische Systeme (ELSYS) der Technischen Hochschule Nürnberg zusammen. Mit dem Lehrstuhl für Fertigungsautomatisierung und Produktionssystematik der Universität Erlangen-Nürnberg sind sie am Forschungsverbund „Green Factory Bavaria“ beteiligt, den das Bayerische Wissenschaftsministeriums für vier Jahre finanziert. Der Geschäftsführer der Green Factory hat sein Büro praktischerweise nur 100 Meter hinter dem Energiecampus ebenfalls „Auf AEG“.

"Hier entsteht wirklich etwas"

„Wir möchten die Vernetzung dort nutzen“, sagt Schlüter. Seine Studenten schreiben zurzeit an 15 Projekt-, Bachelor- und Masterarbeiten über Projekte der Green Factory Bavaria. Die ZF Gusstechnologie hat eingewilligt, dass ihr Betrieb von den Forschern überprüft wird. „Unter Energieeffizienz verstehen die meisten Gebäudedämmung oder Energiesparlampen“, erklärt Schlüter. Oberste Priorität hat in einer Firma, dass die Produktion reibungslos läuft und weniger das Energiesparen. „Am Computermodell können wir untersuchen, ob zu viel Aluminium geschmolzen und dann warmgehalten werden muss.“ Die Simulation hilft, den richtigen Zeitpunkt für die Schmelze zu finden und damit Energie zu sparen.

„Sie können das auch nicht auf die letzte Minute machen, die Teile müssen rauskommen, koste es, was es wolle“, sagt Schlüter. Langfristig will sein Team weitere Flächen auf dem Energiecampus anmieten, um eine virtuelle Leitwarte zu Schulungszwecken einzurichten. An der Hochschule Ansbach sind die Laborräume begrenzt, doch neuen Platz hätte es auch näher gegeben. Trotzdem wollte das Team nach Nürnberg. Die Mitarbeiter werden abwechselnd vor Ort sein, denn, so Schlüter, „auf dem Energiecampus merkt man, das etwas entsteht“.

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