Stromtrasse quer durch Franken und Oberpfalz erhitzt die Gemüter

12.2.2014, 10:00 Uhr
Stromtrasse quer durch Franken und Oberpfalz erhitzt die Gemüter

© Berny Meyer

Wohl kaum ein Infrastruktur-Projekt hat in so kurzer Zeit für einen solchen Aufruhr gesorgt wie die geplante „Gleichstrompassage Süd-Ost“. Innerhalb von wenigen Tagen gründeten sich in der Oberpfalz, in Ober- und Mittelfranken Bürgerinitiativen, die ein gemeinsames Ziel haben: die Trasse zu verhindern.

Dabei ist schon seit einiger Zeit bekannt, dass sie in irgendeiner Form durch die Region führen wird. Grundlage für die Leitung ist der Netzentwicklungsplan, er soll den Ausbaubedarf des deutschen Strom- und Gasnetzes in den nächsten zehn Jahren darstellen. 2012 wurde der Plan zum ersten Mal ausgearbeitet, und zwar von den vier Übertragungsnetzbetreibern Tennet, Amprion, 50Hertz und TransnetBW. Sie haben laut dem Energiewirtschaftsgesetz den Auftrag, die wahrscheinliche Entwicklung von Energieerzeugung und -verbrauch in Deutschland in einem Szenario festzuhalten und daraus dann den Netzentwicklungsplan auszuarbeiten. Später wurde der Plan in das Bundesbedarfsplangesetz gegossen .

In diesem Prozess wurde die 450 Kilometer lange Trasse von Bad Lauchstädt (Sachsen-Anhalt) nach Meitingen (Bayern) festgelegt. Zu Beginn des Prozesses war eine genaue Trassenführung nicht zu erkennen: Anfangs- und Endpunkt wurden mit einer Geraden verbunden, die direkt über Nürnberg führte. Im Herbst 2013 wurden dann mehrere

Korridore mit einer Breite von 15 Kilometern vorgelegt. Doch diese überlagerten sich teilweise, so dass im Prinzip fast jeder Ort in Franken hätte betroffen sein können. Auf einen Kilometer verengte Korridore gibt es erst seit Mitte Januar. Eine Variante - sie führt von Bayreuth östlich an Nürnberg vorbei - ist die von Amprion bevorzugte. Alternativen wurden - das fordert der Gesetzgeber - auch vorgelegt.

Der Kunde zahlt die Kosten für die Trasse

Durch einen dieser Korridore soll ab 2022 - dem Jahr der Stilllegung des Kernkraftwerks Gundremmingen - die Gleichstrompassage Süd-Ost laufen. Der Bau wird nach Angaben von Übertragungsnetzbetreiber Amprion über eine Milliarde Euro kosten, die Hälfte trägt Amprion, die andere 50Hertz. Letztlich zahlt das der Kunde, denn die Investition wird auf die Netzentgelte umgelegt.

Trotz der hohen Kosten sei der Bau der Leitung nötig, beharrt Amprion. Schon jetzt komme es durch den massiven Ausbau erneuerbarer Energien im Norden und Osten Deutschlands zu Engpässen im Transport von Strom nach Süddeutschland, heißt es. Durch den Bau der neuen Netze könnten Stabilität und Versorgungssicherheit gewährleistet werden.

Allerdings gehen die Planungen vom heutigen Kenntnisstand aus: Nicht berücksichtigt wird, ob die Netze in einigen Jahren, wenn die dezentrale Erzeugung und die Speicherung von Energie große Fortschritte gemacht haben, überflüssig werden. Entsprechende Bedenken teilte die Bundesnetzagentur, die letztendlich den Netzentwicklungsplan genehmigte, aber nicht.

Bei der Leitung soll eine in Deutschland recht neue Technik zum Einsatz kommen: die Hochspannungsgleichstrom-Übertragungstechnik (HGÜ). Damit sollen hohe Leistungen über lange Distanzen verlustarm übertragen werden. Dabei entstehen entlang der Trasse statische elektrische und magnetische Felder, sie unterschreiten den gesetzlich festgelegten Grenzwert.

Einen Eingriff in die Landschaft wird die Stromautobahn in jedem Fall darstellen: Die Masten sollen bis zu 75 Meter hoch werden. Eine Abstandsregelung zu Häusern gibt es nicht, laut Gesetz dürfen sie nur nicht von der Leitung überspannt werden. Eine Erdverkabelung, wie sie manche Gegner fordern, ist nicht vorgesehen: Das hätte gesondert im Bundesbedarfsplangesetz festgehalten werden müssen.

Lesen Sie hierzu auch den Kommentar für die Stromtrasse: Energiewende ja, Trassen nein? Geht nicht! sowie den Kommentar gegen die Stromtrassen: Gegen den Strom. Stimmen Sie zudem in unserem Online-Voting ab:

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