Studie legt nahe: Crystal-Deal zwischen Bayern und Tschechien

23.4.2015, 20:46 Uhr
Der Crystal-Handel in den Grenzregionen Tschechiens ist fest im Griff der organisierten Kriminalität.

© dpa Der Crystal-Handel in den Grenzregionen Tschechiens ist fest im Griff der organisierten Kriminalität.

Herstellung und Handel mit der Droge Crystal Meth werden immer mehr zur organisierten Kriminalität. Diese Beobachtung erfülle Ermittler sowohl in Deutschland als auch in Tschechien mit Sorge, teilte das Münchner Justizministerium mit. Statt kleinerer Mengen stellten Zoll und Polizei nun häufiger größere Mengen sicher. Seit dem vergangenen Jahr würden immer häufiger ein oder zwei Kilogramm entdeckt - zuvor waren es meist nicht mehr als 100 Gramm.

Die gefährliche Synthetikdroge wird vor allem in Tschechien hergestellt und dann über die Grenze nach Deutschland geschmuggelt. Es sei deshalb notwendig, dass die Behörden beider Länder eng zusammenarbeiten, betonte Justizminister Winfried Bausback (CSU): "Nur wenn wir weiterhin gemeinsam vorgehen, haben wir eine Chance, dem Problem Crystal nachhaltig die Stirn zu bieten."

Deutlich mehr Geld für die Prävention

Obwohl die Droge über das bayerisch-tschechische Grenzland eingeführt wird, ist sie nicht nur ein Problem dieser Region. Darauf weist eine Untersuchung der Uni Bayreuth hin. Crystal sei ein gesamtgesellschaftliches Problem, schreiben die Autoren unter der Leitung von Prof. Martin Doevenspeck vom Lehrstuhl für Raumbezogene Konfliktforschung. Sie fordern für den Kampf gegen Crystal ein verbindliches Abkommen zwischen Deutschland und Tschechien. Auch Polen müsse ins Boot geholt werden, da von dort ein Teil der Grundstoffe für die Crystal-Produktion stamme. Und: Es müsse deutlich mehr Geld für die Prävention in die Hand genommen werden.

Auch Zahlen aus dem Justizministerium belegen, dass Crystal Meth nicht nur in Oberfranken und auch der nördlichen Oberpfalz verbreitet ist. Die in der Grenzregion ermittelten Täter stammten auch aus Thüringen, Sachsen, Sachsen-Anhalt und inzwischen vermehrt "auch aus anderen bayerischen Regionen", wie eine Sprecherin mitteilte. Und längst seien nicht nur die Behörden im Grenzgebiet mit dem Thema beschäftigt. Besonders in den Ballungszentren München und Nürnberg gebe es zunehmend Ermittlungsverfahren bei den Staatsanwaltschaften.

Die Droge macht extrem schell abhängig und führt zu Gehirnschädigungen. Jüngst warnte auch die Bundesregierung davor, dass Crystal Meth in Deutschland zunehmend um sich greift. Bei den Menschen, die erstmals als Konsumenten von Crystal Meth aufgefallen sind, gab es 2014 in Deutschland ein Plus von 14 Prozent auf 3138.

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